Raumfahrer-Treffen in Berlin

Zur Neueröffnung des Raumfahrtzentrums Orbitall in Berlin trafen vier bekannte Raumfahrer zusammen.

Autor: Britta Hermes und Karl Urban. Vertont von Dominik Mayer.

Das Orbitall: Zum neueröffneten Raumfahrtzentrum in Berlin gehört auch der Nachbau eines Teils der ISS
(Bild: Karl Urban)

Der Weltraum, unendliche Weiten – und mittendrin der Mensch, welcher auf der im Vergleich zum Universum winzigen Erde seine Bahnen um die Sonne zieht. Vielleicht kennen Sie das Gefühl, wenn Sie in einer sternenklaren Nacht in den Himmel blicken und erkennen, dass es dort draußen so unendlich viel zu entdecken gibt. So lässt sich vielleicht der menschliche Wunsch erklären, ins All zu fliegen – doch dieser Traum wird heute meist nur noch von Kindern geträumt. Vier bekannte Astro- und Kosmonauten, die sich am 10. Januar 2003 in Berlin zur Neueröffnung des Raumfahrtzentrums Orbitall in Berlin zusammenfanden, fordern, sich diesen „Kindheitsfaktor“ im Innern zu erhalten.

Schon für sich genommen war es ein Ereignis: Am 10. Januar fanden sich die deutschen Raumfahrer Sigmund Jähn, Thomas Reiter und Ulrich Walter sowie der Russe Sergej Saljotin zur Neueröffnung des Raumfahrtzentrums Orbitall im Freizeit- und Erholungszentrum – Wuhlheide (FEZ) in Berlin ein.
Das FEZ ist mit 13.000 m² Fläche und mehr als 30 verschiedenen thematischen Bereichen Deutschlands und sogar Europas größtes, vielfältigstes, nicht kommerzielles Kinder- und Jugendfreizeitzentrum. Heute besuchen jährlich rund 1,2 Millionen Neugierige die im Südosten von Berlin gelegene Einrichtung, deren Ziel es ist, Spaß am außerschulischen und praktischen, erlebnisorientierten Lernen zu fördern.

Zur Steigerung der Popularität trugen schon damals weithin bekannte Raumfahrerpersönlichkeiten wie Sigmund Jähn, Rheinhard Furrer, Edgar Mitchel, Waleri Bykowski, Reinold Ewald und Ulrich Walter bei. Das Zentrum beschäftigte sich zu DDR-Zeiten mit der prestige-trächtigen sowjetischen Raumfahrt, zu deren technischem und naturwissenschaftlichem Verständnis wichtige Kenntnisse vermittelt wurden.
Wichtiger Bestandteil der Arbeit des FEZ ist auch die technische Jugendbildungsarbeit, deren Hauptattraktion das wiedereröffnete Raumfahrtzentrum Orbitall bildet.

Die vier Raumfahrer Ulrich Walter, Sigmund Jähn, Sergej Saljotin und Thomas Reiter (v.l.n.r.)
(Bild: Karl Urban)

Die vier anwesenden Astro- und Kosmonauten haben alle mindestens einen Raumflug hinter sich: Sigmund Jähn war 1978 als erster deutscher Raumfahrer für die DDR auf einer Mission zur Raumstation Salut 6 ins All geflogen. Ulrich Walter nahm 1993 an der deutschen-amerikanischen Space Shuttle-Mission D2 teil. Thomas Reiter hielt sich 1995 für 179 Tage als Forschungskosmonaut auf der russischen Raumstation Mir auf. Er gehört zum Astronauten-Corps der ESA und wird voraussichtlich 2005 zu einem Langzeitflug zur Internationalen Raumstation (ISS) starten. Sergej Saljotin, für den es keinen Unterschied zwischen Astro- und Kosmonauten gibt, da sie beide in die gleiche Richtung fliegen, startete im Jahr 2000 ins All, um die Mir auf den kontrollierten Absturz vorzubereiten. Erst im vergangenden Jahr hatte er einen Kurzaufenthalt auf der ISS, von der er im November 2002 zurückkehrte.

Der europäischen Luft- und Raumfahrtbranche geht es derzeit nicht gut. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist der Nachwuchsmangel: Nur noch wenige junge Menschen entscheiden sich heute für ein technisches Studium oder gar eine Laufbahn in der Raumfahrt. Um die so wichtige kindliche Begeisterung für den Weltraum zu erhalten, wurde der Nachbau von Teilen der ISS im Orbitall vom Bund der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) gefördert.
Nach einer etwa 1½ Jahre dauernden Umbauphase in den Jahren 2001/2002 startet das Orbitall für Kinder und Jugendliche, die einen Flug ins All wagen wollen, in eine moderne, interaktive Zukunft. Das Erlebniszentrum bietet für alle Altersstufen einen beeindruckenden Einblick in die aktuellste Luft- und Raumfahrttechnik.

Die vier Raumfahrer auf der Pressekonferenz
(Bild: Karl Urban)

Im Eingangsbereich der pädagogisch sorgfältig durchdachten Ausstellung findet man sich zunächst im sogenannten Infozentrum wieder. Hier werden Originalgegenstände aus der Raumfahrt (bspw. ein Spacelab-Handschuh), Modelle verschiedener Trägerrakteten, Videoprojektionen und viel Wissenswertes aus der Raumfahrttechnik gezeigt. Interaktive Arbeitsplätze und eine kleine Fachbibliothek laden dazu ein, sich tiefergehende Kenntnisse über die Raumfahrt anzueignen. Ist man durch die „Schleuse“ getreten, in der Dr. Ulrich Walter per Video weitere Tipps gegeben hat, bekommt man in der „Trainingshalle“ einen Eindruck von den physischen und psychischen Anstrengungen bei der Vorbereitung auf Ausflüge ins All. Die Nachbildung einer Sojuskapsel und der Eingang zu den vier hier ausgestellten Modulen der ISS sind ebenfalls in diesem Raum zu finden. Danach führt der Weg durch das Kontrollzentrum der ISS, in welchem ein fazinierender virtueller Flug zur Raumstation simuliert werden kann. Über das FEZ-Raumschiff und das Modul Columbus, die bei der Wiedereröffnung aus Zeitgründen nicht gezeigt wurden, landen die jungen und älteren Ausstellungsbesucher dann wieder in der Realität.

Das neue Orbitall ermöglicht das authentische Erleben moderner Raumfahrt und Raumfahrttechnik und führt junge Menschen gelungen an zukunftsweisende Themen heran. Weitere Informationen zum neuen Raumfahrtzentrum finden Sie hier.

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