Russische Expansion

Während sich der Sojus-Startplatz in französisch Guayana seiner Fertigstellung nähert, beginnt man rund um Uglegorsk mit der konketen Infrastrukturplanung für den zukünftigen Startkomplex Wostotschny.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Roskosmos. Vertont von Peter Rittinger.

Arianespace
Sojus-Zugangsturm in Französisch Guayana
(Bild: Arianespace)

Zu letzterem fand am 17. Juni eine öffentliche Anhörung statt. Dabei ging es unter anderem um die ökologischen Auswirkungen von Bau und Betrieb des zuküftigen russischen Kosmodroms in der Amur-Region. Durch die ausschließliche Verwendung von Treibstoffen, die keine toxischen Abgase verursachen, sieht man sich hier auf einem positiven Weg. Auf die Endphase zu steuern mittlerweile Planungen für Infrastrukturmaßnahmen. Der Bau von Transportwegen wird die erste Phase der Errichtung des neuen Kosmodroms.

Bei Kourou ist mittlerweile der bewegliche Serviceturm an der russischen Startanlage fast fertiggestellt. Er ist 52 Meter hoch, kann auf Schienen an eine bereits aufgerichtete Sojus-Rakete herangefahren werden, wiegt rund 800 Tonnen und ermöglicht es, Nutzlasten in 36 Meter Höhe in aufrechter Position über mehrere Arbeitsplattformen an der Raketenspitze zu installieren. Nun fehlt nur noch die umhüllende Verkleidung. Russische Raketen werden normalerweise komplett mit Nutzlast liegend zum Startplatz gefahren. Viele kommerzielle Kunden verwenden allerdings Satelliten, die nur in aufrechter Position stabil genug für einen Transport sind. Für die Vermarktung der bewährten Sojus-Trägerrakete über den ESA-Startplatz in Südamerika musste man sich daher etwas einfallen lassen. Der Erststart einer Sojus von Kourou aus ist gegenwärtig für Dezember geplant.

Weiter in die Zukunft gerichtet sind Analysen von Entwürfen wiederverwendbarer Raketensysteme, welche Entwickler des Zentralen Aero-hydrodynamischen Instituts ZAGI in dieser Woche vorgelegt haben. Dabei geht es um Vorschläge für das Mnogorasowoi raketno-kosmitscheskoi Sistem MRKS 1 (wiederverwendbares kosmisches Raketensystem). Perspektivisch soll die erste Stufe ein vertikal startendes und landendes, wiederverwendbares System mit flugzeugähnlichen Eigenschaften sein, von dem aus ein breites Spektrum von Nutzlasten mit speziellen, möglichst modular aufgebauten Raketen eine Vielzahl erdnaher Bahnen erreichen kann. Betont wurde, dass eine fliegende Startbasis hier flexibler sei als alle aktuellen russischen Alternativen. Insbesondere entfiele die Einrichtung und Überwachung von Absturzzonen für Raketenteile auf dem Festland. Bisherige russische oder von Russland genutzte Raketenstartplätze liegen ausschließlich im Landesinneren, während international häufig Küstenabschnitte für den Bau solcher Anlagen ausgewählt wurden.

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