Russland und ESA werkeln an gemeinsamem Kosmodrom

Schon 2006 könnten russische Sojus-Raketen vom europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou abheben. Die Weichen hierfür wurden nun gestellt.

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: russiajournal.com.

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Start einer Sojus-Rakete von Baikonur. Bald vielleicht auch ein gewohntes Bild in Kourou? Bild: Arianespace, Starsem

Juri Koptew, Chef der russischen Raumfahrt-Agentur Rosaviakosmos, betonte im Rahmen der Pariser Air Show gegenüber Reportern von Itar-TASS das Voranschreiten der Bestrebungen, in Vereinbarung mit der europäischen Weltraum-Behörde ESA russische Sojus-Raketen vom europäischen Raketenbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus ins All zu starten. „Die Arbeiten an der Infrastrukur und den Raketen-Systemen, welche sich einem kompletten Upgrade unterziehen müssen, werden Ende 2005 abgeschlossen sein“, so Koptew. Die ersten Starts erwartet man im Jahr 2006. Die in diesem Rahmen zu tätigenden Arbeiten werden Schätzungen zu Folge rund 250 Millionen Euro verschlingen. Die eine Hälfte der Summe wird von Arianespace, dem europäischen Konzern zur Organisation von Weltraunstarts, getragen, die andere geht auf die Rechnung der ESA selbst. Den Bärenanteil hiervon trägt Frankreich.

Eine Schaffung einer entsprechenden Startplattform in Kourou für russische Systeme und damit die Portierung bewährter Start-Systeme auf europäische Infrastruktur war schon länger geplant. Bisher lagen die Verhandlungen auf Eis, da Russland die Mitfinanzierung der Umbauarbeiten in Kourou auf Grund der eigenen finanziellen Situation negieren musste. Den Gegenwert sieht man im Sojus-System, einer über Jahrzehnte hinweg bewährten Trägerrakete für mittlere Nutzlasten. In wie weit es der ESA gestatten sein wird, im Tausch selbst auf die Sojus zurückzugreifen, wurde unterdessen nicht bekannt gegeben.

Hauptgrund für den „Umzug“ der Russen ist die günstigere Lage von Kourou. Das europäische Startzentrum liegt im Vergleich zum russischen Kosmodrom Baikonur näher am Äquator, Starts lassen sich also mit weniger Energieaufwand und damit effizienter und kostensparender durchführen. Allerdings will man Baikonur nicht aufgeben: der auf 20 Jahre ausgelegte Pachtvertrag mit Kasachstan, denn Baikonur liegt für die Russen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Ausland, soll demnächst auf 50 Jahre ausgedehnt werden. Das weiter nördlich gelegene Plessetzk soll dagegen auf Grund seiner ungünstigen Lage und der vornehmlich militärischen Auslegung weniger intensiv genutzt werden als bisher. Durch die Verlagerung erhofft man sich zudem einen direkteren Zugang zum Markt der Satellitenstarts, zumal die im Vergleich sowieso schon günstigen russischen Systeme durch Ersparnisse beim Start für Investoren und Auftraggeber noch attraktiver werden.

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