Der Ringplanet Saturn magnetisiert offenbar zeitweise die Atmosphäre seines Mondes Titan. Diese neue Erkenntnis soll dabei helfen, die weitere Entwicklung des Saturnmondes zu klären und könnte auch zur Bestätigung oder Widerlegung der Annahme eines Ozeans unter Titans eisiger Oberfläche beitragen.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist.
Titans Atmosphäre besteht überwiegend aus dichtem Stickstoff mit Beimischungen von Kohlenwasserstoffen wie Methan und wird gern mit der Atmosphäre der frühen Erde verglichen. Die Wissenschaftler wissen gegenwärtig aber nicht, wie viel Titan-Luft gegenwärtig in den Weltraum entweicht.
Wie auch dem Planeten Mars scheint Titan ein eigenes, starkes Magnetfeld zu fehlen, welches die Atmosphäre vor dem Ausdünnen durch den ständig von der Sonne eintreffenden Sonnenwind, einen Strom geladener Partikel, bewahren könnte.
95% der Titanbahn liegen allerdings innerhalb der Magnetosphäre des Saturns. Hier übernimmt der Planet den Schutz der Mondatmosphäre weitgehend mit. Eintreffende Partikel werden zu den Polen des Saturns umgelenkt und verursachen dort gigantische Polarlichter. Das Plasma der Magnetosphäre stammt wahrscheinlich vom Saturnmond Enceladus, der ständig Wasserstoff und Eis aus kalten Geysiren speit.
Zusätzlich ruft Saturns Magnetosphäre aber auch Magnetfelder in der Titanatmosphäre hervor. Diese erschweren Messungen eines eventuell doch vorhandenen eigenen Magnetfeldes des Mondes. Dies wollen Forscher intensiver untersuchen, wenn Titan auf dem Bahnstück ist, das außerhalb der Magnetoshäre Saturns verläuft. Nach 31 Flybys der Saturnsonde Cassini innerhalb der Saturnmagnetosphäre durchflog das Raumfahrzeug am 13. Juni die obere Titanatmosphäre außerhalb des planetoiden Schützgürtels. Dabei konnte eine Restmagnetisierung der Mondatmosphäre gemessen werden. Diese hielt für etwa 3 Stunden an. „Es war überraschend, dass sie dort so lange anhielt“, sagte Andrew Coates, ein Mitarbeiter des Wissenschaftlerteams des University College London. „Auf lange Sicht kann uns dies wirklich helfen zu verstehen, wie sich Planetenatmosphären entwickeln“. Die neuen Erkenntnisse könnten zukünftig aber auch dabei helfen, festzustellen, wie stark ein eventuell doch vorhandenes eigenes Magnetfeld des Saturnmondes ist. Diese Ansicht äußerte zumindest Christopher Russell, Wissenschaftler an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Entsprechende Untersuchungen könnten frühestens im August nächsten Jahres beginnen, wenn auf Saturn Tag-und-Nacht-Gleiche herrscht. Der Sonnenwind trifft dann unter einem anderen Winkel auf die Magnetoshpäre des Planeten, wodurch die Richtung der induzierten atmoshärischen Magnetfelder auf Titan umgekehrt würde. Aus Differenzmessungen könnte man dann die Stärke des Titanmagnetfeldes berechnen.
Dies gilt natürlich nur für den Fall, dass Cassini auch im kommenden Jahr gut funktioniert. Messwerte über ein eigenes Magnetfeld ließen auch Rückschlüsse über den inneren Aufbau des größten Saturnmondes zu. Hoffnungen einiger Wissenschaftler beziehen sich auch auf die mögliche Existenz einer großen Menge salzhaltiger, leitfähiger Flüssigkeit unter der eisigen Hülle Titans.