Saturnorbiter Cassini bildet Venus ab

Der Raumsonde Cassini, welche bereits seit dem Jahr 2004 den Planeten Saturn umrundet, ist es kürzlich gelungen, den zweitinnersten Planeten unseres Sonnensystems abzubilden. Neben den ästhetischen Aspekten dienen diese Aufnahmen der Venus dazu, die Struktur des Ringsystems des Saturn eingehender zu untersuchen.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: CICLOPS, JPL.

NASA, JPL-Caltech, Space Science Institute
Im Hintergrund zu den Ringen ist in dieser Aufnahme der Planet Venus als ein heller Punkt erkennbar. Die Aufnahme gibt die Formationen in Echtfarben wieder.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Space Science Institute)

Bereits seit dem Sommer 2004 befindet sich die Raumsonde Cassini in einer elliptischen Umlaufbahn um den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems. Während der bisher absolvierten 183 Umläufe um den Saturn hat Cassini dabei mit dem aus einer Telekamera (NAC) und einer Weitwinkelkamera (WAC) bestehenden ISS-Kameraexperiment, einem der insgesamt 12 an Bord der Raumsonde befindlichen wissenschaftlichen Instrumente, eine Vielzahl von Bildern von der Saturnatmosphäre sowie von den 62 bisher bekannten Monden und den diversen Ringen dieses faszinierenden Planeten angefertigt, welche von der interessierten Öffentlichkeit auch auf einer speziellen Internetseite betrachtet werden können.

Zwecks einer eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung des Aufbaus des Ringsystems bildete die ISS-Kamera in der Vergangenheit auch immer wieder vom Standort der Raumsonde aus sichtbare Sternokkultationen ab, in deren Verlauf verschiedene relativ helle Hintergrundsterne durch Teile des Ringsystems bedeckt wurden. Durch die sich dabei ergebenden Helligkeitsschwankungen in den Lichtkurven der bedeckten Sterne erhalten die an der Cassini-Mission beteiligten Wissenschaftler nähere Aufschlüsse über den Aufbau und die Struktur der einzelnen Ringe. Durch die zeitliche Abfolge der auftretenden Helligkeitsschwankungen der Hintergrundsterne und deren Intensität können so zum Beispiel Rückschlüsse über die Lichtdurchlässigkeit und somit auch über die Materialdichte und Partikelgröße der einzelnen Ringstrukturen gewonnen werden.
Am 10. November 2012 konnte dabei ein ganz besonderer „Stern“ beobachtet werden, welcher dabei von Teilen des C-Ringes des Saturn-Ringsystems bedeckt wurde. Bei dem hellen Punkt, welcher in der nebenstehenden Abbildung zu sehen ist, handelt es sich um die Venus – den zweitinnersten Planeten unseres Sonnensystems. Aufgrund der großen Entfernung zwischen den beiden Planeten – die Distanz zwischen Venus und Saturn betrug zum Aufnahmezeitpunkt rund 1,423 Milliarden Kilometer – ist die Venus in dieser Aufnahme nur als heller Lichtpunkt erkennbar.

Zum Zeitpunkt der Aufnahme dieses Bildes befand sich die Sonne von Cassini aus gesehen direkt hinter der Planetenscheibe des Saturn, so dass in dieser Aufnahme in ihrem rechten Bereich die nicht von der Sonne beleuchtete Saturnhemisphäre und weiter links davon die zu diesem Zeitpunkt im Blickfeld der Kamera befindlichen Ringe im Gegenlicht gezeigt werden. Die einzelnen Ringstrukturen offenbaren sich bei diesen Beleuchtungsverhältnissen in einer Perspektive, in der auch Details ihrer Strukturen sichtbar werden, welche unter den normalerweise genutzten Beleuchtungsverhältnissen nicht erkennbar sind. Entsprechende Aufnahmen werden über längere Zeiträume hinweg belichtet, so dass bei der anschließenden Bildauswertung auch lichtschwächere Ringe oder feine Ringstrukturen erkennbar sind.

NASA, JPL-Caltech, Space Science Institute
Direkt neben der Saturnscheibe ist auch hier im oberen Bildbereich die Venus erkennbar. Bei dem hellen Punkt im unteren Bereich handelt es sich dagegen um einen Hintergrundstern.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Space Science Institute)

In einer zweiten Aufnahme vom 4. Januar 2013 – auch diese wurde im Gegenlicht erstellt – ist ebenfalls die Venus zu sehen. Neben der dunklen Planetenscheibe des Saturn in der linken Bildhälfte sind in dieser Falschfarbenaufnahme der breite, bläulich erscheinende E-Ring und darüber der dünne G-Ring erkennbar. Direkt zwischen dem G-Ring und der Planetenscheibe ist die Venus zu sehen. Die unförmige Struktur des E-Ringes wird durch die Vielzahl der Staubpartikel erzeugt, aus denen sich dieser Ring zusammenfügt. Bei dem hellen Punkt im Bereich des E-Ringes handelt es sich dagegen um einen viele Lichtjahre entfernt liegenden Hintergrundstern.

Die Mission Cassini-Huygens ist ein Gemeinschaftsprojekt der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA und der italienischen Weltraumagentur ASI. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien, eine Abteilung des California Institute of Technology (Caltech), leitet die Mission im Auftrag des Direktorats für wissenschaftliche Missionen der NASA in Washington, DC. Nach dem derzeitigen Planungsstand soll Cassini den Saturn noch bis zum Jahr 2017 erkunden und am 15. September 2017 aufgrund des dann nahezu komplett aufgebrauchten Treibstoffvorrates kontrolliert in der Atmosphäre des Ringplaneten zum Absturz gebracht werden.

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