Saturnringe: Berge von 4.000 Metern!

Jahrhunderte lang betrachtete die Wissenschaft die Struktur der Saturnringe als nahezu flach. Während des Äquinoktiums gewonnene Erkenntnisse (das quasi erstmals die „dritte Dimension“ erlebbar macht) zeigen jetzt, dass in dieser Hinsicht die Geschichte neu geschrieben werden muss.

Ein Beitrag von Lars-C. Depka. Quelle: Cassini Science Team, Lars-C. Depka.

Es zeigt sich nicht nur ein unerwartet hohes Ausmaß an Staubansammlungen und –wolken, darüber hinaus existieren innerhalb der Ringe einige Strukturen, die Höhen von 4.000 Metern und mehr erreichen, was sie die deutschen Alpen beispielsweise spielend überragen lässt.
Diese Erhebungen waren schon seit Mitte August an einer handvoll Positionen bekannt, als das einfallende Licht der Sonne direkt auf die Ringkante strahlte. Allerdings war es zu jener Zeit noch nicht möglich, die Höhe und Umfang der Wellenformationen zu messen. Während von der Erde aus betrachtet die Ringe im Laufe der ersten Hälfte des Jahres immer mehr verschwanden, bietet sich „vor Ort“ also eine sich etwa alle 5.380 Tage wiederholende seltene Gelegenheit, ihre Merkmale und Strukturen anhand der durch die bahnmechanischen Besonderheiten gegebenen Rahmenbedingungen aus bislang noch nicht dagewesenen perspektivischen Gesichtspunkten zu untersuchen.

NASA
Ringmaterial wird durch den Hirtenmond Daphnis zu Bergen von über 4.000 Metern aufgetürmt und machen sich durch ihren Schattenwurf bemerkbar.
(Bild: NASA)

Was uns die immer länger werdenden Schatten in den Folgewochen preisgaben, reichte von plastischen Darstellungen, über eine Vielzahl von Profilen, die sich über- und unterhalb der ansonsten papierdünnen Ringe erstrecken, bis hin zu Signaturen, die in ihrer Höhe mit den Rocky Mountains vergleichbar sind. Solche „Berge“ in den Ringen werden durch den gravitativen Einfluss des kleinen, seit 2005 bekannten und 6 bis 8 Kilometer großen Hirtenmond Daphnis hervorgerufen.

Diejenigen Strukturen, die als „Hauptringe“ bezeichnet werden, breiten sich bis zu etwa 140.000 km vom Planetenkern aus und sollten im Mittel eine Mächtigkeit von maximal einigen Dutzend Metern erreichen.

In den neuen Bildern erkennt man vertikale Formationen in sämtlichen Ringvektoren. Eine schon bekannte Wellung, die sich vermeintlich über eine Länge von 800 km innerhalb des innersten Rings (D-Ring) erstreckt, unduliert tatsächlich über eine Gesamtlänge von wenigstens 17.000 km noch durch die benachbarten Ringe C und B!

Zwei helle „Strähnen“ in jeweils unabhängigen Ringen entpuppten sich zudem zwischenzeitlich als Staubwolken, die vermutlich das Resultat von Kollisionen zwischen Ringpartikeln und Mikrometeoroide darstellen. Wie die Staubwolken durch simulierte Ermittlung der Impaktraten, die zu ihrer Entstehung geführt haben, zu besseren Erosionsmodellen beitragen könnten, ist derzeitig Gegenstand der Prüfungen.

Wie nicht anders zu erwarten, verringerte sich während der Zeit der außergewöhnlichen Sonneneinstrahlung auch die Temperatur der Saturnringe. Sie fiel auf den bis dato niedrigsten gemessenen Wert von –230°C (oder 43 K).

Raumcon:

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