In den nächsten fünf Jahren wird ein Team aus Experten und Expertinnen am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Uni Stuttgart das SOFIA Data Center (SDC) aufbauen. Eine Information der Universität Stuttgart, Deutsches SOFIA Institut.
Quelle: Universität Stuttgart 12. September 2024.
12. September 2024 – Ziel ist es, die von SOFIA, dem Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie gesammelten Daten der internationalen astronomischen Gemeinschaft in optimalem Zustand zur weiteren wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Köln vom 9. bis 13. September 2024 hat Bernhard Schulz, Projektwissenschaftler des SDC und ehemaliger SOFIA Science Mission Deputy Direktor, das SDC der Wissenschaftsgemeinschaft vorgestellt.
Nachdem SOFIA, ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen und amerikanischen Raumfahrtagenturen, DLR und NASA, im September 2022 den Beobachtungsbetrieb eingestellt hat, wird es wegen der langen Entwicklungsphasen solcher Projekte mindestens zehn bis zwanzig Jahre lang kein Observatorium mehr geben, das Ferninfrarotdaten detektieren kann. „Daher ist jedes Photon, das SOFIA detektiert hat und dessen Messung im SDC-Archiv gespeichert sein wird, derzeit ausgesprochen wertvoll.“, meint Schulz „Wir wollen mit unserer Arbeit deutsche und internationale Astronomen und Astronominnen dabei unterstützen, SOFIAs wissenschaftliches Erbe vollständig auszuschöpfen und noch zahlreiche Artikel zu veröffentlichen, die auf diesem Archiv basieren.“
Kontinuierliche Optimierung
Bevor Forschende astronomische Beobachtungen wissenschaftlich auswerten können, müssen diese Daten zunächst eine Grundverarbeitung durchlaufen, bei der zum Beispiel störende Faktoren der Detektoren bereinigt oder verschiedenen Datenpunkten die richtigen Wellenlängen zugeordnet werden. Die dafür nötige Software wird kontinuierlich optimiert und am Ende der Betriebsphase großer Observatorien ist es üblich, alle Daten nochmal mit der neuesten Version dieser Software zu bearbeiten. Bei einer fliegenden Sternwarte wie SOFIA spielen zusätzliche Faktoren wie etwa eine verbesserte Koordinatenrekonstruktion – abgeleitet von den Leitkameras des Observatoriums – oder neue Korrekturen für den vorhandenen infrarotabsorbierenden atmosphärischen Wasserdampf eine Rolle. Zusammen mit den wissenschaftlichen Daten werden diese technischen und operationellen Informationen ebenfalls im SDC-Archiv abgelegt sein. Zahlreiche ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Deutschen SOFIA Instituts (DSI), das im Auftrag des DLR die SOFIA Aktivitäten während der Betriebsphase koordiniert hat, werden hierfür ihre Expertise in das SDC einbringen.
Kompatibel mit dem Virtuellen Observatorium
Mit Hilfe von Workshops und Webinaren oder in direkter Einzelberatung wird das SDC, Forschende im Umgang mit den SOFIA-Beobachtungen unterstützen. Die Daten des SDC-Archivs, dessen Struktur sich am Virtual Observatory (VO) Standard orientiert, stehen Forschenden aus aller Welt kostenlos zur Verfügung. So können SOFIA-Daten mit denen anderer Observatorien kombiniert oder verglichen werden, die dasselbe Objekt zum Beispiel bei anderen Wellenlängen oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten beobachtet haben. Offiziell ist das SDC bereits im Juli 2024 gestartet. Zum Ende seiner Laufzeit Ende Juni 2029 wird sein Archiv dauerhaft an das Deutsche Astronomische Zentrum in Görlitz transferiert.
Auf amerikanischer Seite hatte die NASA in der rund einjährigen Nachbetriebsphase von SOFIA nur eine begrenzte Datenmenge neu bearbeitet und anschließend alle Daten dem Infrarot-Wissenschaftsarchiv am Infrared Processing and Analysis Center (IPAC), einem NASA-Wissenschaftszentrum am California Institute of Technology (Caltech) zur Verfügung gestellt. Das SDC plant eine Zusammenarbeit mit IPAC, sodass beide Archive miteinander im Einklang bleiben.
Das SDC wird mit Mitteln der DLR Raumfahrtagentur unter dem Förderkennzeichen FKZ 50OK2404 finanziert.
Über SOFIA
SOFIA, das Stratosphären Observatorium Für Infrarot Astronomie, ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR; Förderkennzeichen 50OK0901, 50OK1301, 50OK1701 und 50OK2002) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA). Es wird auf Veranlassung des DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Die SOFIA-Aktivitäten werden auf deutscher Seite von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR koordiniert und vom Deutschen SOFIA Institut (DSI) der Universität Stuttgart durchgeführt, auf amerikanischer Seite von der NASA und der Universities Space Research Association (USRA).
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