SOFIA wieder flugbereit

Nachdem die fliegende Sternwarte wegen Problemen mit dem Hauptspiegel kurzzeitig am Boden bleiben musste, ist sie nun wieder flugfertig und bereit, weitere wissenschaftliche Arbeit zu leisten. Darüber sprach Raumfahrer.net mit dem Projektleiter von SOFIA, Alois Himmes.

Ein Beitrag von Simon Plasger. Quelle: Eigenrecherche. Vertont von Peter Rittinger.

Raumfahrer.net/Simon Plasger
Alois Himmes, Projektleiter von SOFIA
(Bild: Raumfahrer.net/Simon Plasger)

SOFIA, das Gemeinschaftsprojekt der NASA und dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), darf wieder fliegen. Nach den Problemen mit dem Hauptspiegel (Raumfahrer.net berichtete) des fliegenden Infrarotobservatoriums ist nun alles wieder in Ordnung und die Forschung kann weitergehen. Mehr dazu berichtete Alois Himmes, der Leiter des SOFIA-Projekts.

Raumfahrer.net: Vor wenigen Tagen gab es ja Probleme mit dem Spiegel von SOFIA, da hatten sich wohl einige Sensoren abgelöst. Wie ist da der aktuelle Stand, sind die Reparaturen im Gange?

Alois Himmes: Das Problem war, dass dort Kabelhalter befestigt waren, die das falsche Material hatten und aufgrund ihres Ausdehnungskoeffizienten abgefallen sind, oder zum Teil auch Spiegelausbrüche verursacht haben, Gott sei Dank auf der Rückseite des Spiegels. Man hat dann natürlich sehr sorgfältig inspiziert, was die Ursache ist, hat Vorschläge gemacht, wie man das behebt und die Entscheidung war, alle kritischen Kabelhalter zu entfernen. Das hat man gemacht. Dann hat man die defekten Stellen auf Risse untersucht und an den Stellen, wo man Sorge hatte, dass die Risse sich fortpflanzen könnten, wie zum Beispiel auf der Windschutzscheibe eines Autos, wo es ja auch entsprechende Einschläge gibt, die kritischen Stellen ausgefräst. Die Arbeiten sind abgeschlossen, man hat den Spiegel auch nochmal von Experten untersuchen lassen, also von den Optikexperten, die sich mit diesem Glas auskennen und hat dann die Freigabe für weitere Flüge erteilt, so dass SOFIA dann, mit einem Tag Verzögerung, aber doch noch am Samstagmorgen in Köln landen konnte. Man hat auch die Freigabe für die Rückflüge in die USA und auch noch für einige Wissenschaftsflüge erteilt. Das Problem ist also verstanden und behoben.

RN: Sind jetzt noch weitere Arbeiten geplant oder ist SOFIA wieder komplett flugfertig?

Himmes: Es ist wieder komplett flugfertig. Natürlich fällt, wie beim Auto, immer etwas aus, es ist jedoch redundant ausgelegt, so dass es nicht kritisch wird. Der Spiegel ist aber wieder soweit, dass man ohne Sorge mit ihm fliegen kann.

Raumfahrer.net / Simon Plasger
Das deutsche Instrument GREAT
(Bild: Raumfahrer.net / Simon Plasger)

RN: Nun geht SOFIA im Oktober erstmal in eine „Wartungspause“. Sind bis dahin noch wissenschaftliche Flüge geplant?

Himmes: Schon auf dem Flug nach Köln hat man vier Stunden Zeit gehabt, Wissenschaft zu machen, das ist auch erfolgreich gemacht worden. Die Wissenschaftler waren ganz zufrieden mit ihren Daten, die sie natürlich noch im Detail auswerten müssen. Weitere Wissenschaft wird auf dem Flug zurück in die USA gemacht und dann sind bis Ende September noch drei bis vier weitere wissenschaftliche Flüge geplant. Im Oktober werden dann noch einige Testflüge zur Charakterisierung des Teleskops und zum Verständnis der Luftverwirbelungen sein, um das Teleskop besser ausrichten zu können. Danach ist in der Tat eine Phase geplant, in der SOFIA für ca. sechs Monate stillstehen wird. In der Zeit werden dann größere Wartungen am Flugzeug gemacht, es wird eine Vorkühleinrichtung installiert, mit der SOFIA schon am Boden gekühlt werden kann und nicht erst, wenn in der Stratosphäre die Tür aufgeht. Außerdem wird im Cockpit eine modernere Avionik eingebaut, die den heutigen Standards entspricht. Das Flugzeug ist von 1977 und hat noch diese schönen Rundinstrumente, die alle wunderbar funktionieren, aber eben auch eine höhere Arbeitsbelastung für die Crew darstellen, was man mit einer besseren Avionik vermeiden will.

RN: Was sind für die Wissenschaftsflüge bis Oktober noch für Ziele geplant?

Himmes: Es sind die Ziele, die bisher ausgesucht wurden, also, dass man die Sternenentstehungsgebiete mit dem Instrument GREAT untersuchen wird, also Gebiete, wo große Staub- und Molekülwolken unter ihrer Eigengravitation in sich selbst kollabieren und dort neue Sterne und Planetensysteme bilden. Gerade auf dem Flug von Stuttgart nach Washington fliegt das Flugzeug in Richtung Westen, das Teleskop ist also nach Süden ausgerichtet und kann so auf das galaktische Zentrum schauen, wo solche Prozesse insbesondere stattfinden.

RN: Vielen Dank für das Interview!

Das eingesetzte Instrument GREAT (German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies) stammt aus deutscher Entwicklung. Es ist ein hochauflösendes Spektrometer, welches die sogenannten Spektrallinien, die von den beobachteten Sternen ausgesandt werden, auflösen und bestimmen kann. Diese Linien sind sozusagen der Fingerabdruck des Atoms oder Moleküls, womit sich die Zusammensetzung entfernter Gas- und Staubwolken bestimmen lässt. Mehr über die Technik dieses Spektrometers werden Sie in Zukunft auf Raumfahrer.net finden.

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