Sojus 2.1a befördert sechs Globalstars

Am 19. Oktober 2010 um 19:10 Uhr MESZ wurde auf einer von Starsem betriebenen und von Arianespace vermarkteten Sojus-2.1a-Rakete der erste Cluster von sechs Satelliten der zweiten Globalstar-Generation im kasachischen Baikonur gestartet.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Arianespace, Globalstar, Roscosmos, Starsem, TAS.

Arianespace
Rampe Nr. 6 in Baikonur vor Ankunft der Trägerrakete
(Bild: Arianespace)

Die ausschließlich mit Flüssigkeitstriebwerken ausgestattete Rakete hob nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos exakt um 21:10 Uhr und 59 Sekunden Moskauer Zeit von der Startrampe Nummer sechs in Baikonur ab. Da das Startfenster für die 1.762. Rakete aus der Sojusfamilie auf Grund der für die transportierten Satelliten vorgesehenen Bahnen nur eine Sekunde betrug, war ein pünktlicher Start unbedingt erforderlich. Nach dem planmäßigen Abheben brachten die Kerosin mit flüssigem Sauerstoff verbrennenden, von ZSKB-Progress gebauten Raketenstufen der Sojus die aus Fregat-Oberstufe von NPO Lawotschkin, einem Dispensersystem von EADS Astrium zum Satellitenaussetzen und den sechs Satelliten bestehende Orbitaleinheit auf eine Übergangsbahn.

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Die Sojus 2.1a Flug ST 22 hat abgehoben
(Bild: Arianespace)

Eine Masse von rund 8.200 Kilogramm erreichte diese Bahn, welche durch eine erste Brennphase der mit unsymmetrischen Dimethylhydrazin (UDMH) und Distickstofftetraoxid (NTO) betriebenen Oberstufe anschließend in eine Transferbahn, auf der die Orbitaleinheit mit Orbitgeschwindigkeit unterwegs war, verwandelt wurde.

Arianespace
Die beiden Hälften des Dispensersystems von EADS Astrium leer …


Nach einer zweiten Brennphase der Oberstufe waren die Voraussetzungen zum Aussetzen der Satelliten mit einer Masse von jeweils rund 650 Kilogramm gegeben. Die ersten beiden Satelliten wurden gegen 20:49 Uhr MESZ von der oberen Hälfte des Dispensersystems freigegeben, eine Minute und vierzig Sekunden später, gegen 20:51 Uhr MESZ, erfolgte die Abtrennung der vier übrigen Satelliten von der unteren Hälfte des Dispensersystems.

Die von Thales Alenia Space (TAS) gebauten Satelliten sind die ersten Raumfahrzeuge für die zweite Generation eines Satellitennetzes der Globalstar Inc. mit Sitz in Covington im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Mit dem neuen Netz will Globalstar wieder Nutzer von mobilen Endgeräten mit einer Reihe von unterschiedlichen Sprach- und Datendiensten versorgen. Datenraten von bis zu 256 kBit/s sollen unter anderem Multimedianachrichten, mobilen Videoempfang, Geolokationsdienste und die Nutzung von Datendiensten mit GPS-Integration ermöglichen.

Arianespace
… und mit den Satelliten beladen
(Bilder: Arianespace)

Kunden in über 120 Ländern könnten auf Globalstars Angebote zurückgreifen. Zwischen Februar und November 1999 waren die 24 Satelliten der ersten Generation ins All gebracht worden.

Insgesamt 24 Satelliten der zweiten Generation sowie 4 entsprechende Reservesatelliten hat Globalstar bei TAS in Auftrag gegeben. Außerdem wurde zusätzlich vereinbart, dass Globalstar bis Juni 2012 weitere 24 Satelliten bei TAS für einen bereits vereinbarten Festpreis bestellen kann. Die Struktur der Satelliten für Globalstar und die Untersysteme zum Thermalmanagement baut TAS im französischen Cannes, die Kommunikationsnutzlasten der Satelliten entstehen im französischen Toulouse. Teile der Seitenwände kommen aus dem italienischen Turin, die Entwicklung und Produktion eines Teils der elektronischen Komponenten der Kommunikationsnutzlast ist Aufgabe des italienischen TAS-Standorts L’Aquila. Weitere Bestandteile der Satelliten sind ebenfalls italienische Erzeugnisse: Aus Madrid kommen diverse passive Mikrowellenkomponenten, die L-Band-Antennen der Satelliten sind römischer Herkunft, Bordrechner und Teile der GPS-Empfänger baut man in Mailand.

Thales Alenia Space
Globalstar-Satelliten im All – Illustration
(Bild: Thales Alenia Space)

15 Jahre lang soll sich jeder der neuen Trabanten im Weltraum betreiben lassen. Um ihren Aufgaben auf Kreisbahnen in rund 920 Kilometern über der Erde gerecht zu werden, sind sie mit mit jeweils 16 Transpondern ausgestattet, die im S-Band senden, und mit jeweils 16 Receivern, die im L-Band empfangen.

Drei weitere Starts von Sojus-Raketen mit jeweils sechs Satelliten an Bord sind derzeit geplant. Sie sollen ebenfalls im kasachischen Baikonur stattfinden. Vorgesehen ist, dass die 18 Satelliten in der ersten Hälfte des Jahres 2011 Bahnen um die Erde erreichen. Sind schließlich alle 24 Satelliten der zweiten Generation im All, will Globalstar aus ihnen und den acht im Jahre 2007 in den Weltraum gebrachten Raumfahrzeugen der ersten Generation, welche die Reservesatelliten der Konstellation der ersten Generation darstellten und noch vier oder fünf Jahre nutzbar sein müssten, ein Netz aus 32 Satelliten bilden, das sich über das Jahr 2025 hinaus betreiben lassen soll.

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