Sojus-Kapsel landet unter winterlichen Verhältnissen

Heute morgen um 3:26 Uhr MEZ ging die Rückkehrkapsel von Sojus-TMA 02M zielgenau in der kasachischen Steppe nieder. Damit beendete auch das zweite rein digital gesteuerte russische Raumschiff seine Mission nach 167 Tagen im All erfolgreich. (Newsbild: Die Landekapsel beim Wiedereintritt)

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roskosmos, SFN. Vertont von Peter Rittinger.

Die drei Rückkehrer, Sergej Wolkow, Michael Fossum und Satoshi Furukawa, verabschiedeten sich am Tag zuvor von ihren zurückbleibenden Kollegen auf der ISS. Sie schlossen gestern gegen 20:41 Uhr MEZ die Luken zwischen den Raumfahrzeugen und führten die obligatorischen Dichtigkeitstests durch. Genau um Mitternacht lösten sich die Andockklammern und Sojus-TMA 02M schob sich langsam von der ISS, an der es seit dem 9. Juni dauerhaft befestigt war. Mit Sojus-Kommandant Sergej Wolkow an den Kontrollen entfernte sich das Raumschiff langsam vom Kopplungs- und Forschungsmodul Rasswjet. Rund eine Stunde vor dem Ablegen wurde die Lagekontrolle der ISS bereits an das russische Segment übertragen, um den Ablegevorgang nicht durch automatische Lagekorrekturen zu beeinflussen. In 50 Metern Entfernung führte der Sojus-Kommandant noch einige Tests des neuen digitalen Steuerungssystems RODK (Manuelle Lageregelung im Digitalmodus) durch.

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Orbitalmodul, Landekapsel und Servicemodul werden getrennt

Nach knapp zweieinhalb Stunden Flug und einigen Bahnmanövern wurden um 2:32 Uhr MEZ die Bremstriebwerke für 4 Minuten und 16 Sekunden aktiviert, um die endgültige Rückkehr zur Erde einzuleiten. Um einen Eintritt in die ersten Schichten der Erdatmosphäre zu erreichen, war ein Impuls von 115,2 m/s vonnöten, was eine Verlangsamung um 414 km/h bewirkte. Kurz vor dem Eintritt in die obere Erdatmosphäre, gegen 3 Uhr unserer Zeit, wurden Orbitalmodul, Landekapsel und Servicemodul per Sprengbolzen voneinander getrennt. Alle drei Teile traten in die obersten Luftschichten ein, aber nur die Landeeinheit ist mit einem ablativen Hitzeschutzschild ausgestattet und übersteht nach der entsprechenden Ausrichtung zum Abbremsen durch Luftreibung den Wiedereintritt.

Die Kapsel wurde nun durch den Luftwiderstand und danach durch einen kleinen Bremsfallschirm auf eine Geschwindigkeit von etwa 350 km/h verzögert. Der größten G-Belastung waren die Raumfahrer gegen 3:09 Uhr MEZ in rund 33 km Höhe ausgesetzt. Anschließend öffnete sich in 11 Kilometern Höhe der große Hauptfallschirm, der für eine weitere Verlangsamung auf ungefähr 21 km/h sorgte.

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Der Hauptschirm öffnet sich
(Bild: NASA-TV)

In sieben Kilometern Höhe wurde der Hitzeschutzschild abgeworfen und unmittelbar vor dem Aufsetzen zündeten die sechs Bremstriebwerke, um die Landung weiter zu dämpfen. Die Geschwindigkeit der Landekapsel betrugt im Moment des Aufsetzen noch ca. 10 km/h. Die Landung erfolgte bei 51 Grad nördlicher Breite und 67 Grad 10 Minuten östlicher Länge rund 80 Kilometer nördlich der Stadt Arqalyq in Kasachstan.

Alle drei Besatzungsmitglieder überstanden Rückkehr und Landung in gesundheitlich gutem Zustand. Die Bergungsmannschaften waren mit 12 Hubschraubern, 3 Flugzeugen sowie 6 Such- und Rettungsfahrzeugen im Landegebiet und erreichten die Landestelle wenig später nach dem Aufsetzen, kurz vor Sonnenaufgang. In Landegebiet herrschen zu diesem Zeitpunkt winterliche Bedingungen mit sehr niedrigen Temperaturen. Sofort von Ärzten und Betreuungspersonal umgeben, auf speziellen Sitzen und in Decken eingehüllt, wurden erste medizinische Werte geprüft. Das russische Personal entlud währenddessen die wissenschaftliche Fracht, welche mit dem Landemodul zur Erde gelangte. Sergej Wolkow reiste nach der Bergung in das russische Kosmonauten-Ausbildungszentrum nahe Moskau, Michael Fossum und Satoshi Furukawa sofort in die USA weiter.

Den längsten Aufenthalt der drei im All kann jetzt Sergej Wolkow mit 366 Tagen und zwei Missionen für sich verbuchen, gefolgt von Michael Fossum mit 194 Tagen bei drei Missionen und Satoshi Furukawa mit 167 Tagen, da er seine erste Mission bestritt. Als nächstes werden die Raumfahrer André Kuipers, Oleg Kononjenko und Donald Pettit mit Sojus-TMA 03M am 21. Dezember zur ISS aufbrechen und die heute begonnene Expedition 30 verstärken.

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Besatzung und Bergungsmannschaft nach dem Ausstieg
(Bild: NASA)

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