Am 8. April 2008 ist Sojus-TMA 12 erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Richtung ISS gestartet. Mit dem Raumschiff werden zwei Kosmonauten der Expedition 17 zur Raumstation gebracht. Gleichzeitig ist eine südkoreanische Kosmonautin als erste Raumfahrerin ihres Landes mit an Bord.
Ein Beitrag von Günther Glatzel und Daniel Schiller. Quelle: Energia, NASA.
Pünktlich um 13:16 Uhr MESZ hob die Trägerrakete ab. Nach 10 Minuten trennte sich Sojus-TMA 12 von der Oberstufe und entfaltete seine Antennen und Solarzellen erfolgreich. Die Besatzung besteht aus den beiden Russen Sergei Alexandrowitsch Wolkow (Kommandant) und Oleg Dmitriewitsch Kononenko und aus der Koreanerin So-Yeon Yi. Die beiden Russen werden Teil der 17. Stammbesatzung der ISS. So-Yeon Yi wird mit Peggy Whitson und Juri Malentschenko, der alten Stammbesatzung 16, am 19. April in Sojus-TMA 11 zur Erde zurückkehren. Das dritte Mitglied der neuen Stammbesatzung, der Amerikaner Greg Chamitoff, wird mit STS-124 im Juni hinzustoßen und das letzte Mitglied von Expedition 16, Garrett Reisman, ablösen.
Am 10. April (Donnerstag) soll Sojus-TMA 12 an der Raumstation andocken.
Koreanische Experimente
Yi So Yeon wird während ihres Aufenthaltes in der Internationalen Raumstation 15 Experimente des koreanischen Forschungsprogramms durchführen. Dazu gehören Geophysik, Medizin, Biologie, Ökologie, Biotechnologie und Materialwissenschaft.
So arbeitet sie mit einem neuen, elektromechanischen System zum schnellen Ausrichten einer Teleskopkamera, mit der Blitze in der oberen Atmosphäre fotografisch erfasst werden sollen. Außerdem widmet sie sich dem Studium der Effekte von Schwerelosigkeit und Strahlung auf Pflanzenzellen. Dabei handelt es sich um Samen von Reis, Sojabohnen, Raps, Rettich, Pfeffer, wildem Sesam, Arabidopsis (Ackerschmalwand), Orchideen, Löwenzahn, Hibiscus und Schmuckkörbchen (Kosmee). Für Bildungszwecke wird auch Pflanzenwachstum dokumentiert. Untersucht werden ebenso genetische und Alterungsprozesse bei insgesamt 1.000 Fruchtfliegen. Medizinische Forschungen beinhalten die regelmäßige Messung des Augeninnendrucks, ein 24-Stunden-EKG, die Erfassung von Gefäßveränderungen im Gesicht (Puffy Face) mittels Spezialkamera mit diversen Filtern und Rastern sowie die Dokumentation von Geschmacksveränderungen. Dazu wird typisch koreanische Kost gereicht.
Bestandteile des Forschungsprogramms ist auch Erdbeobachtung und –fotografie, die Kultivierung verschiedener pflanzlicher, tierischer und menschlicher Zelltypen im Minireaktor BIOTRON MBR, die Synthese von Zeolithkristallen aus 9 Proben unterschiedlicher Konzentration, die Herstellung poröser metall-organischer Materialien, Messungen des Lärms im russischen Teil der ISS, des Test eines neuen Speichermaterials (FRAM) im Vergleich zu bisherigen Flash-Speichern (NAND) sowie die Erprobung eines neuen Messgerätes für geringe Massen (50 – 200 Gramm). Konventionelle Waagen sind in der Schwerelosigkeit nutzlos. Die Massebestimmung muss über die Fähigkeit eines Körpers, eine Bewegungsänderung zu behindern, erfolgen.
Schließlich wird das Leben von Yi So Yeon in der Raumstation fotografisch und filmisch dokumentiert. Dabei werden auch Videos für Bildungszwecke gedreht. Hierfür wird das Verhalten verschiedener Körper in der Schwerelosgkeit demonstriert. Dazu gehören u.a. Fächer, Stifte, Seile, Kreisel, Wassertropfen, Federn und Papierblumen.