Sojus-TMA 14 gestartet

Mit dem Start des russischen Raumschiffes, der 12:49 Uhr MEZ erfolgte, gelangt der Kern der ISS-Expedition 19, bestehend aus dem Kommandanten Gennadi Padalka und dem Bordingenieur Michael Barratt ins All. Die beiden sollen bis Mitte Oktober in der Raumstation Dienst tun. Kurzzeitig mit dabei ist auch Charles Simonyi, der seinen zweiten, selbst bezahlten Raumflug unternimmt.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Roskosmos.

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Die Besatzung der russischen Raumkapsel: Simonyi, Padalka, Barratt (v.l.n.r.)
(Bild: NASA)

Im Mai soll mit dem nächsten Sojus-Flug die Stammbesatzung der Raumstation auf 6 Personen vergrößert werden. Daher werden die Expeditionen 19 und 20 als Partner präsentiert. Um die Station funktionstätig zu halten und automatisch ablaufende Experimente zu betreuen, sind etwa 2,5 Besatzungsmitglieder erforderlich. Bisher stand also quasi nur ein halber Raumfahrer für wissenschaftliche Versuche zur Verfügung. Dies soll sich drastisch ändern. Zwar wird auch der Aufwand für Wartung und Reparaturen etwas steigen, bei sechsköpfiger Besatzung werden aber wohl 3 Raumfahrer ganztägig experimentieren können. In der Realität wird es aber eher so sein, dass jeder Raumfahrer etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit wissenschaftlich tätig wird.

Von den drei Raumfahrern, die mit Sojus-TMA 14 ins All gelangen, absolviert Gennadi Padalka seinen dritten und Charles Simonyi seinen zweiten Flug. Padalka war bei zwei Langzeitmissionen bereits mehr als ein Jahr im Erdorbit.

Nach dem Docking mit der ISS am 28. März soll die neue Besatzung das Kommando über die Station am 2. April übernehmen. Fünf Tage später kehrt die alte Stammbesatzung, Michael Fincke und Juri Lontschakow, gemeinsam mit Charles Simonyi zur Erde zurück. Koichi Wakata wird zunächst in die Expedition-19-Crew übernommen und bei der nächsten Shuttle-Mission abgelöst.

Anfang Mai wird Progress-M 66 abgekoppelt und wenige Tage später durch Progress-M 02M ersetzt. Ende Mai erfolgt dann der Start der Expedition 20. Im Juni soll die Endeavour und im August die Discovery die Station anfliegen. Ebenfalls in die Dienstzeit der Expedition 19 fällt die Ankunft des ersten japanischen Frachtraumschiffes HTV 1. Dieses wird den Bug der Station ansteuern und in geringer Distanz vom Roboterarm der Station übernommen und angedockt. Dieses Verfahren wird erstmals an Bord der ISS ausgeführt. Fracht bringt außerdem ein weiteres Progress-Raumschiff.

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Das Signet der ISS-Expedition 19
(Bild: NASA)

Für die Expedition 19 sind zwei Ausstiege geplant. Beide dienen der Vorbereitung auf die Ankunft eines neuen Kopplungs- und Schleusenmoduls für das russische Segment Ende des Jahres. Dazu müssen verschiedene Arbeiten außerhalb der Station vorgenommen werden. Außerdem wird auch ein spezielles Kopplungsaggregat am Zenit-Kopplungsstutzen des Moduls Swesda montiert. Dazu muss der Kopfteil des Moduls enthermetisiert werden, obwohl die Raumfahrer nicht wirklich aussteigen.

Zum Ende der Mission werden dann für einige Tage 9 Raumfahrer an Bord der Station sein, bis die Übergabeformalitäten abgeschlossen sind. Der Flug von Padalka und Barratt ist auf 199 Tage geplant und soll am 11. Oktober enden. Dann werden auch erstmals seit 1969 wieder drei Sojus-Raumschiffe gleichzeitig im All sein und erstmals überhaupt drei bemannte Raumschiffe gleichzeitig an der ISS angekoppelt.

NASA-TV
Start der Sojus-Trägerrakete in Baikonur
(Bild: NASA-TV)

Während der Mission sind umfangreiche Forschungsarbeiten im Auftrag der beteiligten Raumfahrtagenturen NASA (USA), RSA (Russland), ESA (EU), JAXA (Japan) und CSA (Kanada) geplant. Sie betreffen die Fachbereiche Medizin, Biologie, Physik, Materialforschung, Erderkundung, Technologie und Astrophysik. Hier seien nur einige Beispiele angeführt. Weitere Forschungsarbeiten werden in unseren ISS-aktuell-Artikeln zu finden sein.

Beim Experiment Multi-User Droplet Combustion Apparatus – Flame Extinguishment Experiment (MCDA-FLEX, NASA) wird die Effektivität von Feuerlöschsystemen in der Schwerelosigkeit erforscht. Zunächst im Modell untersucht, dienen die Experimente dazu, ein neues System für das in Entwicklung befindliche Orion-Raumschiff zu definieren.

Das Experiment Kaskad (БТХ-26, RSA) hat das Studium der Kultivierung verschiedener Zelltypen unter kontrollierten Bedingungen zum Inhalt. Dazu wird ein spezieller Bioreaktor verwendet.

Im Rahmen von WAICO (Waving and Coiling, ESA) wird untersucht, wie das Wachstum von Pflanzenwurzeln in der Schwerelosigkeit abläuft. Diese Versuche werden mit Pflanzen der Gattung Arabidopsis in der Biolab Facility, einer Art Gewächshaus, vorgenommen. Vor allem will man herausfinden, ob das wellen- bzw. wickelförmige Wachstum der Wurzeln unabhängig vom Vorhandensein der Schwerkraft ist.

Beim Experiment Rad Silk (JAXA) werden die Auswirkungen lang anhaltender kosmischer Strahlung auf Eier von Seidenraupen der Gattung Bombyx mori erforscht.

Während der Mission wird das japanische Labormodul Kibo mit weiteren Experimentierschränken (Racks) ausgerüstet. Außerdem wird auch eine Experimentierplattform an der Außenseite montiert, in der dann vielfältige Untersuchungen beginnen. Dazu gehören u. a. astrophysikalische Messungen von Röntgenstrahlen, Submillimeterwellen und Teilchenstrahlung. Der japanische Komplex verfügt auch über ein spezielles Logistikmodul und einen Roboterarm.

Das wohl außergewöhnlichste Experiment (ISS Moon Score) kommt ebenfalls von den Japanern. Während der Mission sollen etwa 100 Bilder vom Mond angefertigt werden. Diese werden zur Erde übertragen und sollen Künstler dazu anregen, stimmungsvoll passende Musik zu komponieren, sozusagen eine Raumstations-Mond-Symphonie.

Raumcon:

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