Inmarsat 5 F4 ist im All. Um den Kommunikationssatelliten auf die vorgesehene Bahn zu bringen, wurde die Leistungsfähigkeit der verwendeten Falcon-9-Rakete maximal ausgenutzt. Deshalb kam es nach dem Start auch nicht zur gezielten Rückführung der ersten Stufe – und zu keiner Landung.
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Boeing, Inmarsat, SpaceX.
Um 1:21 Uhr MESZ am 16. Mai 2017 zu Beginn eines 49 Minuten langen Startfensters erfolgte das Abheben der zweistufigen Falcon-9-Rakete von SpaceX mit dem Kommunikationssatelliten Inmarsat 5 F4, Startmasse im Bereich von 6.100 Kilogramm, an Bord. Der für den Kommunikationssatellitenbetreiber Inmarsat angesetzte Flug begann von der Startrampe 39A auf Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.
Für den transportierten Satelliten endete er mit dem Aussetzen auf der vorgesehenen Transferbahn, für die erste Stufe mit der endgültigen Zerstörung beim Aufschlag im vorausberechneten Seegebiet. Die Rakete hatte bei Brennschluss der ersten Stufe eine Geschwindigkeit von fast 10.000 km/h erreicht. Aus Gewichtsgründen hatte man die erste Stufe nicht mit den für eine erfolgreiche weiche Landung notwendigen Komponenten wie Landebeine und Steuerflächen ausgestattet.
Weil es sich um eine sogenannte minimal-residual shutdown mission handelte, bei der die zweite Stufe vor dem Aussetzen des Satelliten allen Treibstoff an Bord bis auf eine technisch unvermeidbare Restmenge verbrannte, wurden vor dem Start keine exakten Daten zum anvisierten Absetzorbit genannt.
SpaceX hat am 16. Mai 2017 über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt gegeben, dass der Start von Inmarsat 5 F4 gelungen sei. Inmarsat meldete über den gleichen Dienst, die Bodenstation Perth habe nach dem Aussetzen – das etwa eine halbe Stunde nach dem Abheben erfolgte – Telemetriedaten vom Satelliten empfangen können.
Der für einen Position bei 67 Grad West im Geostationären Orbit (GEO) vorgesehene Satellit wurde von Boeing Satellite Systems in El Segundo im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien gebaut und basiert auf dem Satellitenbus 702HP. Seine Auslegungsbetriebsdauer beträgt nach Angaben seines künftigen Nutzers Inmarsat mindestens 15 Jahre.
Zum Abbau der nach dem Start verbliebenen Bahnneigung gegen den Erdäquator und dem Erreichen einer annähernden Kreisbahn auf dem Niveau des GEO ist der Satellit mit einem chemischen Triebwerk mit 445 Newton Nominalschub als Apogäumsmotor ausgestattet worden. Der High Performance Apogee Thruster (HiPAT) genannte Abpogäumsmotor ist vom Typ R-4D-15 und wurde von Aerojet Rocketdyne geliefert. Für Bahnerhalt und Manöver im GEO ist insbesondere die Nutzung von elektrischen, Xenon ausstoßenden Triebwerken eines XIPS für xenon ion propulsion system genannten Antriebssystems vorgesehen.
Außerdem an Bord sind vier axiale chemische Triebwerke mit einem Nominalschub von 22 Newton und 4 radiale chemische Triebwerke mit einem Nominalschub von 10 Newton. Für die chemischen Triebwerke ist Inmarsat 5 F4 mit 2.437 kg Treibstoffen betankt worden. Zur Menge des an Bord befindlichen Xenons wurden keine Angaben gemacht.
Im Geostationären Orbit soll das Raumfahrzeug zunächst eine Testposition bei 83,5 Grad Ost beziehen. Später will Inmarsat den Satelliten bei 117 Grad Ost positionieren und dort vor allem als im Orbit kurzfristig verfügbare Reserve nutzen. Außerdem möchte Inmarsat ihn als Verstärkung seines Global Xpress (GX) genannten Kommunikationsnetzwerkes verwenden.
Update 17. Mai 2017:
Zwischenzeitlich liegen Bahndaten der US-amerikanischen Weltraumüberwachung zu Inmarsat 5 F4 und der zweiten Stufe der Trägerrakete vor. Der Kommunikationssatellit wurde auf einer 24,5 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem erdnächsten Bahnpunkt von 381 und einem erdfernsten Bahnpunkt von 69.839 km beobachtet. Die zweite Stufe befindet sich auf einer 24,47 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem erdnächsten Bahnpunkt von 384 und einem erdfernsten Bahnpunkt von 70.181 km. Von der erreichten Bahn muss der Satellit nun noch eine Geschwindigkeitsdifferenz von etwa 1.570 m/s überwinden, wenn er auf einen Geostationären Orbit gesteuert werden soll.
Inmarsat 5 F4 wurde katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.698 und als COSPAR-Objekt 2017-025A. Die zweite Stufe der Falcon-9-Rakete, die den Satelliten ins All brachte, wurde katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.699 und als COSPAR-Objekt 2017-025B.
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