SpaceX, ihr Drache und die Salamitaktik

SpaceX visiert nun den 19. Mai für ihre ISS-Misson an – eine weitere Verzögerung beim Demoflug 2 von SpaceX, trotz erfolgreichem Triebwerkstest am vergangenen Montag. Als Grund werden weitere Tests an der Dockingsoftware ihres Raumtransportes Dragon (zu Deutsch: Drachen) angegeben.

Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: NASA.

SpaceX
30.04.2012 – Triebwerkstest der fertig integrierten Rakete für den COTS-2/3-Demoflug zur ISS.
(Bild: SpaceX)

Scheibchenweise präsentiert SpaceX in immer kürzeren Abständen neue Starttermine für ihre erste Mission zur Internationalen Raumstation. Nach dem 30. April, dem 7. und dem 10. Mai soll es jetzt der 19. Mai richten. Startzeit wäre 10.55 Uhr (MESZ), kurz vor Sonnenaufgang an der Ostküste Floridas, Cape Canaveral. Im Falle schlechten Wetters oder anderer Probleme stünde erst 3 Tage später die nächste Gelegenheit an, damit das Raumschiff genügend Spielraum beim Treibstoff hat für die zusätzlichen Manöver des Testfluges.

Durch die erneute Verschiebung rutscht der Start damit zeitlich hinter die am 14. Mai angesetzte Sojus-Mission, die die Crewstärke auf der ISS wieder auf sechs anheben soll. Aus Sicherheitsgründen vermeiden es die Stationsbetreiber, gleichzeitig 2 Vehikel auf dem Weg zur ISS zu haben.

Seit Anfang des Jahrs schon musste SpaceX eine Verschiebung nach der anderen verkünden, weil die Software für das Docking nicht die entsprechenden Tests besteht. Peinlicherweise äußerte sich der Softwarechef von SpaceX letztes Jahr bei einer Anhörung, er mache sich über Fehler keine Sorgen, da die Software keine Fehler aufweise. Offenbar eine gehörige Portion Selbstüberschätzung.

Die Dragon Kapsel ist belegt mit einigen Hundert Kilogramm Fracht und viel Treibstoff für die Manöver im All. SpaceX hatte selbst initiiert, die beiden verbliebenen Testflüge auf einen zu reduzieren. Ursprünglich sollte bei der zweiten Mission lediglich eine Annäherung an die ISS stattfinden, nicht jedoch eine Kopplung. Die sollte erst beim dritten Start im Rahmen des COTS-Programmes erfolgen. SpaceX sah sich aber selbst in der Lage, auf einen Testflug zu verzichten und damit natürlich auch Geld einzusparen.

Sollte die Falcon 9 mit der Dragonkapsel am 19. Mai pünktlich vom Startpad abheben, würde die Kopplung mit der Raumstation 3 Tage später stattfinden. Natürlich nur, wenn vorher alle Ziele der COTS-2-Mission erreicht wurden. Dazu gehört der Vorbeiflug an der ISS in knapp 3 km Abstand und ein Kommunikationscheck mit der ISS. SpaceX bekommt 396 Millionen Dollar von der NASA für die Entwicklung ihres Raumfrachters. Das ist vergleichsweise günstig, natürlich nur, wenn die Mission auch klappt. Sollte SpaceX erfolgreich sein, würde man in den nächsten Jahren für 12 weitere Flüge 1,6 Milliarden US-Dollar kassieren.

Sollte SpaceX im Mai keinen Flugversuch unternehmen können, wird es knapp im Sommer. Denn im Juni gibt es einen zweiwöchigen Beta Angle Cut Out und danach eine Atlas V mit NROL-38 am 18. Juni. Der Juli ist quasi vollgepackt mit Sojus-, HTV- und Progress-Missionen und im August steht wieder ein Beta Cutout an. Zudem muss man wahrscheinlich dann warten, bis HTV-3 am 27. August wieder von der ISS ablegt, welches den gleichen Docking Port wie die Dragon Kapsel in Anspruch nimmt. Entweder es klappt noch im Mai, oder SpaceX muss im schlimmsten Fall bis September warten mit ihrem nächsten Versuch.

Ein Beta Angle Cut Out ist eine besondere Lage der ISS-Bahn zur Sonne. Die Mittelachse der Umlaufbahn zeigt dann fast genau auf die Sonne. Das bedeutet zum einen, dass die ISS während dieser Zeit niemals in den Erdschatten gelangt, zum anderen erfolgt die Beleuchtung von der Seite. Während die ISS den größten Teil ihrer Solarzellenpaneele auch nach der Seite drehen kann (Beta-Winkel), ist dies bei anfliegenden Raumschiffen nicht möglich. Sie können ihre Solarzellen höchstens um eine Achse drehen. Dragon bekäme also Energieversorgungsprobleme während des direkten Anfluges, weswegen man diese Möglichkeit einfach nicht zulässt.

Raumcon:

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