Auf dem Weg zu seinen nächsten Forschungszielen, dem etwa 200 Meter in südlicher Richtung gelegenen und rund 45 Meter durchmessenden „Goddard-Krater“ und der benachbarten Spitzkuppe „von Braun“, hat der Marsrover Spirit jetzt erfolgreich eine neue Route gewählt.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, Planetary Society.
Diese beiden Formationen sind deshalb so interessante Erkundungsziele, da sie sehr wahrscheinlich, genauso wie der momentane Aufenthaltsort des Marsrovers Spirit, vulkanischen Ursprungs sind. Von ihrer Untersuchung erhofft man sich weiterführende Erkenntnisse über die chemische und geologische Geschichte des Gusev-Kraters sowie weitere Bestätigungen für das frühere Vorkommen von flüssigem Wasser und dessen Interaktion mit der Oberfläche in diesem Bereich des Mars. Um diese Ziele zu erreichen, muss Spirit allerdings ein flaches Plateau, die sogenannte Home Plate, passieren.
Nachdem der Versuch, auf die Home Plate zu fahren und diese direkt zu überqueren, bereits im letzten Monat gescheitert war, entschloss sich die Missionsleitung des JPL dazu, dieses Plateau in östlicher Richtung durch das sogenannte Silica Valley zu umfahren. Nach anfänglichen guten Fortschritten geriet Spirit jedoch Anfang März auf leicht ansteigendem Gelände zum wiederholten Male auf einen Untergrund aus sehr tiefem und feinem Sand. Solche Situationen haben sich im Laufe der letzten beiden Jahre bereits mehrfach negativ bemerkbar gemacht. Am 13. März 2006 kam es zu einem Ausfall des rechten Vorderrades von Spirit. Seitdem ist dieses Rad aufgrund eines Defektes des dafür zuständigen Antriebsmotors vollständig blockiert und kann von dem Rover nur noch nachgezogen werden.
Leider war es Spirit auch diesmal nicht möglich, diese Stelle mit seinen mittlerweile nur noch fünf funktionsfähigen Rädern zu überqueren. Mit seinen immer öfter durchdrehenden Rädern bestand vielmehr sogar die ernsthafte Gefahr eines Steckenbleibens. Die Mitarbeiter des JPL benötigten fast zwei Wochen, um Spirit erneut auf festeren Untergrund zu bewegen. Dieses Manöver konnte schließlich am 17. März 2009 (Sol 1.850 der Mission von Spirit) abgeschlossen werden. Die Techniker und Ingenieure des JPL kamen daher zu dem Entschluss, dass eine Passage des Silica Valley unter diesen Umständen nicht möglich sei und beschlossen daher eine Kursänderung. Die Home Plate soll jetzt in westlicher Richtung umfahren werden.
Nach der Auswertung vorbereitender Aufnahmen der Navigations- und Panoramakameras des Rovers gelang es schließlich am 22. März 2009, eine Strecke von etwa 13 Metern in diese Richtung zurückzulegen. Bereits am 24. März 2009 folgte eine weitere Fahrt. Bei den im Laufe dieser zweiten Etappe zurückgelegten 25,8 Metern handelt es sich um einen neuen Rekord. Seit dem Ausfall des rechten Vorderrades hat Spirit noch nie eine so lange Strecke an einem einzigen Sol, dies ist die Bezeichnung für einen Marstag, zurückgelegt. Bei beiden Fahrten kam dem Rover allerdings das sehr günstige Gelände zugute. Der Untergrund bestand aus festerem Sand, was ein Durchdrehen oder gar Einsinken der Räder verhinderte. Außerdem ist das passierte Gelände leicht abschüssig, was das Nachziehen des blockierten Rades erleichtert.
Bei seinen nächsten Fahrten soll Spirit sich jetzt vor der Einfahrt des in Südrichtung zeigenden West Valley positionieren. Von hier aus bis zum Erreichen der Spitzkuppe von Braun werden die einzelnen Etappen dann wieder deutlich kürzer ausfallen müssen. Bei der Vorbereitung der Fahrstrecken erhalten die Rover-Fahrer des JPL Daten über die Zusammensetzung des zu passierenden Untergrundes von den Mars-Orbitern der NASA. Im Gegensatz zum Meridiani Planum (dem Einsatzort von Spirits Zwillingsrover Opportunit), wo das Gelände sehr flach, ohne störende Schattenwürfe sehr gut einsehbar und vor allem von einer sehr gleichmäßigen Zusammensetzung ist, besteht die Gegend um die Home Plate herum aus einer eher gemischten chemischen Zusammensetzung. Die Kameras und Spektrometren von Mars Odyssey und Mars Reconnaicance Orbiter können diese Art von Boden auf so einem kleinen Raum nicht hoch genug auflösen, um sichere Ergebnisse zu liefern. Spirits zukünftiger Kurs wird sich also in erster Linie aus den Analysen der Bilder der bordeigenen Kameras sowie den Daten des Mini-TES-Spektrometers an Bord des Rovers nach jeder abgeschlossenen Fahrt ergeben.
Aufgrund einer Zunahme der Staubkonzentration in der Marsatmosphäre sank die täglich durch die Solarpaneele generierte Energiemenge im Laufe der letzten zwei Wochen von 288 Wattstunden pro Tag (0,288 kWh) auf mittlerweile nur noch 230 Wattstunden pro Tag ab. Dies entspricht einem Abfall um fast 18 Prozent. Der Bedeckungsgrad der Solarpaneele mit Staub blieb in diesem Zeitraum allerdings konstant. Knapp 32 Prozent des einfallenden Sonnenlichtes erreichen die Solarzellen und können so von Spirit zur Energiegewinnung genutzt werden.