Stardust im Zielanflug

Die amerikanische Kometensonde Stardust ist nur noch wenige Stunden vom Vorbeiflug an ihrem Ziel, dem Kometen Wild 2, entfernt.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.

Auf dieser Grafik ist der aufgeklappte, wie ein Tennisschläger geformte Partikelfänger gut zu erkennen. Ebenfalls gut sichtbar sind die Schutzschilde an den vorderen Enden der beiden Solarpaneele.
(Grafik: NASA/JPL)

Um 20:40 Uhr (MEZ) am heutigen Freitag wird die Raumsonde in sehr geringer Entfernung einen Vorbeiflug an dem 5,4 Kilometer durchmessenden Kometen Wild 2 durchführen. Wenn alles wie geplant verläuft werden dann nur noch etwa 300 Kilometer zwischen der Raumsonde und dem Kometen liegen – angesichts 22.000 km/h Annäherungsgeschwindigkeit von Stardust an den Kometen keine wirklich große Distanz. Ziel dieses Manövers ist das Einfangen mikroskopisch kleiner Kometenteilchen, die im Januar 2006 in einem versiegelten Probenbehälter zurück zur Erde gebracht werden und hier eingehend untersucht werden sollen.

Vor fast genau fünf Jahren, am 7. Februar 1999, begann Stardust seine lange Reise zum Rendezvous mit dem 1978 entdeckten Kometen. Seit ihrem Start hat die Raumsonde annähernd 3,7 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Wenn alles gut geht wird in zwei Jahren eine kleine Kapsel an einem Fallschirm hängend die ersten Proben eines Kometen zur Erde bringen. Die Wissenschaftler erhoffen sich durch die Untersuchung dieser winzigen, deutlich weniger als einen Millimeter kleinen Kometenpartikel neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte unseres Sonnensystems, da sich die Kometen seit ihrer Entstehung vor mehreren Milliarden Jahren in ihrer Zusammensetzung nicht mehr verändert haben und somit einen unverfälschten Blick in die Vergangenheit erlauben.

Nun wird es also ernst. „Wie bei Star Trek haben wir unsere Schilde oben“, sagt Tom Duxbury, Programm-Manager für Stardust beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. „Die Raumsonde ist in die Koma von Wild 2 eingetreten, was heißt das wir jederzeit in ein Kometenteilchen fliegen können. Bei 6,1 Kilometern pro Sekunde ist so etwas keine Kleinigkeit.“ Die Raumsonde hat sich mittlerweile so ausgerichtet, dass ihre modernen Kompositmaterialien hergestellten Schutzschilde die beiden Solarpaneele sowie den Rumpf des Raumfahrzeugs optimal während des mit rund 5,4 Kilometer pro Sekunde erfolgenden Anflugs auf den Kometen schützen können.

Die Rückkehrkapsel während eines Falltests.
(Foto: NASA)

Während des Vorbeiflugs durch den aus Staub und Gas bestehenden Halo von Wild 2 wird ein Partikelfänger mit einer Fläche von gut 1.000 mm2 ausgeklappt sein und winzige, zwischen 10 und 300 Mikrometer kleine Kometenpartikel in einem „Aerogel“ genannten Material einfangen. Dabei handelt es sich um ein Silikondioxid, das zu 99,8 Prozent aus Luft besteht und garantieren sollen, dass sich die Partikel beim Aufprall mit einer Geschwindigkeit von über 5,4 Kilometer pro Sekunde möglichst nicht verändern. Nach dem Vorbeiflug wird der Partikelfänger wieder eingeklappt, um zwei Jahre später in einer nur 80 Zentimeter kleinen Rückkehrkapsel an einem Fallschirm hängend zur Erde zurückzukehren.

Mitte November hat Stardust die erste Aufnahme des Kometen gemacht. In den letzten zehn Tage wurden durch die Navigationskamera der Raumsonde dreimal täglich Aufnahmen des Kometen zur Erde übermittelt, um den Navigatoren der NASA die Kalkulation der exakten Flugbahn zu ermöglichen. Seit vorgestern wird stündlich ein Bild übermittelt, um den Kurs permanent korrigieren zu können – angesichts der geringen Entfernung zum Kometen und der großen Annäherungsgeschwindigkeit ist eine exakte Navigation absolut erforderlich. Sechzehn kleine Steuerdüsen stehen der 1,7 Meter langen und mit Treibstoff nur 385 Kilogramm schweren Raumsonde für die Kursanpassungen zur Verfügung. Außer für diese navigatorischen Zwecke soll die Kamera an Bord von Stardust den Wissenschaftlern natürlich auch Informationen über die Größe und Beschaffenheit des Kometenkerns liefern.

Nachdem die Raumsonde insgesamt drei Mal die Sonne umrundet hat wird sie – wie schon einmal im Januar 2001 – wieder die Erde erreichen. Die Rückkehrkapsel mit den Kometenpartikeln wird dann zur Erde zurückkehren, während Stardust weiterfliegt. Aber das ist noch Zukunftsmusik, denn erst einmal heißt es in einigen Stunden den nicht risikofreien Vorbeiflug am Kometen zu absolvieren – wir werden Sie natürlich über den Verlauf dieses Manövers hier auf Raumfahrer.net weiter informieren. Bis dahin können Sie sich ausführlicher in unserem Stardust-Artikel über die Hintergründe dieser Mission informieren.

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