Start in eine neue Ära der Sonnenforschung

Mittwochabend starteten die NASA-Raumsonden STEREO an Bord einer Boeing Delta-II-Rakete in den Weltraum. Mit den beiden STEREO-Raumsonden, alias Solar Terrestrial Relations Observatories, will die NASA die bisherige Sonnenforschung revolutionieren und neue Ansichten der Sonne liefern können.

Ein Beitrag von Martin Ollrom. Quelle: NASA.

Start der beiden STEREO Zwillinge in Florida. (Bild: NASA)

Der Startschuss für diesen äußerst wichtigen Schritt in die neue Ära der Sonnenforschung fiel am letzten Mittwoch um genau 20:52 Uhr Ortszeit in Cape Canaveral, Florida. Hier starteten die beiden STEREO-Satelliten in den Weltraum, Richtung Sonne. Jede dieser Raumsonden hat etwa die Größe jener kleinen Elektromobile, mit denen manche Golfspieler über den Platz holpern. Diese kleinen Wunderwerke der Technik werden die Sonne genauestens unter die Lupe nehmen, so dass die Forscher ein dreidimensionales Modell der Sonne erzeugen können. Diese Resultate werden die stürmische Umgebung unseres Muttersterns zeigen, und sich auf dessen Auswirkungen auf das (innere) Sonnensystems spezialisieren. So kann man endlich ganz verstehen, wie die Sonne das so genannte „Weltraumwetter“ beeinflusst.

„Diese atemberaubenden Sonnenbilder, welche die beiden Weltraumzwillinge zur Erde zurücksenden, werden den Forschern helfen, die Sonne und ihre Aktivitäten viel besser zu erfassen als es mit bisherigen erdgebundenen und anderen Sonnenmissionen möglich gewesen ist“, freut sich Nick Chrissotimos, STEREO-Projektmanager beim NASA Goddard Space Flight Center in Greenbelt.

Arbeiter (unten) montieren die Nutzlastverkleidung um die beiden übereinander „gestapelten“ STEREO-Sonden an der Spitze der Delta II. (Bild: NASA/George Shelton)

Die beiden Zwillinge wurden an Bord einer Spezialversion der Delta-II-Rakete gestartet. Beide waren im Nutzlastabteil der Rakete übereinander gestapelt, bis sie sich, etwa 25 Minuten nach dem Start, von der Startrakete lösten. Nachdem die Missionskontrolle, etwa 63 Minuten nach dem Start, das erste Signal empfangen hat, war der Start somit erfolgreich beendet. Mit den ersten Daten wurde auch das Ausfahren der Solarpaneele bestätigt.

Während der nächsten zwei Wochen werden alle Systeme an Bord aktiviert und genauestens getestet. In den nächsten drei Monaten werden die beiden Zwillinge ihren Orbit um die Erde erhöhen, so dass sie hinter die Mondbahn gelangen.

Nach diesen Testmonaten, werden die Umlaufbahnen der beiden synchronisiert und die Sonden werden mit Hilfe des Mondes in die fixen Orbits katapultiert. STEREO A wird die Mondgravitation verwenden, um den eigenen Orbit so abzuändern, dass er immer „vor“ der Erde ist. STEREO B wird sich „hinter“ der Erde positionieren, dieses Manöver aber erst ein Monat später ausführen. Dies ist die erste NASA-Mission, die eine derartige Vorgehensweise mit Mond-Swing-Bys verwendet, um zwei Sonden in derart unterschiedliche Orbits zu katapultieren.

In ihren endgültigen Positionen sind die beiden Satelliten in der Lage, dreidimensionale Fotos der Sonne zu schießen. Das Duo ist sogar in der Lage, Sonnenwind bevor er auf die Erde trifft und nachdem er die Erde passiert hat zu untersuchen. So kann man ein Modell erstellen, in dem das Erdmagnetfeld und die Einflüsse der Sonne auf unser Magnetfeld dargestellt sind.

Die Primärmission wird zwei Jahre lang dauern. In diesen zwei Jahren soll das Duo Ursprung, Entwicklung und interplanetarische Konsequenzen von Sonnenausbrüchen erforschen. Dies sind wohl die stärksten Explosionen, die es in unserem Sonnensystem gibt. Diese starken Explosionen können spektakuläre Auroras bilden, Raumsonden zerstören oder lahm legen, Radiotelekommunikation stören und die Energiesysteme der Erde gefährden. Energetisch geladene Partikel überfluten danach das gesamte Sonnensystem und gefährden Raumsonden und vor allem Astronauten.

Die NASA hat eine Webseite für diese Mission eingerichtet, auf der Sie immer aktuelle Daten finden sollten: Homepage der STEREO Mission
Diese Mission wird in Zusammenarbeit mit einigen europäischen Partnern durchgeführt, die einige Instrumente an Bord der Raumsonde hergestellt haben. Wir dürfen uns auf bahnbrechende, wissenschaftliche Ergebnisse freuen. Zudem sollten alle Bilderfreunde ebenfalls belohnt werden.

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