Sternentstehung – Erkenntnisse über Materieströme

Schon länger wurde vermutet, dass bei der Bildung eines Sterns auch in Strömen entweichende Materie eine wichtige Rolle spielt. Neue Beobachtungen unterstützen diese Theorie.

Ein Beitrag von Daniel Schiller. Quelle: CfA.

SMA/Chin-Fei Lee & VLT/Naomi Hirano
Kombinierte Aufnahme von HH 211 durch das SMA (blau und rot) im Submillimeterbereich und das VLT (grau) im nahen Infrarotbereich. Die Daten des SMA zeigen die beiden Ströme (sich auf uns zu- und fortbewegende Materie). Die Daten des VLT zeigen Emissionen des durch Schockwellen aus den Strömen angeregten Wasserstoffs.
(Bild: SMA/Chin-Fei Lee & VLT/Naomi Hirano)

Bei der Bildung eines Sterns aus der ihn umgebenden Akkretionsscheibe strömt fortlaufend Materie aus der Scheibe zum Stern hin. Die Materie in der Scheibe besitzt einen Drehimpuls, rotiert also um den Stern herum. Beim Einfall der Materie in den jungen Stern muss sie einen Teil dieses Drehimpulses verlieren. Als Vermittler dieses Impulsverlusts wurden die Materieströme senkrecht zur Akkretionsscheibe vermutet, da nur diese Materie, und damit Impuls, aus dem System nehmen können. Um dies zu erreichen, muss die Materie in diesen Strömen selbst noch rotieren, um so Drehimpuls aus der Akkretionsscheibe abzuführen.

Durch Beobachtungen am 1.000 Lichtjahre entfernten Objekt HH (Herbig-Haro) 211 mittels des SMA-Radioteleskops (Sub Millimeter Array) auf Hawaii konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. HH 211 besteht aus einem nur 20.000 Jahre alten Protostern, umgeben von einer Akkretionsscheibe aus Materie. Orthogonal zu dieser Scheibe bewegt sich Materie in zwei Strömen vom Stern fort. Messungen an diesen beiden Strömen ergaben jetzt, dass deren Materie sich einerseits mit bis zu 322.000 km/h vom Stern entfernt, gleichzeitig aber auch mit bis zu 4.800 km/h rotiert.

Die Untersuchung von Materieströmen auf Rotation ist mit den angewandten Methoden schwierig. Die Ströme selbst müssen sehr eng und außerdem nahe genug sein, um eine hohe Auflösung zu erhalten. In unserer Nachbarschaft ist deren Anzahl begrenzt. Durch neue Instrumente und Observatorien erhofft man sich bald noch bessere Untersuchungsmöglichkeiten der Sternentstehung.

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