ULC: Eine Rampe für alle Träger?

Die United Space Alliance (USA) arbeitet zurzeit an einem Konzept, mit dem alle wichtigen US-Träger von einer Startrampe starten können: dem Universal Launch Complex.

Ein Beitrag von Daniel Maurat. Quelle: United Space Alliance.

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Das ULC ohne spezielle Befestigungsanlagen für einen Träger. Künstlerische Illustration.
(Bild: United Space Alliance)

Zur Zeit werden die alten Hilfsstrukturen der beiden Startrampen 39 A und B für das Space Shuttle abgerissen und sollen dem mobilen Startturm für das neue Space Launch System, dem neuen Schwerlastträger der USA, weichen. Dass aber beide Rampen des Startkomplexes 39 durch das Space Launch System nur etwa einmal in zwei Jahren genutzt werden sollen, ist ein großer Nachteil, da die Rampen sowie das Vehicle Assembly Building (VAB) leer stehen werden. Dies würde vor allem eins bedeuten: Hohe Fixkosten für den Start des SLS.
Ein anderes Problem besteht für die EELVs, die Delta IV und die Atlas V. Beide sind zurzeit für den Start von verschiedenen kommerziellen Kapseln im Gespräch, wobei schon fest steht, dass die Atlas V Boeings CST-100 und den Dream Chaser der Sierra Nevada Corporation starten soll. Um diese bemannt zu starten, müssen nicht nur die Raketen sondern auch die Startrampen umgerüstet werden. So fehlen auf den Startanlagen 41 und 37B Zugangsarme für die Besatzung sowie Notevakuierung bei einem Unfall auf der Rampe. Das Gleiche gilt auch für die Falcon 9 von SpaceX, welche im Rahmen des CCDev-Programms (Commercial Crew Development) eine bemannte Version der Dragon-Kapsel starten soll. Auch dem Startkomplex 40 fehlen die gleichen Systeme und Bauten wie LC 41 und LC 37B. Entsprechende Umbauten könnten pro Rampe Kosten in dreistelliger Millionenhöhe verursachen.

Die United Space Alliance, das Joint Venture aus Lockheed Martin und Boeing, welches die Startaktivitäten der NASA, vor allem die Vorbereitungen der Space Shuttles durchführte, hat nun einen revolutionären Vorschlag, um diesen Missstand zu beheben: Eine Rampe für all diese Träger soll nicht nur die Startrate auf dem LC 39 steigern, sondern auch die Probleme mit den Umbauten der Rampen der Trägerraketen Atlas V, Delta IV (sowohl in den Medium-Versionen mit einer Erststufe, als auch in der Heavy-Version mit drei gebündelten Erststufen) und Falcon 9 obsolet machen. Diese Rampe nennt die USA Universal Launch Complex (ULC, engl. universeller Startkomplex).

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Eine Atlas V mit einer bemannten Kapsel auf dem neuen ULC. Künstlerische Illustration.
(Bild: United Space Alliance)

Das ULC basiert dabei im Design auf der schon für die gestrichene Ares I gebauten mobilen Startplattform (Mobile Launch Pad, MLP). Die endgültige Höhe ist zwar zurzeit nicht bekannt, doch die Dimensionen des Starttisches entsprechen denen, die schon für die Programme Saturn, Space Shuttle und Constellation gebaut wurden. An der Basis gibt es eine große Öffnung für den Flammenschacht, wobei über diesem die Basisstrukturen für die verschiedenen Träger SLS, Atlas V, Delta IV und Falcon 9 befestigt werden sollen. Am Turm befinden sich eine Reihe von verstellbaren Versorgungs- und Wartungsplattformen, die individuell für den Träger in der Höhe angepasst werden sollen. Die Versorgungsplattformen (auch Adjustable Umbilical Carrier (AUC) genannt) dienen dabei zur Versorgung der Rakete mit Daten, Strom und Treibstoff, solange die Rakete noch auf der Rampe steht. Die Wartungsplattformen (Adjustable Access Platform (AAP)) dagegen sollen den Arbeitern an der Startrampe einen einfachen Zugang zu wichtigen Systemen der Rakete bieten. Im Inneren des Turms gibt es darüber hinaus eine Reihe von Aufzügen, die sowohl die Arbeiter als auch eine eventuelle Besatzung zur Rakete bringen.
Für den Start einer bemannten Rakete gibt es zwei weiteren Systeme: Der Adjustable Crew Access Arm (ACAA) ist ein in der Höhe verschiebbarer Zugangsarm, mit dem die Besatzung ihre Raumkapsel betreten soll. Das zweite System ist das Emergency Escape System (EES), welches der Besatzung im Notfall einen schnellen Fluchtweg von der Rampe weg bieten soll. Dabei handelt es sich um eine Seilbahn, ähnlich wie sie schon während des Apollo-Programms genutzt wurde, über welche die Besatzung schnell von der Rakete wegkommen soll. Der Einstiegspunkt wird abhängig von der Höhe der Rakete sein und damit auch von der Höhe, wo der ACAA-Besatzungszugangsarm sich befindet.
Zusammengebaut werden soll die Rakete, wie die Träger der Saturn-Reihe und das Space Shuttle zuvor, im Vehicle Assembly Building (VAB) etwa 8 km entfernt von den beiden Startrampen. Wie das genau ablaufen soll, ist zurzeit nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass man Equipment benutzen wird, mit dem schon die Saturn-Raketen und das Space Shuttle zusammengebaut wurden.

Bisher ist das ULC nur ein Gedankenspiel der United Space Alliance, doch wäre es eine Lösung zum einen für das Dilemma, dass LC 39 nur noch eine geringe Zahl von Starts durchführen würde, aber auch für das Problem der Umbauten der Startkomplexe 37B, 40 und 41 für einen bemannten Start. Somit können Beträge in Milliardenhöhe gespart werden, die dafür in anderer Stelle angegeben werden könnten.

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