Voyager 1 erwartet Schockwelle

Am äußersten Rand unseres Sonnensystems überholt eine solare Schockwelle die Raumsonde Voyager 1.

Ein Beitrag von Markus Arens. Quelle: Universe Today.

Wenn Voyager 1 Signale an die NASA sendet, was sie praktisch jeden Tag tut, gibt es normalerweise nicht viel zu berichten. Die Raumsonde ist etwa 14,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, am Rand unseres Sonnensystems. Dort ist es ruhig, dunkel und ereignislos. Siehe auch:Voyager 1 – ein kosmischer Grenzgänger

Eine solare Druckwelle nähert sich dem Raumfahrtzeug, und „könnte jeden Moment eintreffen“, sagte Ed Stone, Projektwissenschaftler für die Voyager Mission am Jet Propulsion Laboratory (JPL).

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Voyager 1 Quelle: NASA

Erinnern Sie sich an die Sonnenstürme im Oktober und November 2003? Gigantische Sonnenflecken, einige der stärksten Sonneneruptionen seit Beginn der Aufzeichnungen, durch Explosionen hervorgerufene, Milliarden Tonnen Gas enthaltene Wolken, genannt „Coronal Mass ejections“ (CMEs) wurden durch das Sonnensystem getrieben. Als die CMEs die Erde erreichten entstanden Nordlichter bis nach Süddeutschland und unser Planet erhielt einen neuen Strahlungsgürtel der über Wochen Bestand hatte. Fast ein Jahr später erzählt man immer noch darüber. Nun, der Sturm ist noch nicht vorbei. Die Wolken die die Sonne ausgespuckt hat sind durch das Sonnensystem gewandert und überholen nun die Voyager 1.

Andere Raumfahrtzeuge wurden bereits getroffen.
Am 28. Oktober 2003, fegte ein CME an der Mars Odyssey vorbei in den Mars Orbit. Intensive Strahlung machte eines der Instrumente des Raumfahrzeuges unbrauchbar, ironischerweise das „Martian Radiation Environment Experiment“ (MARIE), das für die Erforschung von Sonnenstürmen und Raumstrahlung gebaut war. In den Wochen die folgten, trafen CMEs Ulysses in der Nähe des Jupiters und Cassini auf ihrem Weg zum Saturn. Keines der Raumfahrtzeuge wurde beschädigt. Im April traf die Schockwelle endlich auf die Voyager 2.Voyager 1 und 2 sind die am weitesten entfernten Raumfahrtzeuge im Sonnensystem. Sie verließen die Erde Ende der siebziger Jahre, besuchten Jupiter und Saturn (Voyager 2 erreichte noch Saturn und Neptun) und machten sich daran das Sonnensystem zu verlassen. Bald werden sie den Rand der „Heliosphäre“ erreichen einer gewaltigen magnetischen Blase die alle neun Planeten beinhaltet. Außerhalb der Blase liegt der interstellare Raum. Innerhalb ist die Voyager immer noch in Reichweite von Sonnenstürmen.

Die Schockwelle traf die Voyager 2 mit einer Geschwindigkeit von 600 km pro Sekunde. Zum Vergleich, als die CMEs die Sonne verließen hatten sie eine Geschwindigkeit von 1500 bis 2000 Kilometern pro Sekunde, „es hat also eine deutliche Verlangsamung gegeben,“ bemerkt Stone. Der physikalische Druck war leicht, weniger als die Berührung einer Feder – das Raumfahrtzeug geriet nicht ins Schlingern, ebenso wie die Strahlung keine Probleme bereitete. Der Sturm hat sich mit der Zeit über ein so großes Volumen verteilt, das „kein Schaden angerichtet wurde“, sagte Stone.

Tatsächlich verlief die Begegnung gut. Voyager 2 maß (indirekt) die Geschwindigkeit der Welle, ebenso wie seine Zusammensetzung, Temperatur und Magnetismus. Diese Daten sind unschätzbar, sagte Stone. Kombiniert mit den Messungen von Mars Odyssey, Ulysses, Cassini und weiteren Raumfahrtzeugen zeigen Sie wie weit CMEs reichen und wie sie sich zerstreuen.

Als einziges Raumfahrtzeug bleibt nur Voyager 1 übrig. Basierend auf der Geschwindigkeit mit der die Welle Voyager 2 getroffen hat, „erwarteten wir das Zusammentreffen am 26. Juni,“ sagte Stone. „Wir warten immer noch.“ Es ist möglich das die uneinheitliche Welle Voyager 1 einfach verfehlt.

Aber sie kann nicht den Rand der Heliosphäre verfehlen. Wenn die Schockwelle dorthin kommt, sollte die Voyager 1 die Funkstörung empfangen und zur Erde senden können. Aber das ist noch nicht alles: Der Ausbruch wird den Rand der Heliosphäre um etwa 600 Millionen Kilometer nach außen schieben. Stone glaubt das sich die Ausdehnung langsam wieder zurückbilden wird. Über Monate wird die magnetische Blase der Sonne sich langsam wieder verkleinern.

Für Stone und seine Kollegen ist es eine aufregende Zeit. Nicht ganz so ereignislos alles in allem.

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