Weitere Bilder von Mars Express

Am letzten Freitag von der ESA veröffentliche Oberflächenaufnahmen der Raumsonde Mars Express zeigen diesmal die im südlichen Hochland des Mars gelegene Region Ariadnes Colles.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESA, DLR.

ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum)
Senkrechte Farb-Draufsicht auf das im südlichen Hochland des Mars gelegene Ariadnes Colles. Norden befindet sich rechts im Bild.
(Bild: ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum))

Verteilt über dessen Hochländer befinden sich auf dem Mars eine Vielzahl von sogenannten „Chaotischen Gebieten“. Hierbei handelt es sich um Regionen, welche sich durch eine unregelmäßige Verteilung von Gesteinsblöcken unterschiedlichster Größe und tafelbergartige Erhebungen auszeichnen. Die bereits am 16. April 2007 von der ESA-Sonde Mars Express in ihrem Orbit Nummer 4.209 beobachtete Region Ariadnes Colles ist eine von vier solchen im Englischen „Chaotic Terrains“ genannten Gebiete innerhalb des im südlichen Hochland des Mars gelegenen Terra Sirenum.

Ariadnes Colles verfügt über eine Ausdehnung von etwa 180 mal 160 Kilometern und ist mit einer Fläche von zirka 29.000 Quadratkilometern fast so groß wie Baden-Württemberg. Bei der Abbildung der nordwestlichen Ausläufer dieser Region erreichte die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene hochauflösende Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) eine Auflösung von 13 Metern pro Pixel.

ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum)
Deutlich erkennbar sind die von Nordwest nach Südost verlaufenden Riefen auf den Gesteinsblöcken.
(Bild: ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum))

Auf den jetzt veröffentlichten Aufnahmen ist erkennbar, dass ein Großteil der Region von unregelmäßig geformten und unterschiedlich großen Felsblöcken dominiert wird, welche willkürlich über Ariadnes Colles verteilt sind. Die Größe der Blöcke variiert dabei zwischen einem und zehn Kilometern. Die größten dieser Erhebungen erscheinen tafelbergartig und erreichen eine Höhe von bis zu 300 Metern. Ihre Oberflächen sind deutlich heller gefärbt, als das sie umgebende Material. Besonders auffällig erscheinen auf ihnen erkennbare Riefen, welche von Nordwesten nach Südosten verlaufen. Die nordwestlichen Flanken sind hierbei deutlich stärker erodiert als die südöstlichen Bereiche.

Im Südwesten der beobachteten Region sind sogenannte „Runzelrücken“ zu sehen. Diese im Englischen „wrinkle ridges“ genannten geologischen Formationen entstehen durch vulkanisch-tektonische Prozesse, sobald vulkanische Ablagerungen komprimiert und übereinander geschoben werden. Diese Runzelrücken bilden die westliche Grenze des Ariadnes Colles. Bei dem dunklen Material, welches speziell im südlichen Bereich der Region das Gebiet zwischen den Blöcken bedeckt, handelt es sich vermutlich um Sand oder Vulkanasche. Dieses lockere Material wurde stellenweise an die Hänge der tafelbergartigen Erhebungen geweht.

ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum)
Perspektivischer Blick aus Nordwesten in Richtung Südosten. Im Hintergrund sind die dunklen Ablagerungen zwischen den Blöcken erkennbar.
(Bild: ESA, DLR, FU Berlin (G. Neukum))

Am rechten Bildrand beherrscht ein großer Krater die Szene. Er verfügt über einen Durchmesser von 30 Kilometern und ist bis zu 1.200 Meter tief. Der darin gelegene zweite Krater verfügt über einen Durchmesser von etwa 10 Kilometern und ist nochmals einen Kilometer tiefer. Sein Grund stellt damit den tiefsten Punkt der abgebildeten Szenerie dar. Auch bei diesen zwei Kratern lassen sich verschiedene Details erkennen, so zum Beispiel Hangrutschungen und terrassenartige Absätze an der Kraterinnenwänden. Auch im Inneren der Krater hat sich dunkles Material abgelagert.

Im Gegensatz zu den weiter nördlich gelegenen chaotischen Gebieten, welche sich näher an der Grenze zwischen dem südlichen Marshochland und den der nördlichen Tiefebene befinden und durchweg den Beginn eines Abflusstales bilden, handelt es sich bei Ariadnes Colles nicht um das Quellgebiet eines früheren Entwässerungssystems. Ähnlich verhält es sich mit den drei weiteren Chaotic Terrains innerhalb des Terra Sirenum. Dadurch ergibt sich die Frage, ob diese vier Regionen durch die erosiven Einwirkungen von Wasser oder eventuell ausschließlich durch Windeinflüsse gebildet wurden.

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