Werden Suborbital-Flüge auf die USA beschränkt?

Noch bevor es richtig ernst wird, könnten die Geschäftsmodelle einiger Anbieter privater Weltraumflüge eine grundlegende Überarbeitung benötigen. Werden private bemannte Raumfahrzeuge nach einem Vorschlag des US-Außenministeriums zu Rüstungsgütern erklärt, sind Starts außerhalb der USA kaum realistisch. Wichtige Kundenkreise könnten verloren gehen.

Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: Nasa Watch, XCOR, AIA, Florida Today.

XCOR
Suborbital-Flieger wie der Lynx von XCOR Aerospace könnten künftig unter die Waffenexportkontrolle der USA fallen
(Bild: XCOR Aerospace)

In den USA bedroht eine Überarbeitung der ITAR (International Traffic in Arms Regulations) genannten Waffenexport-Kontrollregularie die Geschäftsmodelle der Anbieter suborbitaler Raumflüge. Nach einem Vorschlag des US-Außenministeriums könnte die in Verbindung mit der ITAR gültige Liste der einer Ausfuhrkontrolle unterliegenden US-Rüstungsgüter (USML oder United States Munition List) überarbeitet und erweitert werden. Dabei soll geprüft werden, ob bemannte Privat-Raumfahrzeuge als Rüstungsgüter klassifiziert werden. Die betroffenen Unternehmen können noch bis 8. Juli 2013 ihre Kommentare zur ITAR/USML-Überarbeitung abgeben.

Für Anbieter privater Weltraumflüge käme eine solche Klassifizierung unpassend. Das Angebot von Starts außerhalb der USA würde genehmigungspflichtig und damit erheblich erschwert bis unmöglich. Die Geschäftsmodelle sehen zwar die USA als Kernmarkt an. Die Expansion ins Ausland hin zur dort ansässigen zahlungskräftigen Kundschaft ist aber auch Teil der langfristigen Planung. Wenn eine gesetzliche Beschränkung bereits in der jetzigen Investitionsphase künftige Ertragspotenziale beschneidet, müssten alle Planungen überabeitet werden.

Die Suborbital-Anbieter haben sich bislang mit öffentlichen Stellungnahmen zurückgehalten. Immerhin hat XCOR Aerospace im eigenen Blog in diesem Zusammenhang auf die wenig erfreuliche Entwicklung der US-Satellitenindustrie hingewiesen. Kommerzielle Satelliten wurden 1999 in die USML aufgenommen. Nach Berechnungen des Branchenverbandes AIA (Aerospace Industries Association) ging der globale Marktanteil in den folgenden Jahren von 63% auf rund 40% zurück. Die entgangenen Umsätze werden auf 20 Mrd. US-Dollar geschätzt, der Arbeitsplatzabbau auf 250.000 Stellen. Und in Florida Today schreibt deren Raumfahrtindustrieexperte John Kelly, bei allem Verständnis für Sicherheitsfragen müssten auch die Zukunftschancen der US-Weltraumindustrie beachtet werden.

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