Am 6. Dezember 2009 wurde der militärische Kommunikationssatellit WGS 3 ins All gebracht. Im April 2010 soll er seinen Regelbetrieb aufnehmen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Boeing, ULA, USAF. Vertont von Peter Rittinger.
Der von Boeing auf Basis des BSS-702-Satellitenbusses für das US-amerikanische Verteidigungsministerium (Department of Defence, DOD) gebaute Satellit wurde von der Delta-Rakete mit der Nummer 346 befördert. Im 84 Minuten breiten, von 1:23 Uhr bis 2:47 Uhr MEZ reichenden Startfenster hob die Rakete um 2:47 Uhr MEZ mit dem beim Start rund 6.000 Kilogramm schweren Satelliten von der Startrampe SLC37 auf der Cape Canaveral Air Force Station (CCAFS) in Florida ab.
Nachdem die vier Feststoffbooster nach rund 94 Sekunden und die Zentralstufe der in Medium+(5,4)-Konfiguration (Nutzlastverkleidung mit 5 Metern Durchmesser, 4 Feststoffbooster des Typs GEM-60, 1 RL10B-2-Triebwerk in der Oberstufe DCSS) fliegenden Rakete nach rund 245 Sekunden ausgebrannt waren, war die DCSS als Oberstufe an der Reihe. Zwei Brennphasen der DCSS folgten, anschließend wurde WGS 3 nach knapp 40 Flugminuten in einem Transferorbit ausgesetzt, der gemäß Angaben der United Launch Alliance, die zusammen mit der US-amerikanischen Luftwaffe den Start durchführte, ein vorgesehenes Perigäum von 439 Kilometern und ein geplantes Apogäum von 66.981 Kilometern über der Erdoberfläche aufweisen sollte. Zum Erreichen der für seinen Einsatz vorgesehenen Umlaufbahn steht dem Satelliten ein eigenes R-4D-Flüssigkeitstriebwerk zur Verfügung, das innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen mehrfach zum Einsatz kommen wird. Außerdem ist der Satellit mit vier Ionentriebwerken des Typs XIPS-25 ausgestattet, die zum Abbau der Exzentrizität, der Abweichung der Bahn des Satelliten von der Kreisform, benutzt werden können.
WGS 3 soll nach der Zirkularisierung seiner Umlaufbahn eine Position im Geostationären Orbit bei 12 Grad West einnehmen und von dort ab April 2010 amerikanischen Militäreinheiten im Feld, unter anderem den im Irak und in Afgahnistan eingesetzten Truppen, zur Verfügung stehen. Betreiben wird den Satelliten die US-amerikanische Luftwaffe. Er ist der dritte in einer Reihe militärischer Kommunikationssatelliten, deren Konstellation insbesondere die der ältern DSCS-III-Satelliten ergänzen und ablösen soll (DSCS = Defense Satellite Communications System – Verteidigungs-Satellitenkommunikationssystem). Im Unterschied zu den DSCS-Satelliten tragen die Raumfahrzeuge des WGS-Typs auch Ka-Band-Transponder und sind erheblich leistungsfähiger. Der Satellit WGS 3 soll seine Aufgaben zwischen 10 und 15 Jahre lang erfüllen können.
Zunächst als Unterstützung vorhandener militärischer Kommunikationssatelliten gedacht und daher als Lückenfüller (Wideband Gapfiller Satellite, WGS) bezeichnet, wird das System als „Wideband Global Satcom“ weiter ausgebaut werden. Zusammen mit dem am 10. Oktober 2007 gestarteten WGS 1 und dem am 4. April 2009 ins All transportierten WGS 2 befinden sich jetzt drei dieser Satelliten im Weltraum. Drei weitere Satelliten mit zusätzlichen Ausstattungsmerkmalen sollen als Block-2-Raumfahrzeuge 2011, 2012 und 2013 ins All gelangen, sieht der aktuelle Planungsstand vor. Entwicklung und Bau der ersten drei Satelliten (WGS 1 bis WGS 3, Block-1-Raumfahrzeuge) schlugen mit 790 Millionen US-Dollar zu Buche, für das vollständige Programm mit seinen sechs Satelliten werden Kosten von 2,1 Milliarden Dollar genannt.
WGS 3 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 36108 bzw. als Objekt 2009-068A.
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