Jedes Jahr zu dieser Zeit stellt sich die Frage: Welche Empfehlung kann man für ein Weihnachtsgeschenk abgeben? Natürlich ein gutes Buch!
Quelle: VfR.
Im 50. Jahr der ersten Mondlandung wurde man gerade zu von der Fülle der Publikationen zu diesem Thema erschlagen. Dabei waren die Qualitäten der einzelnen Werke höchst unterschiedlich.
Was wäre also nervenschonender, als sich einmal mit einem Jahresrückblick auf das doch sehr ereignisreiche vergangene Jahr zu beschäftigen. Unsere Freunde der Raumfahrt vom VFR (Verein zur Förderung der Raumfahrt e.V.) geben schon seit langem ein entsprechendes, vielseitiges Werk heraus. Doch was erwartet da den Leser dieses Jahr? Dazu lassen wir die Macher selber sprechen, in dem wir das Editorial mit freundlicher Genehmigung von Eugen Reichl und Peter Schramm hier vorab veröffentlichen.
Neugierig geworden? Das Buch ist über den VFR https://www.space-jahrbuch.de/shop.php oder im Buchhandel mit der ISBN 978-3-944819-20-4 zum Preis von 16,90 € zu beziehen.
Selbst gelesen und für sehr empfehlenswert befunden. Im Folgenden das erwähnte …
… Editorial:
Liebe Leserinnen und Leser,
die Jahre 2019 und 2020 liegen in einer Übergangsphase zwischen Ernüchterung und neuem Aufbruch. Die Ernüchterung war das Jubiläum zum 50. Jahrestag des Apollo 11-Fluges. Fast genauso oft, wie man die großen technischen und organisatorischen Erfolge der Apollo-Ära pries, wurde durch alle Medien die Frage gestellt, warum es fast ein halbes Jahrhundert dauern musste, bis der Mond wieder in den Fokus des Raumfahrtinteresses rückte. Noch eine Prise bitterer geriet dieses Jubiläum für die Amerikaner durch den Umstand, dass es am Tag des Apollo 11-Jubiläums fast auf den Tag genau acht Jahre her war, seit zum letzten Mal ein Space Shuttle in den Orbit startete. Kein bemanntes Raumfahrzeug hat seither von amerikanischem Boden aus auch nur die Erdumlaufbahn erreicht, geschweige denn den Mond oder noch weiter entfernte Ziele.
Doch da ist seit einer Weile auch ein neuer Aufbruch zu beobachten. Das sind neben der aufblühenden privaten Raumfahrtindustrie mit ihren zahlreichen Projekten vor allem die weltweiten neuen Mond-Initiativen. Allen voran das Projekt ARTEMIS, das nicht nur in den USA die Raumfahrtbegeisterung wieder entfacht, sondern mittelfristig auch das Zeug hat, sich zu einem bedeutenden internationalen Vorhaben auszuwachsen. In unserem Leitartikel „Projekt ARTEMIS – Schon 2024 auf dem Mond?“ erfahren sie alles über diesen neuen und überraschend beschleunigten Aufbruch zum Erdtrabanten.
Ein US-Historiker brachte übrigens zum Apollo-Jubiläum noch einen ganz anderen Punkt ins Spiel, der zum Nachdenken anregt. Er meinte: “Stellen Sie sich vor, wie anders der Verlauf der Geschichte gewesen wäre, wenn die Sowjetunion Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre den ersten Menschen auf den Mond gebracht hätte, und der einzige wesentliche US-Beitrag zu dieser Zeit der Krieg in Vietnam gewesen wäre“. Es gäbe ein interessantes Thema für eine Parallelwelt-Story.
Fakten und Fiktion vermengen, das wollen auch wir bei SPACE von dieser Ausgabe an, und dann weitere 20 Jahre lang. Sie sehen, an diesem Punkt sind wir schon mal sehr optimistisch. Wir starten ein Projekt mit der Bezeichnung „Zeittunnel“. Mit Ihnen zusammen wollen wir dabei ein Gedankenexperiment machen und Sie zu Spekulationen über die Zukunft der Raumfahrt anregen. Um Sie zu motivieren und bei der Stange zu halten gibt es zwischendurch auch Preise. Informieren Sie sich über das „Projekt Zeittunnel“ im gleichnamigen Beitrag gleich nach dem Leitartikel.
Um Ihre Prognosen ein wenig zu unterfüttern haben wir einen Hintergrundbericht um Elon Musks schier unglaubliches „Starship“ für Sie vorbereitet. Dieses völlig neuartige und trotzdem so unglaublich „retro“ aussehende Raumschiff soll schon in wenigen Jahren die an sich schon revolutionäre SpaceX-Raumflugtechnologie komplett ersetzen: Die Falcon 9, die unbemannte Dragon-Transportkapsel und den Crew Dragon. Unser Beitrag zur Evolution des Starships trägt den Titel: „Big Fucking Rocket wird zum Starship“. Um auch noch das Allerneueste zu diesem Thema im Artikel unterzubringen, haben wir ausnahmsweise die Druckerpresse zwei Wochen später gestartet als sonst. Grund dafür war eine Pressekonferenz zum Thema Starship, die Elon Musk am 28. September in Cape Canaveral abhielt. Das Datum ist für SpaceX von großer Bedeutung, denn es ist der 11. Jahrestag des ersten erfolgreichen Orbitalfluges von SpaceX.
Raumfahrtgeschichte ist uns ein Anliegen und somit ein besonders wichtiger Bestandteil aller Bände unseres Jahrbuchs. Dieses Mal erzählen wir Ihnen die Geschichte der „Lunaren Gemini“ und die Überlegungen der NASA und von McDonnell, diese zweite Generation bemannter US-Raumschiffe mondflugfähig zu machen. Dabei waren sie ja eigentlich nur für Aufgaben im niedrigen Erdorbit vorgesehen. Wäre aber Apollo gescheitert, dann wäre die Lunare Gemini der Plan B der USA gewesen. Wir widmen diesen Überlegungen unsere Story „Mit Gemini zum Mond“.
Unser zweiter Beitrag zur Raumfahrtgeschichte berichtet von einem Mann, der längst in Vergessenheit geraten ist. Dabei wäre ein Platz für ihn neben Ziolkowski, Oberth und Goddard durchaus angemessen. Es geht um den Offizier der KuK-Monarchie Hermann „Noordung“ Potočnik. Andreas Drexler macht diesen unbekannten aber bedeutenden Pionier der Raumfahrttheorie für uns wieder lebendig.
Wir haben es in SPACE schon öfters erwähnt: Wir haben das Privileg, im „goldenen Zeitalter“ der Planetenforschung zu leben. Grund genug, neueste Projekte dieses hochinteressanten Zweiges der Raumfahrt genauer unter die Lupe zu nehmen. In diesem Sinne haben wir zwei Artikel für Sie vorbereitet. Der eine trägt den Titel „Ein Helikopter auf Titan“ und hat die in diesem Jahr von der NASA getroffene Entscheidung zum Thema, eine äußerst innovative Mission zum Saturnmond Titan zu entsenden. Ein Helikopter, angetrieben von einer Isotopenbatterie, soll diesen 1,5 Milliarden Kilometer entfernten Himmelskörper erforschen und dort nach den ersten Bausteinen des Lebens in unserem Sonnensystem suchen. Es ist eine hochriskante und mutige Mission im Stil der NASA-Pioniertage.
Der andere Beitrag versucht, die seit vielen Jahrzehnten vernachlässigte Venus in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. In unserem Beitrag stellen wir fest: Die Venus ist vielleicht der bewohnbarste Planet des Sonnensystems überhaupt, womöglich sogar noch vor dem Mars. Allerdings, und das können sie sich im Detail zu Gemüte führen, nicht auf seiner Oberfläche. Da ist es so heiß, dass Metalle wie Blei und Wismut nur in flüssiger Form vorkommen. Aber auch hier gibt es einen grandiosen Programmvorschlag der NASA. Er ist noch nicht ganz so weit gediehen wie der bereits genehmigte Titan-Helikopter, aber auf einem guten Weg dahin.
Peter Schramm, der „General Manager“ von SPACE, hat in diesem Jahr wieder einmal selbst einen Beitrag zu Papier gebracht. Er berichtet für Sie über neueste Entwicklungen bei Klein- und Kleinstsatelliten. Dafür besuchte er den 12. Pico- und Nanosatelliten-Workshop in Würzburg und schreibt über diesen faszinierenden und vor allem für die Technologie-Erprobung im Weltraum immer beliebteren Satellitentyp.
Unsere Filmbesprechung weicht dieses Mal vom SPACE-Standard ab. In den vergangenen Jahren haben wir meist aktuelle Science Fiction Kinofilme besprochen. Der Nachteil war dabei: Immer dann, wenn SPACE Anfang November auf dem Markt erschien, war der besprochene Film entweder schon wieder aus den Kinos raus oder er lief nur noch in den großen Städten. Das ist der eine Grund, weshalb wir für diese Ausgabe einen Klassiker des Science-Fiction Genres ausgesucht haben, der jederzeit über Youtube verfügbar ist. Der andere Grund ist, Sie ahnen es vielleicht schon: Er hat einen Mondflug zum Thema und ist noch in manch anderer Hinsicht aktueller denn je. Aber lesen Sie selbst.
Dann haben wir noch ein Thema, das man fast schon als „Standardrubrik“ bezeichnen kann, denn es wird von unseren Lesern immer nachgefragt: Wie ist der Stand des Raumfahrttourismus? Wir werden Sie über den aktuellen Sachstand nicht im Unklaren lassen. Seien Sie trotz des Titels „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“ nicht allzu enttäuscht, denn wenn kein größeres Unglück passiert, dann sind wir nicht mehr weit vom Einstieg in den Weltraumtourismus entfernt.
Nun zu einer Änderung unserer Standard-Inhalte: Ab dieser Ausgabe verzichten wir auf die Rubrik „Bilder des Jahres“. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass wir in den letzten Bänden ohnehin bereits zunehmend herausragende Raumfahrtbilder des Jahres als Kapiteltrenner mit eingebaut haben. Ein zusätzliche Bildteil schien uns daher überflüssig. Wir haben den dadurch gewonnene Platz mit neuen Inhalten gefüllt, die wir „Highlights des Berichtsjahres“ getauft haben. Sie betrifft Meldungen, die nicht im Artikelteil erscheinen oder bei den Start- und Landemeldungen und auch nicht in der Statistik. In diesem Sinne vervollständigt sie die uns selbst auferlegte Chronistenpflicht und – das sei vor allem den Freunden unseres bisherigen reinen Bildteils gesagt – wir haben jedem dieser „Highlights“ ein besonders schönes Bild gewidmet und schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe.
Mit dem Schwerpunkt „Mond“ befasste sich auch unser diesjähriger Science-Fiction Wettbewerb. Dem Genre angemessen haben wir hier schon einen großen Schritt in die Zukunft getan und beschäftigen uns dabei mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Erdtrabanten. Dabei geht es nicht immer mit rechten Dingen zu, wie sie bei der Lektüre der spannenden Stories feststellen werden.
Neben den Artikeln widmen wir einen wesentlichen Teil des Buches wie immer einer ausführlichen Dokumentation aller Raumfahrtstarts in der SPACE-typischen Berichtsperiode, die für den aktuellen Band von September 2018 bis August 2019 läuft. Wir haben damit in den bislang erschienenen 17 Bänden jede einzelne Mission, die seit dem 5. Januar 2003 in den Orbit oder darüber hinausging, im Detail dokumentiert.
Für die Zahlenfreaks unter unseren Lesern, und davon gibt es eine ganze Reihe wie wir wissen, haben wir wie jedes Jahr einen Block von über 20 Seiten zur Statistik des Jahres erarbeitet. In der nächstjährigen Ausgabe übrigens, darauf können sie sich jetzt schon freuen, bekommt der Statistik-Teil ein „Facelifting“. Noch mehr Daten zur weltweiten Raumfahrt in weiter verbesserter Darstellung.
Gegen Schluss des Editorials findet sich auch immer der Platz, dem gesamten SPACE-Team zu danken. Allen voran den beiden Hauptprotagonisten, unserem Grafiker, Layouter und Ideengeber Stefan Schiessl, der dafür sorgt, dass dieses Werk ein optischer Hingucker ist, und der immer eine Druckerei findet, die das Buch schnell und günstig produziert. Dritter Mann im Kernteam (aber keineswegs der mit dem dritten Platz) ist Peter Schramm, der „General Manager“ des Projektes „SPACE“. Unterstützend tätig waren in diesem Jahr wieder Lothar Karl, der Organisator des VFR-Science Fiction Kurzgeschichten-Wettbewerbs, dessen Siegerbeiträge jedes Jahr in SPACE erscheinen. Ein weiterer herzlicher Dank geht nach Berlin an unsere Lektorin Margit Drexler und nach Weilheim, wo Heimo Gnilka ebenfalls darüber wacht, dass das Buch so fehlerfrei wie möglich die Leserin und den Leser erreicht. Nicht vergessen wollen wir auch den Autor unseres Gastbeitrages, nämlich Andreas Drexler, der uns den Raumfahrtpionier Herrmann Potočnik vorstellt.
Ein großes Dankeschön richten wir wie immer auch an unsere Sponsoren. Sie tragen jedes Jahr einen erheblichen Teil der Erstellungskosten, die mit den Verkäufen alleine nicht zu decken wären.
Zu guter Letzt: schauen Sie in unsere Kontakt-Ecke, wo Sie unter www.vfr.de mit der Mail-Adresse space@vfr.de direkt mit uns in Verbindung treten können oder sehen sie sich unser Internet-Portal www.space-jahrbuch.de an, wo sie neben interessanten Dingen um das Thema Raumfahrt auch viele Informationen zu unserem Jahrbuch und sein Entstehen erhalten. Das ist auch der Ort, an dem sie die Bände vergangener Jahre nachbestellen können, die im Buchhandel möglicherweise schon vergriffen sind.
Wenn Sie Kritik für uns haben oder Lob, Tipps oder Meinungen, ein Problem oder eine Frage zu den Inhalten, wenn Sie sich schon mal die Ausgabe für das nächste Jahr reservieren wollen oder gerne der Tochter oder dem Sohn eins der Bücher schenken wollen, gerne auch signiert: schreiben Sie uns einfach eine Mail. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.
Und jetzt hinein ins Raumfahrtgeschehen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre von SPACE 2020. Bleiben Sie uns weiterhin treu und gewogen.
Im Namen des SPACE-Teams, Ihr
Eugen Reichl
Post Scriptum: Am 21. September 2019 verstarb völlig überraschend Sigmund Jähn, der erste deutsche Raumfahrer. Jähn wurde 82 Jahre alt. Noch drei Tage zuvor hatte er an einer Veranstaltung in Rostock teilgenommen. 1978 war er für knapp acht Tage zusammen mit seinem russischen Kollegen Valeri Bykowski im Orbit gewesen, und hatte dabei mit Sojus 31 die sowjetische Raumstation Saljut 6 besucht. Wir werden Sigmund Jähn in der Ausgabe 2021 mit einem sehr persönlichen Artikel würdigen.