Zwei Stürme begegnen sich auf Jupiter

Die zwei größten Stürme im Sonnensystem werden sich vor den Teleskopen der neugierigen (Hobby-)Astronomen begegnen. Der erste Sturm ist der Große Rote Fleck, der die doppelte Erdgröße hat und Windgeschwindigkeiten bis zu 600 km/h bietet. Dieser gigantische Wirbelsturm auf Jupiter ist seit Jahrhunderten bekannt.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: NASA.

Der zweite Sturm, Oval BA – auch bekannt als „Red jr.“ ist mit seinen sechs Jahren relativ jung, halb so groß wie der Große Rote Fleck und bietet Windgeschwindigkeiten auf, die seinem älteren Bruder in Nichts nachstehen.
Die beiden kommen sich näher. Ihre größte Annäherung findet am 4. Juli 2006 statt, behauptet Amy Simon-Miller vom Goddard Space Flight Center, die die Stürme mit Hilfe des Hubble-Teleskops aufgenommen hat.
„Sie werden nicht frontal kollidieren“, erklärt sie. „Der Große Rote Fleck wird den kleinen nicht auffressen oder so etwas.“ Aber die äußeren Bereiche der Stürme werden sich ziemlich eng begegnen und niemand weiß genau, was dabei passieren wird.

Amateurastronomen beobachten das Ereignis bereits. Christopher Go von den Philippinen machte mit seinem 11-Zoll Teleskop (etwa 28 cm) am 28. Mai diese Aufnahme:

Christopher Go (Phillipinen)
Die beiden roten Flecken auf Jupiter.
(Bild: Christopher Go (Phillipinen))

„Die Entfernung zwischen den beiden Stürmen wird jeden Tag sichtbar kleiner“, meint er.

Ähnliche Begegnungen fanden schon früher statt, bemerkt Glenn Orton vom Jet Propulsion Laboratory. „Oval BA und der Große Rote Fleck ziehen annähernd alle zwei Jahre aneinander vorbei.“ Vergangene Begegnungen der Jahre 2002 und 2004 waren anti-klimatisch. Abgesehen vom „Aufrauhen“ der Ränder, überlebten beide Stürme sie nahezu unverändert.

Dieses mal könnte es anders sein. Simon-Miller und Orton glauben, dass der kleine rote Fleck seine rote Färbung verlieren könnte – ironischerweise durch eine zu nahe Begegnung mit dem Großen Roten Fleck.

Oval BA war nicht immer rot. Fünf Jahre lang war er schneeweiß wie viele andere weiße Ovale, die den Planeten umkreisen. Im Jahre 2006 stellten die Astronomen eine Veränderung fest: Ein roter Wirbel bildete sich innerhalb des Sturms – die selbe Farbe, wie beim mächtigen Großen Roten Fleck. Forscher deuten dies als Anzeichen dafür, dass sich der Sturm verstärkt hat.

NASA/ESA
Oval BA – aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop im April 2006
(Bild: NASA/ESA)

Die Farbe des Großen Roten Flecks ist ein Rätsel. Eine verbreitete Theorie besagt, dass der Sturm Material aus Jupiters tief liegenden Atmosphärenschichten nach oben schafft und diese über die am höchsten gelegenen Wolken noch hinweg hebt. Hier kann die UV-Strahlung der Sonne Chromophore (bestimmter Teil eines Farbstoffes) in rot umwandeln. Der Wirbelsturm Oval BA verfärbte sich demnach erst dann rot, nachdem er stark genug war, um den selben Trick durchzuführen wie der große Bruder.

Die Kollision mit dem Großen Roten Fleck könnte den kleinen jedoch schwächen, wodurch dieser wieder weiß werden würde. Simon-Miller erklärt: „Wir glauben, dass der Große Rote Fleck Oval BA zu dem südlichen Wolkenband abdrängen wird, das gegen die Drehrichtung des Sturms (also im Uhrzeigersinn) bläst.“ Das würde den Schwung des Sturms bremsen und möglicherweise den Prozess rückgängig machen, der ihm die rote Färbung einbrachte.

Was wird tatsächlich passieren? „Wir werden es sehen“, sagt sie. Dafür sind Teleskope ja da.

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