Sie laufen und laufen und laufen… Und halten immer wieder neue Überraschungen parat. 2005 war ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Aber bisher konnten beide Roboter jede Herausforderung meistern.
Ein Beitrag von matthiaspfeiffer. Quelle: NASA/Space.com.
Sie sind eine Erfolgsgeschichte in der Marserkundung. Die beiden Mars Exploration Rover (oder kurz MER) Spirit und Opportunity haben die an sie gesetzten Erwartungen bei weitem übertroffen. Beide wurden Mitte des Jahres 2003 Richtung Mars entsandt und erreichten den roten Planeten Anfang 2004. Die ursprüngliche Missionsdauer sollte bei 90 Tagen liegen. Mittlerweile haben beide Roboter schon ein volles Marsjahr (entspricht in etwa 2 Erdjahren) hinter sich gebracht und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Ziel der Mission und die Hauptaufgabe der Rover war und ist es Herauszufinden, ob Wasser in der Vergangenheit des roten Planeten eine Rolle gespielt hat. Der Hintergedanke dabei ist klar. Man will wissen, ob der Mars vor langer Zeit Leben beherbergt haben könnte. Auch wenn diese Frage wohl noch lange nicht zu beantworten sein mag, so haben die Roboter nachweisen können, dass Wasser den Mars maßgeblich beeinflusst hat.
Natürlich spielt auch das gewissen Quäntchen Glück ein wichtige Rolle. Beide Rover wurden schon mehrmals durch kleine Stürme vom Staub, der sich auf den Solarzellen abgelegt hat, befreit. Dadurch wurde die Lebenszeit der Roboter deutlich verlängert. Ohne diese Ereignisse wären beide schon längst wegen Energiemangel ausgefallen.
Spirit war den großen Teil des letzten Jahres mit dem Aufstieg zum Husband Hill beschäftigt. Gegen Ende September dieses Jahres erreichte der Rover den Gipfel, der vom Boden des Gusev Kraters gemessen so hoch wie die Freiheitsstatue ist. Von diesem buchstäblichen Höhepunkt schoss Spirit Bilder von den beiden Marsmonden Phobos und Deimos, sowie ein atemberaubendes Panorama von der Marsumgebung. Der Aufstieg zum Gipfel war gleichzeitig eine Premiere, da noch nie ein Roboter einen Berg auf einem anderen Planeten erklommen hat.
Auf dem langen, beschwerlichen Weg nach oben war Spirit aber nicht unbeschäftigt. Es wurden viele Felsen gefunden die entweder im Wasser geformt oder davon verändert wurden. Zusätzlich fanden die Forscher heraus, dass die Columbia Hills (benannt zu Ehren des verunglückten Shuttles Columbia und ihrer Crew) die höchste Konzentration an Schwefel haben, die bisher auf dem Mars gefunden wurde. Nachdem Spirit den Gipfel etwa einen Monat lang untersuch hatte, begann der Abstieg zu weiteren wissenschaftlichen Zielen.
Spirits Zwilling Opportunity erlebte derweil während des fast vergangenen Jahres ein Wechselspiel zwischen Triumph und beinahe Katastrophe. Bereits früh im Jahr gelang es dem Rover sein Hitzeschild, das nach dem Eintritt in die Marsatmosphäre abgeworfen wurde genauer zu begutachten. Das war das erste Mal, dass Ingenieure ein Hitzeschild nach dem Eintritt in die Atmosphäre eines anderen Planeten untersuchen konnten. Doch das war nicht die einzige Premiere. Während der Untersuchung des Hitzeschildes fand Opportunity auch noch einen Eisen-Meteoriten, der erste Meteorit, der auf einem anderen Planeten gefunden werden konnte.
Darauf beschloss man Opportunity vom Endurance Crater weiter nach Süden in Richtung des Erebus Crater zu schicken. Auf dem Weg stellte er neue Geschwindigkeits- und Streckenrekorde auf. Im April geschah dann das Unglück. Der Rover sank bis zur Achse in dem feinen Sand ein und drohte sich immer weiter einzugraben. Nur durch intensives Testen an Nachbauten der Rover auf der Erde und geschicktes maneuvrieren konnte der Roboter aus dieser Situation befreit werden. Wäre dies nicht gelungen, hätte man den Rover aufgeben müssen.
Heute befindet sich Opportunity am Rande des Erebus, wo man mit Problemen der Schulter des Roboters zu kämpfen hatte. Ein Motor am Roboterarm hat den Dienst verweigert und der Arm konnte nicht mehr entfaltet werden. Dies hat die wissenschaftlichen Arbeiten in den letzten Wochen stark behindert. Doch mittlerweile sind die Probleme wenigstens teilweise behoben. Trotz dieser Probleme hofft man noch den Victoria Crater zu erreichen. Dieser Krater ist mehr als acht mal so groß wie der Endurance Crater, den man zu Beginn der Mission schon untersucht hatte.
Bisher sind sich die Wissenschaftler aber sicher, dass die Bedingungen in der Meridiani Planum, dem Einsatzort Opportunity’s, für die Entstehung von Leben ziemlich ungünstig waren. Diese Region war vor langer Zeit stark sauer, oxidierend und manchmal feucht. Insgesamt also nicht sehr einladend für Lebensformen.
Dieses Jahr war stürmisch und dennoch sehr erfolgreich. Beide Roboter liefern ständig neue verblüffende Ergebnisse und stellen die Betreiber immer wieder vor neue Herausforderungen. Es bleibt zu hoffen, dass die Zwillinge noch lange mit dieser Beharrlichkeit den Widrigkeiten des roten Planeten widerstehen und uns weiter verblüffen.