Frühwarnsystem-Demonstrator SPIRALE

Am 12. Februar 2009 sollen neben zwei Kommunikationssatelliten auch die beiden Demonstrationssatelliten SPIRALE A und SPIRALE B alias SPIRALE 1 und SPIRALE 2 mit dem Ariane-5-Flug V-187 ins All gebracht werden.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: EDAS Astrium, TAS, Arianespace, CNES, eoportal.org.

Bereits beim Ariane-5-Flug V-186 hätten die beiden Mirkosatelliten SPIRALE A und SPIRALE B ursprünglich dabei sein sollen (SPIRALE steht für “Système Préparatoire Infra-Rouge pour l´Alerte”, Infrarot-Frühwarn-Vorbereitungssystem). Da aber eine der beiden Hauptnutzlasten schwerer war als ursprünglich geplant – es wurde ein anderer Satellit mitgenommen – startete V-186 ohne die SPIRALE-Satelliten. SPIRALE A und SPIRALE B aus der Kleinstsatelliten-Reihe Myriade der CNES werden bei dem Flug V-187 auf einer Struktur namens “Ariane Structure for Auxiliary Payload” (ASAP) untergebracht sein, von der aus sie 33 Minuten und 52 Sekunden nach dem Start und nach dem Aussetzen der beiden Kommunikationssatelliten ihre eigenständigen Missionen beginnen.

Arianespace
SPIRALE A und SPIRALE B
(Bild: Arianespace)

Der Orbit, in dem die Demonstrationssatelliten ausgesetzt werden, ist ein typischer Geotransferorbit (GTO) mit einem Perigäum von 250 Kilometern über der Erdoberfläche und einem Apogäum von 36.000 Kilometern über der Erdoberfläche sowie einer Neigung von zwei Grad gegen den Äquator. Der Orbit, in dem die beiden Satelliten schließlich betrieben werden sollen, ist ein hochelliptischer Orbit (HEO) mit einem Perigäum von 600 Kilometern über der Erdoberfläche und einem Apogäum von 36.000 Kilometern über der Erdoberfläche, hier ebenfalls mit einer Neigung von zwei Grad gegen den Äquator.

In diesem Orbit werden die Satelliten pro Umlauf zweimal die Van-Allen-Strahlungsgürtel kreuzen, weshalb die für die Satelliten verwendete Plattform Myriade besonders angepasst wurde. Zum Beispiel wurde die mehrschichtige Wärmeisolation der Satelliten (MIL – Multi-Layered Insulation) neu entworfen und den Bedingungen in geringen Höhen, wo atomarer Sauerstoff eine besondere Belastung darstellt, und großen Höhen, wo elektrostatische Aufladungen problematisch werden können, angepasst. Aus Isolationsgründen wurde beim Bau der Satelliten außerdem eine spezielle leitfähige schwarze Silikonfarbe benutzt.

Zur Lageregelung können vier Drallräder von Teldix aus Deutschland, zwei MTBs (magneto-torquer bars) von IAI TAMAM aus Israel zur Erzeugung eines Magnetfeldes, das mit dem der Erde interagiert, und vier kleine Hydrazin-Einstofftriebwerke aus Deutschland (Astrium CHT 1) mit je einem Newton Schub verwendet werden. Der Orientierung der dreiachsstabilisierten Satelliten dienen je ein Sternensensor, drei Sonnensensoren und pro Achse ein Gyrometer. Gesteuert werden die Anlagen der Satelliten von OBC, den Onboard Computern, ausgestattet jeweils mit INMOS T805 CPU und 60 Megabyte Massenspeicher.

Thales Alenia Space
SPIRALE A und B im All – Illustration
(Bild: Thales Alenia Space)

Die Satelliten bestehen jeweils aus einem annähernd würfelförmigen Grundkörper und einem zusätzlichen Aufbau für die Sensoren, zuammen ergeben sich Maße von 60 auf 60 auf 85 Zentimeter. Die mit jeweils einem Solarpaneel aus zwei Segmenten mit Galliumarsenid-Zellen und einer Lithiumionenbatterie ausgerüsteten und beim Start je 117,3 Kilogramm schweren Satelliten haben einen Stromverbrach von jeweils 80 Watt im Standby und 100 Watt bei der Bilderfassung. Maximal 160 Watt elektrische Leistung kann das Stromerzeugungssystem der Satelliten bereitstellen. Für die Bilderfassung verwenden die Satelliten Infrarotteleskope mit aktivem Kühlsystem.

Aufgezeichnet werden sollen Infrarotbilder der Erde bzw. mit der Erde im Hintergrund. Die Satelliten sind ein funktionales Element eines französischen Programms zu Entwicklung, Aufbau und Betrieb eines weltraumbasierten optischen Frühwarnsystem-Demonstrators. Von Alcatel Space entwickelt wurden die Satelliten von EADS Astrium integriert. EADS Astrium ist auch verantwortlich für die Lieferung des Warn- und Überwachungs-Bodensegments und den Betrieb der Satelliten auf ihren Umlaufbahnen und wurde dafür vom Department für Telekommunikation und Information der französischen Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA (Délégation Générale pour l’Armement) ausgewählt. Der Wert des Programmes für EADS Astrium als Hauptauftragnehmer soll 124 Millionen Euro betragen.

Das Demonstrationsprogramm ist das erste seiner Art aus Europa überhaupt und soll den Weg für ein künftiges optisches satellitengestütztes Frühwarnsystem bereiten. Dieses soll dann im Infrarotbereich Bilder startender ballistischer Raketen erfassen können. Auch die Proliferation, die Weiterverbreitung bzw. die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen will man mit künftigen Satelliten überwachen.

Raumcon:

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