ISS: Erster außerplanmäßiger Ausstieg absolviert

Gestern haben Rick Mastracchio und Michael Hopkins einen ersten Ausstieg absolviert, bei dem ein Pumpenmodul mit defektem Flussregelventil vom Kühlkreislauf getrennt und demontiert wurde.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Raumcon.

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Pumpmodul in Nahaufnahme (Bild: NASA-TV)

Die Arbeiten begannen am 21. Dezember gegen 13 Uhr und dauerten reichlich 5 Stunden. Zunächst wurden die Leitungen vom Pumpenmodul gelöst und an eine Überbrückungsbox angeschlossen. Danach wurden die Befestigungsbolzen gelöst und das Modul mit Hilfe des kanadischen Manipulatorarms der Station zu einem Zwischenlager am Mobilen Transporter gebracht und dort befestigt. Damit hatte man mehr erreicht als für den ersten Ausstieg geplant war.

Für diesen Außenbordeinsatz wurden die Raumanzüge etwas modifiziert. Zum einen war im Inneren ein Schnorchel befestigt, den man während der Arbeit in den Mund nehmen konnte, so dass man seine Atemluft aus dem Körperbereich bezogen hätte. Zum zweiten befand sich ein Absorptionskissen im Nackenbereich, mit dem auslaufende Flüssigkeit hätte aufgenommen werden können. Außerdem sollten die Raumfahrer von Zeit zu Zeit gegenseitig kontrollieren, ob in einem der Anzüge ausgelaufene Flüssigkeit erkennbar wurde.

Diese Maßnahmen wurden als notwendig erachtet, nachdem beim letzten Außenbordeinsatz mit US-Raumanzügen im Nackenbereich bei Luca Parmitano Flüssigkeit ausgetreten war, die anschließend teilweise im Anzug herum schwebte, sich an Mund, Nase und Augen anlagerte und beim Sehen und Atmen behinderte.

Mit dem Abflug des Raumschiffes Sojus-TMA 09M am 11. November begann die ISS-Expedition 38. In deren Verlauf wird eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen auf den Gebieten Astronomie, Atmosphärenforschung, Biologie, Materialtechnologie, Medizin, Physik und Technik vorgenommen. Ein Teil davon ist an der Außenseite angebracht und läuft weitgehend automatisch ab. Auch ein Teil der Experimente im Inneren ist weitgehend automatisiert und bedarf nur hin und wieder der Betreuung durch einen Raumfahrer, beispielsweise zum Wechseln der Proben, zur Wartung oder zur Sicherung von Daten.

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Drei Kleinsatelliten entfernen sich von der Internationalen Raumstation. (Bild: NASA)

Am 19. November hatte Koichi Wakata drei Kleinsatelliten, die zuvor mit dem HTV Kounotori 4 eingetroffen waren, nach einer kurzen Überprüfung ihrer Funktion durch die Luftschleuse von Kibo außenbords gebracht und mit einer speziellen Einrichtung von der Station weg katapultiert. Am 20. November folgte ein weiterer Satellit.

Am 11. Dezember wurde die Bahn in Vorbereitung auf die geplante Ankunft eines Frachtschiffes vom Typ Cygnus durch eine Antriebsphase von knapp 13 Minuten mit den Trienwerken des am Heck angekoppelten Frachters Progress-M 21M um etwa 1,7 Kilometer angehoben. Am Folgetag wurden dann Probleme mit dem Kühlkreislauf A des US-basierten Segments der Internationalen Raumstation gemeldet. Man stellte fest, dass das Durchflussregelventil, mit welchem der Fluss des Kühlmittels Ammoniak des äußeren Kühlkreislaufes gesteuert wird, nicht korrekt funktionierte. Damit wurde der Austausch des Pumpmoduls erforderlich, wofür es drei Ersatzmodule gab, die auf Express-Logistikmodulen oder externen Stauraum-Plattformen montiert sind.

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Die ISS verfügt über drei Ersatz-Pumpmodule für die äußeren Kühlkreisläufe. Die überschüssige Wärme wird über Radiatoren ins All abgestrahlt. Die Radiatoren sind die flachen, geknickten rechteckigen Objekte, die von der Gitterstruktur sowohl nach hinten zeigen (drei links und drei rechts) als auch nach unten (links neben ESP 3 bzw. rechts neben ELC 1) und oben. (Bild: NASA-TV)

Der Start des zweiten Cygnus-Frachters wurde derweil auf Januar 2014 verschoben. Zur erfolgreichen Reparatur des Kühlkreislaufes sind zwei weitere Ausstiege an den kommenden Tagen geplant. Dabei soll ein neues Modul eingesetzt und angeschlossen sowie das defekte an dessen ehemaligem Lagerplatz befestigt werden.

Im Inneren der Raumstation entsteht durch technische Einrichtungen und die Menschen an Bord ständig Wärme, die über ein Kühlsystem nach außen abgeführt werden muss. Die gesamte Außenhaut der Station ist gegen die Hitze von etwa +130°C in der Sonne und die Kälte von etwa -160°C im Schatten mit einer speziellen Thermoisolationsschicht geschützt. Im Inneren wird die überschüssige Wärme von einem Wasserkreislauf aufgenommen. In einem Wärmetauscher wird diese dann an den äußeren Kühlkreislauf, der mit Ammoniak arbeitet – Wasser würde erstarren – abgegeben. Das Kühlmittel transportiert die Wärme dann zu Wärmeabstrahlern (Radiatoren), die das Bild der ISS durchaus mit prägen.

Die ISS-Expedition 38 läuft noch bis März 2014.

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