Kollisionsalarm auf der Internationalen Raumstation

Wegen eines Stücks Weltraumschrott zogen sich die Raumfahrer an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) am 24. März 2012 zeitweise in die beiden angedockten Sojus-Raumschiffe zurück, um im Bedarfsfall sofort den Rückweg zur Erde antreten zu können.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA, Russia Today.

Ein Fragment des russischen militärischen Kommunikationssatelliten Kosmos 2251 vom Typ Strela 2M sollte die ISS in möglicherweise gefährlicher Nähe passieren. Aus Sicherheitsgründen war die Besatzung der ISS am Samstag Morgen gegen 3:30 Uhr GMT wegen des Kollisionsalarms (engl. Conjunction Alert) geweckt und angewiesen worden, sich in den beiden Sojus-Kapseln an der Station auf eine Evakuierung vorzubereiten. Das Wrackteil des bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Satelliten zerstörten russischen Raumfahrzeugs passierte die ISS nach Angaben der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA dann gegen 6:38 Uhr GMT (7:38 Uhr MEZ). Die Begegnungsgeschwindigkeit betrug dabei nach russischen Informationen etwa 26.169 km/h.

NASA
Sojus-TMA 03M legt am 23. Dezember 2011 an Rasswjet an
(Bild: NASA)

Zur Zeit befinden sich sechs Raumfahrer an Bord der ISS, darunter die drei Kosmonauten Anatoli Iwanischin, Oleg Kononjenko und Anton Schkaplerow, der europäische Astronaut André Kuipers, sowie die beiden US-amerikanischen Astronauten Don Pettit und Daniel Burbank, letzter aktuell Kommandeur der Besatzung. Burbank, Iwanischin und Schkaplerow folgten einer Anweisung vom Kontrollzentrum, in der am Modul MIM 2 alias Poisk hängenden Sojus-TMA 22 Platz zu nehmen, Kononjenko, Kuipers und Pettit bezogen Sojus-TMA 03M, gedockt am Modul MIM 1 alias Rasswjet.

Das bedrohliche Stück Weltraumschrott war erst am Freitag, dem 23. März 2012 als für die ISS potentiell gefährlich erkannt worden. Für ein Ausweichmanöver durch die ISS war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät. Die folgende Evakuierungsvorbereitung war die dritte dieser Art innerhalb des bisher zwölfjährigen Einsatzes der ISS im All. Der aktuelle Vorbeiflug verlief nach Angaben der NASA schließlich in einem Abstand von rund 11 Kilometern, und stellte keine wirkliche Bedrohung dar.

Der Zusammenstoß zwischen dem abgeschalteten Kosmos 2251, gestartet am 16. Juni 1993, und dem aktiven US-amerikanischen Mobilfunksatelliten Iridium 33, seit dem 14 September 1997 im All, am 10. Februar 2009 in rund 790 Kilometern über der Erdoberfläche bescherte den Betreibern von Satelliten, Raumschiffen und Stationen in niedrigen und mittleren Erdumlaufbahnen Sorgen in einer neuen Qualität. Allein von Kosmos 2251 sind nach russischen Angaben rund 600 Bruchstücke mit Größen über fünf Zentimetern auf Bahnen um die Erde unterwegs, kleinere Fragmente gibt es zu Tausenden.

Der Kosmos-Satellit war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren außer Funktion. Die Betreiber des Iridium-Netztes hatten eine Kollisionswarnung der USA ignoriert und hatten damit den Zusammenstoß provoziert. Für die Zukunft erwartet man allerdings weitere Zusammenstöße zwischen inaktiven Satelliten oder Schrottteilen, wodurch sich das Problem weiter verschärfen wird.

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