Express-AM 5 von Proton-M ins All transportiert

Am 26. Dezember 2013 startete von der Rampe 81/24 des russischen Raumfahrtzentrums Baikonur eine Proton-M-Rakete mit Breeze-M-Oberstufe, um den russischen Kommunikationssatelliten Express-AM 5 in den Weltraum zu bringen. Nach einer Flugzeit von rund 9 Stunden und 22 Minuten wurde der Satellit erfolgreich auf der vorgesehenen Erdumlaufbahn ausgesetzt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Chrunitschew, Interfax, Reschetnjow, RIA Novosti, Roskosmos, RSCC, Sibirischer Sputnik.

Roskosmos
Proton-M startet mit Express-AM 5 (Bild: Roskosmos)

Als exakter Startzeitpunkt für den 10. Proton-Flug im Jahr 2013 und den 393. insgesamt wird 14:49 Uhr und 56 Sekunden Moskauer Zeit genannt (11:49 Uhr und 56 Sekunden MEZ). Die Abtrennung der Orbitaleinheit bestehend aus Breeze-M-Oberstufe und Express-AM 5 von der dritten Stufe der Proton-M erfolgte rund 9 Minuten später um 14:59 Uhr Moskauer Zeit. Anschließend war es Aufgabe der wie die Proton-Rakete von Chrunitschew gebauten Oberstufe, erst für die Einnahme einer stabile Parkbahn zu sorgen, und dann das Erreichen des vorgesehen Zielorbits sicherzustellen.

Der Trennprozess des Satelliten von der Oberstufe fand um 00:12 Uhr Moskauer Zeit am 27. Dezember 2013 statt (21:12 Uhr MEZ am 26. Dezember) und verlief nach Angaben der Russischen Raumfahrtbehörde (Roskosmos) sauber und auf der vorgesehenen Bahn. Der Hauptauftragnehmer für den Bau des Satelliten, der russische Raumfahrtkonzern Reschetnjow Informational Satellite Systems mit Sitz in Schelesnogorsk nordöstlich von Krasnojarsk, bestätigte das Entfalten der beiden maximal 14,2 kW elektrische Leistung liefernden Solarzellenausleger des Satelliten, die erforderliche korrekte Ausrichtung des dreiachsstabilisierten Raumfahrzeugs zur Sonne und die planmäßige Arbeit aller Bordsysteme.

Express-AM 5 ist ein auf einem neuen Satellitenbus basierendes Raumfahrzeug, dessen Bau im Rahmen des Zehn-Jahres-Plans von 2006-2015 am 22. Oktober 2005 mit dem russischen Regierungsdekret Nr. 635 beschlossen worden war. Als künftige Betreiberin des bei 140 Grad Ost im Geostationären Orbit einzusetzenden Erdtrabanten mit einer Startmasse von rund 3.400 kg wurde die Russische föderale Satellitenkommunikationsgesellschaft (Russian Satellite Communications Company, RSCC) beauftragt.

Reschetnjow
Express-AM 5 in Bau (Bild: Reschetnjow)

RSCCs Aufgabe ist es, via Express-AM 5 Mobilkommunikationsverbindungen für die Regierung Russlands und den Präsidenten des Landes zu ermöglichen, und mit Hilfe des Satelliten digitale Video-, Telefon- und Datendienste für russische Gebiete bereitzustellen. Außerdem soll RSCC über Express-AM 5 digitale Radio- und Fernsehprogramme ausstrahlen und VSAT-Netzwerk-Verbindungen realisieren. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurde der auf dem Satellitenbus Express 2000 basierende Express-AM 5 mit einer 12,7 kW leistenden Kommunikationsnutzlast mit 30 C-Band-, 12 Ka-Band, 40 Ku-Band- und 2 x L-Band-Transpondern ausgerüstet, und auf eine Betriebsdauer von 15 Jahren ausgelegt.

Bestellt hatte RSCC den Satelliten bei Reschetnjow am 12. August 2009. Am 27. Oktober 2009 begannen konkrete Entwurfsarbeiten für das Raumfahrzeug, ein vorläufiger Konstruktionsentwurf lag zum 1. Juni 2010 vor. Nach dessen Bestätigung erfolgte der eigentlich Bau des Raumfahrzeugs.

Reschetnjow
Systeme des raumflugtechnischen Moduls (Bild: Reschetnjow)

Am 22. Mai 2011 gab Reschetnjow bekannt, dass der Grundaufbau des Nutzlastmoduls abgeschlossen wurde, und der Einbau von Kommunikationstechnik bei MDA in Kanada erfolge. Reschetnjow kümmerte sich in der folgenden Zeit um den Bau des raumflugtechnischen Moduls von Express-AM 5. Die Fertigstellung und der Abschluss von Qualifikationstest der Kontrollsysteme des raumflugtechnischen Moduls wurden am 10. Februar 2012 gemeldet. Zwei Monate später berichtete Reschetnjow von Tests der elektrischen Systeme des Satellitenbus.

Am 24. August 2012 war das Nutzlastmodul aus Kanada zurückgeliefert worden, seine Integration mit dem raumflugtechnischen Modul begann am 24. September 2012. Nachdem im Frühjahr 2012 bereits zwei Antennen von MDA an Reschetnjow geliefert worden waren, erhielt der russische Satellitenbauer am 12. Oktober 2012 acht weitere von MDA, die anschließend montiert werden konnten. Tests der Zusammenarbeit der Bordsysteme des Satelliten mit Komponenten für das Bodensegment wurden im Dezember 2012 beendet.

Reschetnjow
Express-AM 5 im All – Illustration
(Bild: Reschetnjow)

Im Februar 2013 konnten Test des Satelliten in einer Thermal-Vakuum-Kammer erfolgreich abgeschlossen werden. Im Juli 2013 begannen Vibrationstests, um nachzuweisen, dass Express-AM 5 die beim Start ins All auftretenden Belastungen überstehen kann. Am 17. Oktober 2013 wurden letzte Tests elektrischer und elektronischer Systeme des Satelliten vorgenommen, in deren Rahmen sämtliche Subsysteme des Satelliten durchgepürft und die Funktionsfähigkeit einer entfalt- und richtbaren Ku-Band-Antenne demonstriert wurden. Am 18. November 2013 erreichte der Satellit schließlich das in Kasachstan gelegene Kosmodrom Baikonur.
Seine endgültige Postion im Geostationären Orbit soll Express-AM 5 nach intensivem Einsatz von elektrischen Triebwerken an Bord beziehen. Derzeit rechnet man damit, dass es nach rund 90 Tagen soweit sein wird. Für einen in Russland gebauten Satelliten ist es das erste Mal, dass aus einem Geotransferorbit der Geostationäre Orbit mit elektrischem Antrieb erreicht wird. Danach werden Überwachung und Kontrolle des Satelliten an RSCC übergeben, und Mitte Mai 2014 könnte schließlich die Ausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen und die Bereitstellung der vorgesehenen Kommunikationsdienste beginnen.

Express-AM 5 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.487 und als COSPAR-Objekt 2013-077A.

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