Nach drei Testflügen die die Erwartungen nicht erfüllen konnten, hat der zehnte Starship-Testflug sehr erfolgreich geendet.
Der Flug war schließlich nicht gänzlich fehlerfrei, aber es wurden alle Testpunkte abgearbeitet und das Ship-37 landete punktgenau im Indischen Ozean. Das Testprogramm des Starships befindet sich damit wieder in der Spur.
Ein Beitrag des Raumfahrer.net Portalredakteurs James.
Quelle: SpaceX-Livestream, Raumfahrer.net Forum, 27. August 2025
Die Vorgeschichte
Der Starship-Flight-Test-10 ist jener mit der warscheinlich übelsten Vorgeschichte in der Historie der Starship-Test-Flights. Diese beginnt schon mit dem Starship-Flight-Test-7 am 16. Januar mit welchem Booster-14 und Ship-33, und damit das erste Schiff der Version-2, getestet werden sollte.
Der Start war erfolgreich und der Booster-14 konnte erfolgreich in den Chopsticks gelandet werden. Aber gerade während der Landephase des Boosters, und daher von vielen Beobachtern der Livestreams fast unbemerkt, bekam Ship-33 große Probleme.
Unerwartet starke Resonanzschwingungen in den Treibstoffleitungen der Raptor-Triebwerke führten zu einem Leck in einer drucklosen Kammer zwischen Triebwerke und Sauerstofftank.
In dieser Kammer entzündete sich ein Feuer, beschädigte kritische Systeme, welche zur Deaktivierung von immer mehreren Triebwerken führte. Das automatische Flugabbruchsystem sprengte daraufhin das manövrierunfahige Schiff.
Die Haupttestziele, die Erprobung der Version-2 des Schiffes, sind bis Starship-Flight-Test-10 praktisch unverändert offen geblieben.
Mit verstärkten Treibstoffleitungen, verbesserter Entlüftung und mit einem Stickstoff-Spülsystem in diesem Zwischenbereich war man guter Dinge für den nächsten Start mit Booster-15 und Ship-34 der am 3. März Ortszeit stattfinden sollte.
An diesem Tag hat es dann mit dem Start nicht geklappt, aber am 6. März Ortszeit war es soweit. Sauberer Start, und auch wenn beim Boost-Back-Burn nicht alle Triebwerke anliefen, landetet der Booster schließlich wieder perfekt in den Chopsticks.
Allerdings traute man den Augen nicht; das Schiff war wieder außer Kontrolle. Zum zweiten Male ein Trümmerregen über den Bahamas.
Auch wenn es aussah, wie wenn es das selbe Problem wäre, so war es diesmal ein Hardwarefehler an einem Triebwerk, der zur Deaktivierung weiterer Triebwerke, zum Kontrollverlust, und in Folge zur Zerstörung durch das Flugabbruchsystem führte.
Leider konnte man damit wieder die benötigten Erkenntnisse nicht gewinnen.
Der Flight-Test-9 mußte es richten. Da man nun über einige gelandete Booster verfügte, wagte man es Booster-14 von Flight-Test-7 noch mal einzusetzen.
Zusammen mit Ship-35 wurde am 27. Mai gestartet. Moritz Vieth vom Youtubekanal „Senkrechtstarter“ titelte „Versagen verboten“. Daumen wurden gedrückt. Es half alles nichts.
Diesmal war es war nicht geplant den Booster einzufangen sondern weich im Golf von Mexico zu wassern. Allerdings verlor man schon davor die Telemetrie vom Booster, da dieser bei der letzten Triebwerkszündung explodierte.
Ship-35 kam dieses Mal weiter. Zum Zeitpunkt der Starlink-Dummy-Aussetzung war diese jedoch nicht möglich; die Luke klemmte. Möglicherweise weil das Schiff schon nicht mehr stabil flog, den kurz darauf konnte man den Lagekontrollverlust des Schiffes erkennen. Im Livestream waren Gasaustritte zu beobachten; Lecks im Treibstoffversorgungssystem. Das Schiff trudelte weiter. Diesmal erfolgte der Trümmerregen über dem Indischen Ozean.
Vorbereitung zu Flight-Test-10
Also richtete sich der Augenmerk auf Booster-14 und Ship-36 für den zehnten Testflug. Ganz reibungslos sollte die Vorbereitung jedoch nicht laufen.
Beim Aufsetzen von Booster-14 am 8. Juni auf den Transportstand schwang dieser frei und touchierte den Stand mehrmals. Über Schäden wurde aber nichts berichtet. Am 17. Juni erfolgte ein Static Fire von Ship-36 mit einem Triebwerk auf dem Masseys Testgelände. Da war noch alles in Ordnung, es folgte jedoch der folgenschwere 19. Juni.
Ship-36 explodiert am Teststand auf Masseys. Der noch positive Punkt bei dieser sehr heftigen Detonation ist der, das niemand zu Schaden gekommen ist. Der sehr wichtige Teststand wurde natürlich bis zur Unbrauchbarkeit beschädigt, und etliche benachbarte Einrichtungen, wie z.B. die nahen „Chiller“, auch. Das war dann auch schon die Zeit wo man befürchtete, dass in den Aktivitäten von SpaceX überhaupt „der Wurm“ drin ist, denn zu allem Überfluß fiel am 24. Juni auf Masseys auch noch ein Kran um.
Wieder wurde von keinem Verletztem berichtet, aber das sind potentiell sehr gefährliche Begebenheiten, und irgendwann ist alles Glück aufgebraucht.
Angesichts der sehr nüchternen Performance der Version-2 des Schiffs bis dato wurden in der Community auch Stimmen laut, Version-2 aufzugeben, darauf zu warten bis OLM-2 fertig würde und gleich mit Version-3 des Starships weiter zu machen.
SpaceX dürfte das anders gesehen haben, denn schon am 28. Juni wurde ein neuer Schifftransportstand an OLM-1 gesichtet, mit dem dieser zu einem temporärerem Schiffteststand umgebaut werden konnte. Ein Betankungsgestell mußte auch noch rauf. Für den „Starstool“ benannten Adapter gab es am OLM-1 natürlich keine Befestigungspunkte; also blieb nur festschweißen.
Jetzt mußte man jedoch neben dem Umbau des OLM-1 zum Teststand auch die Fertigstellung des Schiffes, das eigentlich erst für den darauffolgenden Teststart vorgesehen war, und daher für diesen Start in der Fertigstellung hinterher hinkte, beschleunigen.
Am 27. Juli war es aber soweit. Ship-37 wurde für ein Static Fire zum umgebauten OLM-1 gefahren. Hier wurde sicherlich vorsichtig vorgegangen, denn die Gefahr das einzige operable Startpad zu beschädigen, war natürlich vorhanden.
Am 31. Juli wurde dann ein Static Fire mit einem Triebwerk, und am 1. August ein Solches mit allen 6 Triebwerken durchgeführt.
Nur einen Start von OLM-1 konnte man so nicht durchführen – da war ja der Teststand drauf. Also losschweißen und runter damit. Aber da doch noch ein Triebwerkstausch notwendig wurde mußte er wieder rauf. Nach dem Tausch des Triebwerkes konnte dann am 13. August die Testreihe mit einem erfolgreichen Spin-Prime-Test abgeschlossen werden.
Also runter mit dem Schiff, damit der Starstool wieder losgeschweißt werden konnte. Ja, als Schweißer hat man seinen Job bei SpaceX recht sicher.
Am 15. August finalisierte sich der aktuelle Starttermin. Auch die FAA-Genehmigung lag vor.
Am 21. August wurde Booster-14 schließlich zum Startgelände transportiert. In Ship-17 wurden die Starlink-Dummies, im Bau von Diesen hatte man nun auch schon mehr Erfahrung als man wollte, verladen und am 23. August ebenfalls zum Startgelände verfrachtet. Am OLM-1 wurde noch am selben Tag das finale Stacking durchgeführt.
Also doch noch alles klar für den 24. August, 18:30 Ortszeit.
Der gesamte Flug
Was hatte man sich, eigentlich ja zum wiederholten Male, für diesen Test vorgenommen?
- Booster: Test einer asymmetrischen Abdeckung des Hotstageringes, mit der man dem Booster bei der Stufentrennung einen Drehimpuls in die gewünschte Richtung geben will.
- Booster: Simulation eines Triebwerksausfalls, indem eines der drei zentralen Triebwerke bei der Bremszündung deaktiviert wird.
- Schiff: Öffnen der Nutzlastklappe, Aussetzen von 8 Starlink-Simulatoren, Schließen der Nutzlastklappe.
- Schiff: Tests diverser neuer Hitzeschildmaterialien und verschiedener Füllstoffe zwischen den Kacheln und Test der Auswirkungen auf die Bereiche in denen Kacheln entfernt wurden.
- Schiff: Test des verstärkten Thermalschutzes an empfindlichen Stellen, wie den Fangpins.
- Schiff: Test der nach wie vor ungetesteten, in Design und Lage modifizierten, vorderen Flaps.
- Schiff: Tests der Flugkontrolle in verschiedenen Fluglagen.

Der Startversuch am 24. August wurde wegen eines Problemes am Ground-Support-Equipment, an der LOX-Zuführung, um einen Tag verschoben. Das Wetter am folgenden Tag war nicht optimal. Es wurde aber betankt. Bei T-40s wurde wegen dem Wetter der Countdown gestoppt und schließlich abgebrochen.

Am nächsten Tag wirbelten bei T-0 sechs Dampfwolken vom Startpad-1 davon während Booster-14 mit allen Triebwerken den gesamten Stack unter einem akustischen Inferno in die Höhe schob.
Ein Triebwerk des mittleren Ringes verabschiedete sich nach kurzer Zeit, was jedoch auf den Flugablauf keinen Einfluß hatte.
Nach einer guten Minute wurde der Moment des „max dynamic pressures“ erreicht, nach gut zweieinhalb Minuten alle Triebwerke bis auf die inneren 3 abgeschalten.

Sofort darauf aktivierten sich die Triebwerke von Ship-37, der Booster schwenkte zur Seite und begann seinen Boost-Back-Burn mit allen verfügbaren Triebwerken und unverzüglich wurde der Hot-Stage-Ring abgeworfen.
Derweil richtete sich das Augenmerk auf Ship-37, das sich weiterhin auf dem vorgesehenen Flug befand.
Auch wenn sich der Booster nicht Richtung Startplatz zurückbewegte, war das Aufflammen der Bereiche zwischen den Triebwerken, durch die heiße komprimierte Luft die der Booster vor sich her schob, erkennbar.

Nach gut 6 Minuten totaler Flugzeit konnte das Meeresgebiet in dem der Booster wassern würde ausgemacht werden.
Mit dem abschließenden Landingburn setzte der Booster, sogar mit einer Schwebephase, weich auf der Meeresoberfläche auf, und beendete seine Mission damit erfolgreich.

In der Übertragung konnte sogar der Test nachverfolgt werden, bei dem beim Landingburn ein Triebwerk der inneren Dreiergruppe inaktiv blieb, und dieses durch ein Triebwerk des mittleren Ringes ausgelichen wurde.

Nach knapp 9 Minuten im Flug hatte Ship-37 seine gewünschte Flugbahn erreicht und schaltete seine Triebwerke ab, womit die Freiflugphase begann.
An dieser Stelle warteten wir auf das Öffnen der schlitzförmigen Nutzlasttür und das tat sie auch. Nacheinander wurden alle 8 Starlinksatelliten-Dummys ausgeworfen.
Jubel branntete wiederum bei den Mitarbeitern auf. Schließlich konnte man den leeren Nutzlastbereich sehen.
Der nächste Punkt auf der Liste war das Wiederzünden eines der inneren drei Triebwerke des Starships, mit dem die Fähigkeit eines Deorbit-Burns demosntriert werden soll, was ebenso einwandfrei von statten ging.
Damit mußte noch der Wiedereintritt überstanden werden. Am Beginn des Wiedereintritts sah man Teile vom Starship wegfliegen, was Kacheln sein konnten, oder eventuell auch Eis.

Nach 47 Minuten im Flug kam es allerdings zu einem Ereignis im Triebwerksbereich, in dem sich in einem Trümmerregen Teile vom Starship lösten. Die Beschädigung konnte auch auf nachfolgenen Bildern klar erkannt werden.
Welche Auswirkungen diese hatten ist nicht zu sagen, da das Starship seinen Flug fortsetzte. Allerdings flatterte etwas an einem hinteren Flap.
Je tiefer das Starship in die Atmosphäre eindrang, desto klarer wurde ersichtlich, das die Designänderung der vordernen Flaps sehr erfolgreich war. Es war kein Abbrand zu verzeichnen.

Dafür hat es diesmal die hinteren Flaps erwischt. Allerdings war das rechte hintere Flap schon vor dem Wiedereintritt, jedoch nicht vor dem Aussetzen der Starlink-Dummies, an dieser Stelle beschädigt. Von der hinteren Kante beginnend begannen diese zu glühen und abzubrennen. Jedoch wurde nur ein kleiner Teil vernichtet, so das die Funktion weiterhin vorhanden war. In ein paar Kilometer Höhe war gut zu erkennen wie die Flaps die Lage intensiv nachzuregeln hatten.

Schließlich erfolgte erfolgreich der Landing-Flip und das Aufsetzen auf der Meeresoberfläche, von dem Bilder von externen Kameras vorhanden waren. Das Zielgebiet muß also sehr genau getroffen worden sein.
Mit dem Umfallen von Starship-37 und der folgenden Explosion endete der im Endeffekt sehr erfolgreiche Testflug.
Dieses mal wird es keine FAA Untersuchung geben, der nächste Testflug wird damit nicht so lange auf sich warten lassen.
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