An Bord des am 22. März 2014 auf einer Ariane-5-ECA-Rakete für Hispasat gestarteten Kommunikationssatelliten Amazonas 4A gibt es Probleme mit dem Stromversorgungssystem, die möglicherweise dazu führen, dass der Satellit nicht oder nicht in vollem Umfang eingesetzt werden kann.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Arianespace, FedBiz Daily, Hispasat, OSC, Spaceflight Now, Spacenews.
Der spanische Kommunikationssatellitenbetreiber Hispasat mit Sitz in Madrid teilte am 14. April 2014 mit, dass eine Anomalie im Stromversorgungssystem von Amazonas 4A vorliegt, und dass der Satellit auf stabiler Bahn um die Erde kreist.
Nach dem Start des dreiachsstabilisierten Satelliten hieß es seitens einer nicht näher bezeichneten Quelle aus Industriekreisen zunächst, einer der Solarzellenausleger des von der Orbital Sciences Corporation (OSC) mit Sitz in Dulles im US-amerikanischen Bundesstaat Virginia gebauten Erdtrabanten habe sich nicht richtig entfaltet.
Laut Hispasat sind beide Solarzellenausleger, die dem auf dem Bus GEOStar-2.4 basierenden Satelliten eine Spannweite von über 23 Metern geben, entfaltet. In einem Untersystem der Stromversorgung ist allerdings ein Fehler aufgetreten.
Hispasat und OSC untersuchen gemeinsam das Problem an Bord von Amazonas 4A. Um zu sagen, was genau passiert ist und ob der Fehler behoben werden kann, ist es laut Hispasat noch zu früh. David Thompson, CEO von OSC, führte anlässlich eines Quartalsberichts zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens aus, man überprüfe derzeit zwei wahrscheinliche Ursachen für den Fehler, welchen man nicht als systematisch oder für einen im Weltraum arbeitenden Satelliten als erwartbar betrachte.
Bei einem der beiden Szenarien gehe es um eine Besonderheit des Satelliten, die dieser mit keinem anderen gestarteten oder in Herstellung befindlichen Kommunikationssatelliten von OSC teile. Im anderen Fall wäre eine Komponente betroffen, die in vielen Raumfahrzeugen von OSC verbaut sei. Der Einsatz der betreffenden Komponente in Produkten von OSC läuft laut Thompson aus, in Amazonas 4A habe man sie letztmalig verbaut.
Der Start vom Amazonas 4A war am 14. Februar 2014 verschoben worden, weil es bei Tests des Satelliten im Startzentrum Kourou in Französisch Guayana Probleme mit einer Komponente gab. Eine erste notwendige Startverschiebung, um zusätzliche Tests des Satelliten zu ermöglichen, hatte Arianespace am 13. November 2013 gemeldet. Ob ein Zusammenhang mit den aktuell vorliegenden Schwierigkeiten besteht, ist nicht bekannt.
Sollte sich Amazonas 4A, Auslegungsbetriebsdauer 15 Jahre, als Totalausfall erweisen oder sein Einsatz fehlerbedingt Einschränkungen unterliegen, und er verspätet den kommerziellen Betrieb aufnehmen, kommt nach Angaben von Hispasat eine Versicherung für entstandene Schäden auf. Als Versicherungssumme wird ein Betrag von rund 145 Millionen Euro genannt.
Ursprünglich hatte man erwartet, dass Amazonas 4A nach einer Test- und Inbetriebnahmephase im Frühjahr 2014 mit seinen 24 gleichzeitig nutzbaren Ku-Band-Transpondern den kommerziellen Betrieb an einer Position bei 61 Grad West im Geostationären Orbit aufnimmt. Spätestens ab Juni 2014 wollte man den Satelliten einsatzbereit haben, um Südamerika mit hochaufgelösten Fernsehprogrammen zu versorgen und Bilder von der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien 2014 zu verbreiten.
Zur Zeit steht der Satellit, dessen Masse beim Aussetzen im All rund 2.940 Kilogramm betrug, bei 51 Grad West, der vorgesehenen Testposition. Für Kunden Hispasats, die eine Nutzung von Amazonas 4A geplant hatten, gibt es, berichtete Hispasat, einen Notfallplan. Einzelheiten zum Notfallplan nannte Hispasat nicht.
Amazonas 4A ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.616 und als COSPAR-Objekt 2014-011A.
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