Der europäische Kommunikationssatellitenbetreiber Société Européenne des Satellites (SES) gab am 2. Juni 2014 bekannt, dass sein Fernsehsatellit Astra 5B am selben Tag den kommerziellen Einsatz an der vorgesehenen Position im Geostationären Orbit aufgenommen hat.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Airbus Defense and Space, Arianespace, SES.
Astra 5B war am 22. März 2014 von Kourou in Französisch-Guayana aus unter der Ägide des Startanbieters Arianespace auf der Ariane-5-ECA-Trägerrakete mit der Flugnummer VA216 ins All transportiert und nach 27 Minuten Flugzeit von der ESC-A für Etage Supérieur Cryotechnique Type A genannten Oberstufe in einem Transferorbit ausgesetzt worden.
Die erreichte Bahn wies laut Arianespace nach Kalkulationen ein Perigäum, also einen der Erde nächsten Bahnpunkt, von 249,7 Kilometern und ein Apogäum, den der Erde fernsten Bahnpunkt, von 35.895 Kilometern auf. Die Neigung der Bahn gegen den Erdäquator betrug nach Angaben von Arianespace 2,99 Grad.
Mit seinen mit Monomethylhydrazin (MMH) und einer Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator arbeitenden eigenen Triebwerken bewältigte der neue Fernsehsatellit anschließend den Abbau der Restinklination und die Zirkularisierung seiner Bahn um die Erde. Für die dann anstehende Inbetriebnahmephase nahm der dreiachsstabilisierte Satellit eine Position bei 43,5 Grad Ost im Geostationären Orbit ein.
Im Geostationären Orbit wurde der beim Start laut SES rund 5.724 bzw. laut Arianespace 5.755 Kilogramm schwere, von EADS Astrium (jetzt Airbus Defense and Space) nach einer Bestellung vom November 2009 im französischen Toulouse gebaute und auf dem Eurostar-3000L-Bus basierende Satellit in der Folge umfangreichen Inbetrieb- und Abnahmetests unterzogen.
Die Aktivitäten der Launch and Early Orbit Phase (LEOP) wurden vom Satellitenkontrollzentrum von Airbus Defence and Space in Toulouse kontrolliert und koordiniert. Nach deren erfolgreichen Abschluss versetzte man den Satelliten in Drift nach Westen. Anfang Mai 2014 stand Astra 5B noch im Bereich bei 43,5 Grad Ost im Geostationären Orbit, am 31. Mai befand er sich bei 31,5 Grad Ost.
Mit den 40 Ku-Band-Transpondern von Astra 5B adressiert SES Gebiete in Zentral- und Ost-Europa. Sie sind bisher von Astra 1G versorgt worden, der seit dem 2. Dezember 1997 um die Erde kreist. Letzterer Satellit war mit einer Auslegungsbetriebsdauer von 15 Jahren konstruiert worden und seit Juli 2010 bei 31,5 Grad Ost aktiv.
Die Kommunikationsnutzlast von Astra 5B besitzt neben den 40 Ku-Band-Transpondern auch sechs Ka-Band-Transponder.
An Bord von Astra 5B befindet sich außerdem eine L-Band-Nutzlast für den European Geostationary Navigation Overlay Service (EGNOS). EGNOS ist ein europäisches Programm zur Erhöhung der Genauigkeit vorhandener oder im Aufbau befindlicher Satellitennavigationssysteme wie des europäischen Galileo, des US-amerikanischen GPS oder des russischen GLONASS durch den Betrieb von Navigationsnutzlasten an Bord von Satelliten auf geostationären Umlaufbahnen.
Das Gemeinschaftsprojekt von Europäischer Union, der europäischen Raumfahrtagentur ESA und der europäischen Flugsicherung Eurocontrol ist auch dazu gedacht, Informationen über die Qualität und Zuverlässigkeit empfangener Navigationssystemdaten zu liefern.
Mindestens 15 Jahre lang soll sich Astra 5B kommerziell nutzen lassen. Die projektierte maximale Leistungsabgabe der beiden Solarzellenausleger des Erdtrabanten beträgt am Ende der Auslegungsbetriebsdauer noch 13,5 Kilowatt. Die Ausleger geben dem Satelliten mit einem rund fünf Meter hohen Grundkörper eine Spannweite von rund 40 Metern (laut Arianespace 39,4 Meter).
Astra 5B ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.617 und als COSPAR-Objekt 2014-011B.
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