Aus Ost und West: Pro Jahr zwei bis drei Taurus II

Der Hersteller der Taurus-II-Rakete, die Orbital Sciences Corporation (OSC), rechnet mit zwei bis drei Starts pro Jahr. In den nächsten zehn Jahren soll diese Startrate des neuen Raketentyps, dessen Jungfernflug noch aussteht, stabil gehalten werden können, hofft OSC.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: OSC.

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Taurus-II-Start auf Wallops Island an der Ostküste der USA – Illustration
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Von Wallops Island an der Ostküste des US-amerikanischen Bundesstaates Virginia aus sollen regelmäßig Taurus-II-Raketen auf den Weg gebracht werden. Außerdem ist die Benutzung einer neuen Startanlage an der Westküste der Vereinigten Staaten geplant. Die Taurus II ist nach Angaben von OSC in der Lage, eine Nutzlast von 5,1 Tonnen Masse auf eine Bahn mit einer Inklination von 52 Grad in 200 Kilometern über der Erde zu bringen, oder eine Masse von 3,2 Tonnen auf eine Bahn mit einer Inklination von 90 Grad in 600 Kilometern über der Erde.

In den vergangenen Monaten hat OSC die Möglichkeiten, von der Westküste aus Nutzlasten mittlerer Masse für hoch inklinierte und sonnensynchrone Umlaufbahnen zu starten, genauer untersucht. Dabei begutachtete man die Startanlagen der Luftwaffenbasis Vandenberg in Kalifornien und die auf Kodiak Island in Alaska. Bis Ende 2011 möchte OSC sich entscheiden, auf welchem der beiden Gelände im Westen künftig Taurus-II-Raketen abheben sollen. Spätestens zwei Jahre nach der Festlegung will man am neuen Standort den Betrieb aufnehmen.

Für Erdbeobachtungssatelliten sind Umlaufbahnen mit hoher Inklination, also solche, die gegen den Äquartor stark geneigt sind, und quasi polare Bahnen, bei welchen das betreffende Raumfahrzeug regelmäßig über die Pole der Erde hinwegzieht, besonders geeignet, da sie es dem jeweiligen Satelliten erlauben, nacheinander immer wieder die gesamte Erdoberfläche abzutasten.

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Taurus II nach Start von der Ostküste – Illustration
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Von der Luftwaffenbasis Vandenberg aus hat OSC bereits Satelliten in hoch inklinierte und polare Umlaufbahnen gebracht. Dazu wurden Raketen vom Typ Minotaur und Taurus XL verwendet. Darüber hinaus starteten in Vandenberg Trägerflugzeuge der für den Luftstart konstruierten OSC-Rakete Pegasus.

Mit Starts von Kodiak Island aus hat OSC weniger Erfahrung. Einige Missionen von Minotaur-Raketen begannen dort. Auf Grund der Lage der Insel weit im Norden herrschen bei Startvorbereitungen mitunter ungewöhnliche Bedingungen, was es insbesondere angesichts der angedachten Startrate zu berücksichtigen gilt.

Für die US-amerikanische Weltraumagentur (NASA) soll OSC zusammen 20 Tonnen Fracht bis 2015 in druckbeaufschlagten Transportschiffen von Wallops Island zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Die Transportschiffe, die auf Taurus-II-Raketen transportiert werden sollen, liefert OSC auch. OSC hofft, bis ins Jahr 2020 jährlich zwei der Cygnus genannten Transporter zur ISS schicken zu können, sofern sich Rakete und Raumschiff bewähren.

Auch für Starts von der Westküste könnte die NASA ein wesentlicher Kunde für Flüge auf OSCs Taurus II werden. Die Weltraumagentur lässt von Vandenberg aus jährlich eine Anzahl von wissenschaftlichen Nutzlasten auf hochinklinierte Umlaufbahnen bringen. Möglicherweise im August 2011 wird OSC der NASA die Taurus II als geeignete Trägerrakete für derartige Missionen anbieten.

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Taurus II im Fluge – Illustration
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Satelliten, die neben zivilen wissenschaftlichen Aufgaben auch militärische besitzen, könnte OSC ebenfalls gut auf Taurus-II-Raketen von der Westküste starten. Wegen der Anforderung, dass bestimmte US-amerikanische Raumfahrzeuge ausschließlich von US-amerikanischen Raketen transportiert werden, hält OSC die Schaffung einer Startmöglichkeit der neuen Rakete von der Westküste für lohnend.

Darüber hinaus könnte man auch rein militärische Nutzlasten und solche der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten dienliche in Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit von OSC und der US-amerikanischen Luftwaffe (USAF) auf Taurus-II-Raketen fliegen, glaubt OSC. Ein entsprechendes Angebot will OSC der Luftwaffe noch 2011 vorlegen.

OSCs Möglichkeiten, auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse und Nutzlastanforderungen einzugehen, soll die künftige Entwicklung verschiedener Varianten der Taurus II steigern.

Eine Taurus IIe genannte Variante könnte nach derzeitigem Planungsstand eine Nutzlast von sechs Tonnen Masse auf eine Bahn mit einer Inklination von 52 Grad in 200 Kilometern über der Erde bringen, oder eine Masse von 4,2 Tonnen auf eine Bahn mit einer Inklination von 90 Grad in 600 Kilometern über der Erde. Um dies leisten zu können, soll die Taurus IIe mit einer längeren Version des Castor-30-Motors in der zweiten Stufe ausgerüstet werden. Im Jahr 2013 beabsichtigt OSC den ersten Taurus-IIe-Start.

2014 könnte der Jungfernflug einer anderen Variante, Taurus IIh genannt, stattfinden, glaubt OSC. Sie soll für den Transport von noch größeren Nutzlastmassen geeignet sein.

Bis auf Weiteres gibt es laut OSC jedoch keine Planungen, die Taurus II so weiterzuentwickeln, dass eine künftige Variante kleine Kommunikationssatelliten in den Geostationären Orbit transportieren kann. Dafür würde man eine völlig andere Raketenoberstufe benötigen.

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