Das Space Shuttle Discovery ist am späten Samstagabend mit sieben Astronauten und dem japanischen Modul Kibo an Bord pünktlich zur Internationalen Raumstation (ISS) aufgebrochen.
Ein Beitrag von Christian Bewermeyer. Quelle: NASA.
Der Start ereignete sich um 23:02 Uhr deutscher Zeit nach einem fast problemlosen Countdown, so dass die sieben Astronauten Mark Kelly, Kenneth Ham, Ronald Garan, Karen Nyberg, Michael Fossum, Akihiko Hoshide und Gregory Chamitoff, der Garrett Reisman als Mitglied der ISS-Langzeitbesatzung ablösen wird, ihre zweitägige Reise zur ISS beginnen konnten.
Während des achtminütigen Aufstiegs übermittelte eine Kamera zahlreiche Bilder, die abfallende Schaumstoffstücke vom äußeren Treibstofftank zeigten. Die Trümmer lösten sich jedoch erst nach dem Abtrennen der Feststoffbooster, als Discovery den dichten Bereich der Atmosphäre bereits verlassen hatte. Nur dort hätten die Trümmer eine ernste Gefahr für den Hitzeschild der Raumfähre bedeutet. Die NASA will die Vorfälle jedoch trotzdem untersuchen, da sich bei diesem Flug mehr Schaumstoffteile als bei früheren Missionen lösten.
Die Hauptaufgabe der 123. Shuttle-Mission ist das Andocken des japanischen Labormoduls Kibo (“Hoffnung”). Das zylindrische Modul ist mit einer Länge von 11,2 Metern und einer Masse von fast 16 Tonnen der größte unter Druck stehende Teil der Station. Bis zu 23 “Racks” finden im Japanese Pressurized Module (JPM) platz. Zudem besitzt das Labor einen 10 Meter langen Roboterarm und eine kleine Luftschleuse, mit der wissenschaftliche Experimente zur geplanten Außenplattform von Kibo gebracht werden können. Das JPM soll am vierten Flugtag an Harmony, einem “Knotenmodul” der Station, angebracht werden. Später wird noch das Logistik-Modul, dass bereits bei der letzten Mission zur ISS gebracht wurde, auf das JPM aufgesetzt.
Drei Weltraumausstiege sind geplant – verteilt auf die 10 Tage, an denen die Discovery an die ISS angedockt ist. Dabei sollen die beiden Raumfahrer Mike Fossum und Ron Garan, denen Pilot Ken Ham assistieren wird, neben der Montage des Kibo-Moduls eine Reihe von weiteren Aufgaben erledigen. So wird zum Beispiel ein leerer Stickstofftank, dessen Gas zur Kontrolle der Ammoniak-Kühlung gebraucht wird, ausgetauscht. Außerdem sollen weitere Arbeiten an einem defekten Drehgelenk von einem der Solarpaneele durchgeführt werden.
Zusätzlich zum Transfer von Versorgungsgütern wie Wasser und Ersatzteilen werden die Raumfahrer eine 15 Meter lange Verlängerung des Roboterarms mit nach Hause nehmen. Sie wird zur Inspektion des Hitzschildes verwendet und wurde bei der letzten Shuttle-Mission an der Gitterstruktur der ISS zurückgelassen. Sie konnte bei dieser Mission nicht wie normalerweise in der Ladebucht montiert werden, da wegen der Größe des Kibo-Labors kein Platz dafür vorhanden ist. Der Ausleger (OBSS = Orbiter Boom Sensor System) soll während eines Ausstiegs in der Nutzlastbucht verstaut und später für die Untersuchung des Hitzschilds benutzt werden.
Wenn alles gut verläuft, wird Discovery am 11. Juni von der ISS abkoppeln und drei Tage später, am Samstag, dem 14. Juni gegen 17:00 Uhr auf der Landebahn des Kennedy Space Centers aufsetzten.