Die Orbiteinschwenkung

Cassini wird am 1. Juli in den Saturn-Orbit einschwenken. Dieses Manöver ist sehr riskant. Hier erfahren Sie genau wie die Cassini Orbiteinschwenkung abläuft.

Ein Beitrag von  Martin Ollrom & Roman Polak

Nach sieben Jahren Reisezeit und einer zurückgelegten Distanz von 2,2 Milliarden Kilometer kommt die Gemeinschaftssonde Cassini, mit dem ESA Lander Huygens an Bord, endlich am Saturn an. Lesen Sie hier den genauen Ablauf der Orbiteinschwenkung, diese bereits am 30. Juni begann und weit in den 1. Juli hineinreichte. Alle Zeitangaben sind in EDT (Eastern Division Time), also genauso wie es im NASA Hauptquartier in Washington erlebt wurde:

Das erste Farbbild Saturns (Bild: Cassini/NASA)

20:51 Uhr:
Die Raumsonde zieht ihre normale Antenne ein, um sie von den Partikelstrom des Planeten zu schützen, und aktiviert die sogenannte LGA Antenne, welche speziell für die Ankunft gebaut wurde. Weiters wird noch die Telemetrie abgeschaltet um den Funkverkehr nicht mit „unnötigen“ und zurzeit unrelevanten Daten zu blockieren.

21:11 Uhr:
Die Sonde bringt sich in die zum Zünden des Triebwerks richtige relative Lage zum Saturn. Um etwa 22:10 Uhr befindet sich Cassini nur mehr wenige tausend Kilometer von dem Punkt entfernt an dem es das Triebwerk zünden muss.

22:21 Uhr:
Cassini muss sich abermals in die richtige Richtung drehen, da der Saturn weiter rotiert ist und sie selbst ebenfalls weitergeflogen ist. Sie trifft die letzten Vorbereitungen für das Zünden des Triebwerks, das in wenigen Minuten beginnen soll.

22:35 Uhr:
Die Ventile und das Triebwerk öffnen sich.

22:36 Uhr:
Die Sonde zündet eines der Haupttriebwerke um genügend Schwung zu erhalten beziehungsweise in die richtige Richtung gesteuert zu werden damit Saturns Gravitation die kleine Sonde annimmt. Gleichzeitig soll mit dem Zünden auch die Geschwindigkeit langsam aber stetig gesenkt werden.

22:59 Uhr:
Cassini erreicht und durchquert den sogenannten F-Ring, der der äußerste der vielen Ringe Saturns ist.

23:06 Uhr:
Cassini erreicht den innersten der Ringe. Hier beenden die Techniker des JPL sicherheitshalber die Verbindung zu Cassini für geplante 25 Minuten. Nach dieser Zeit sollte Cassini sich wieder melden und das erfolgreiche Einschwenken bestätigen.

Cassini am Jupiter, wo Cassini ihr Potenzial andeutete (Grafik: NASA)

23:31 Uhr:
Cassini meldet sich wieder und sendet erste gesammelte Daten gleich mit. Nun befindet sich Cassini bereits auf der gegenüberliegenden Seite Saturns und durchquert den B-Ring. Hier könnte es sein das die Techniker zwangsweise 28 Minuten lang den Kontakt verlieren.

0:03 Uhr:
Cassini hat die höchste Annäherung zu Saturn während der gesamten Mission. Im Laufe der Mission wird sie nie näher als 19.980 Kilometer erreichen. Diese Entfernung ist von den Wolkenspitzen Saturns aus berechnet.

0:05 Uhr:
Die Raumsonde Cassini taucht hinter dem C-Ring wieder auf und nimmt die Kommunikation mit der Erde wieder auf, falls diese vorher abgebrochen ist.

0:12 Uhr:
Die Triebwerke werden deaktiviert. Nun befindet sich Cassini vollständig in Saturns Orbit. Das Manöver dauerte rund 1.5 Stunden. Es ist ohne größere Probleme beendet worden.

0:15 Uhr:
Die Sonde richtet sich wieder in Richtung Erde auf. Es beginnen die Vorbereitungen für die Deaktivierung des Eintrittskommunikationssystems und der Aktivierung des normalen Kommunikationssystem.

0:18 Uhr:
Die Hauptantenne wird wieder ausgefahren, da sie während der Einschwenkung aufgrund der Partikelstrahlung der Saturn-Ringe eingezogen war, und richtet sich Richtung Erde aus.

0:24 Uhr:
Die Sonde verschwindet nun hinter dem D-Ring des Planeten. Trotzdem wird die Kommunikation aufrecht erhalten, da der D-Ring äußerst interessant sein dürfte.

0:30 Uhr:
Die Kommunikation wird nun auf das Hauptkommunikationssystem umgeschaltet. Dabei werden die Antennen des speziellen Kommunikationssystems eingezogen und deaktiviert.

0:31 Uhr:
Die speziellen „Schilde“ werden runtergefahren und die „Standardschilde“, die die Geräte durchgängig von der Saturn-Strahlung schützen sollen, werden wieder hochgefahren. Dabei dreht sich die Sonde wieder zur Erde um erste wissenschaftliche Aufgaben entgegen zu nehmen.

0:39 Uhr:
Die ersten zwei der 12 Geräte von Cassini gehen in Betrieb.

0:54 Uhr:
Cassini durchquert den C-Ring. In dieser Passage ist keine Kommunikation möglich. Nun hat Cassini bereits mehr als die Hälfte einer Saturn-Umrundung hinter sich.

0:57 Uhr:
Die Sonde taucht vom C-Ring wieder auf und bewegt sich weiter zu ihrem vorübergehenden Einsatzorbit.

1:32 Uhr:
Die Sonde nimmt eine schützende Stellung ein, da sie jetzt eine turbulente Passage durch den A-Ring überstehen muss.

1:33 Uhr:
Die Sonde tritt aus dem Saturn-Schatten hervor. Nun wäre sie wieder, von der Erde aus betrachtet, in Kommunikationsreichweite. Doch die Kommunikation kann noch nicht aufgebaut werden da sich die Sonde noch im A-Ring befindet.

1:44 Uhr:
Die Sonde tritt aus dem A-Ring wieder hervor und baut die Kommunikation zur Erde automatisch wieder auf.

3:00 Uhr:
Erste Datenübertragungssitzung mit der Erde. Während in die eine Richtung weitere Befehle fließen kommt von der Sonde der erste kleinere Gesundheitscheck zur Erde. Neben vielen anderen Daten auch erste Telemetriewerte, die kurz zuvor wieder aktiviert wurde.

3:12 Uhr:
Der Antrieb wird nochmal kurz gezündet um die Sonde etwas abzubremsen und um die Sonde in Stellung zu bringen, die es ihr erlaubt die Befehle von der Erde aus durchzuführen.

6:49 Uhr:
Der erste vollständige Systemcheck ist voll im Gange. Die Sonde testet selbst ihren „Gesundheitszustand“, der nach ersten Daten nicht schlecht sein dürfte.

8:39 Uhr:
Das erste Bild einer neuartigen, fremden Welt wird zur Erde gesendet. Hier soll nun in der Erfolgsstory Cassini ein neues Kapitel begonnen werden.

Nach diesen erfolgreichen Einschwenken warten die Wissenschaftler euphorisch auf die ersten Daten Cassinis. Die Daten die Cassini und auch Huygens herausfinden werden, werden von größter Wichtigkeit sein um das Saturn-System, aber auch das gesamte Sonnensystem, zu verstehen. Die Sonde Cassini zeigt das eine gute Zusammenarbeit gut funktionieren kann, ganz nachdem Motto „Gemeinsam sind wir stark“.

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