Der für Venezuela gebaute Erdbeobachtungssatellit VRSS 2 gelangte am 9. Oktober 2017 in den Weltraum. Der Start erfolgte vom Jiuquan Satellite Launch Center (JSLC) in der autonomen Region Innere Mongolei im Nordwesten Chinas.
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: ABAE, CGWIC, CONATEL, MPPEUCT, Xinhua.
Befördert wurde der Satellit von einer von der Raumflugtechnikakademie Shanghai (Shanghai Academy of Spaceflight Technology, SAST) entwickelten zweistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 2D bzw. Chang Zheng-2D (LM-2D / CZ-2D). Die Variante 2D absolvierte nach Angaben der internationalen Vermarkterin von Trägerraketen und Satelliten aus China, der China Great Wall Industry Corporation (CGWIC), hier ihre 33. Mission.
Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua spricht vom 252. Start einer Rakete mit dem Namensbestandteil Langer Marsch insgesamt. Verwendet wurde das Projektil mit der Seriennummer Y30.
Der Start erfolgte am 9. Oktober 2017 um 12:13 Uhr und 14 Sekunden Pekinger Zeit, das ist 6:13 Uhr und 14 Sekunden MESZ, von der Startanlage 603 / LC43 des Satellitenstartzentrums Jiuquan, das sich rund 200 Kilometer nordöstlich der gleichnamigen Stadt in der Autonomen Region Innere Mongolei befindet. Exakte Startzeit gemäß Displaydarstellung im Startkontrollzentrum war 12:13:14.451 Pekinger Zeit.
Die Trennung der zweiten Stufe von der ersten war nach Zahlen der CGWIC für 156,659 Sekunden nach dem Start angesetzt, der Abwurf der Nutzlastverkleidung 195,659 Sekunden nach dem Start. Das Haupttriebwerk der zweiten Stufe sollte seinen Einsatz 322,590 Sekunden nach dem Start beenden, die Vernier-Triebwerke 747,700 Sekunden nach dem Start abschalten. Nach 779,700 Sekunden Flug sollte die Nutzlast ausgesetzt werden.
Offensichtlich gelang die Mission im oder nahe am geplanten Rahmen: Raketen der Varianten 2D wurden in der Vergangenheit insbesondere zum Transport von Aufklärungs- und Erdbeobachtungssatelliten verwendet. Dem entsprechend gelangte VRSS 2 auf einen sonnensynchronen Erdorbit.
Von der US-amerikanischen Weltraumüberwachung ermittelte Daten sprechen für eine erreichte Bahn mit einem Perigäum, dem der Erde nächsten Bahnpunkt, von rund 637 Kilometern über der Erde, einem Apogäum, dem erdfernsten Bahnpunkt, von rund 662 Kilometern und einer Neigung der Bahn gegen den Erdäquator von rund 98 Grad. Für einen Erdumlauf benötigt der Satellit auf dieser Bahn 97,6 Minuten.
Der neue Satellit ist als Nachfolger des 2012 gestarteten VRSS 1 gedacht. VRSS 2 war von Venezuela bei der CGWIC bestellt worden, einen entsprechenden Vertrag hatte man im Oktober 2014 unterzeichnet.
Die CGWIC berichtete, dass das jetzt gestartete Raumfahrzeug eine gemeinsame Entwicklung des chinesischen Satellitenbauers DFH Satellite Co. Ltd., der chinesischen Akademie für Raumfahrttechnik (China Academy of Space Technology, CAST) und der Weltraumagentur Venezuelas (Agencia Bolivariana para Actividades Espaciales, ABAE) ist.
VRSS 2 basiert auf dem chinesischen Satellitenbus CAST2000. Die Startmasse des Satelliten betrug rund 1.000 Kilogramm. Seine Auslegungsbetriebsdauer liegt laut CGWIC bei fünf Jahren.
Gegenüber seinem Vorgänger soll VRSS 2 eine besserte optische Leistung aufweisen. Ein panchromatisches Kamerasystem soll eine Bodenauflösung von einem Meter erlauben, bei multispektralen Abtastungen will man drei oder vier Meter Bodenauflösung erreichen. Ein im Infraroten arbeitender Bildgeber soll eine Bodenauflösung von 30 Metern für kurzwelliges Infrarot (SWIR) und von 60 Metern für langwelliges Infrarot (LWIR) möglich machen.
Bilder und Daten von VRSS 2 sollen unter anderem bei der Stadtplanung. der Beurteilung von Anbauflächen und der Bestimmung des Waldzustands verwendet werden. Nach Angaben des Ministeriums für Hochschulbildung, Wissenschaft und Technologie Venezuelas (Ministerio del Poder Popular para Educación Universitaria, Ciencia y Tecnología, MPPEUCT), das von der CGWIC neben der ABAE als eigentlicher Nutzer des Satelliten genannt wird, dient VRSS 2 auch der Überwachung der venezolanischen Grenze.
VRSS 2 alias Antonio José de Sucre ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.954 und als COSPAR-Objekt 2017-060A.
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