Columbus – Nikolausgeschenk für Europas Raumfahrt

Am 6. Dezember erhält die europäische Raumfahrt ein ganz besonderes Nikolausgeschenk: mit der Raumfähre Atlantis macht sich das Weltraumlabor Columbus auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Nach langen Jahren des Wartens wird die ISS nun richtig international.

Ein Beitrag von rainergerhards. Quelle: NASA/ESA.

Update, 6.12.2007, 18:00 Uhr
Wie die NASA bekannt gab, wurde der Start der Atlantis aufgrund von technischen Problemen um mindestens 24 Stunden verschoben.
So zumindest sehen das auch die Amerikaner. Denn Columbus ist das erste größere Labormodul, das nicht aus den USA stammt. Ursprünglich sollte es bereits 2004 in Betrieb genommen wurden. Als dann jedoch am 1. Februar 2003 die Raumfähre Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühte, wurden erst einmal alle Shuttle-Flüge auf Eis gelegt. Seit 2006 starten die Fähren wieder und nun wird, endlich, Columbus zur ISS fliegen.

ESA
Columbus an der ISS (künstlerische Darstellung)
(Bild: ESA)

Zusammen mit Columbus reisen die ESA-Astronauten Hans Schlegel und Léopold Eyharts ins All. Während der Deutsche Schlegel eine führende Rolle bei der Montage des Moduls und dessen Inbetriebnahme spielt, wird der Franzose Eyharts die wissenschaftliche Nutzlast in Betrieb nehmen und erste Experimente durchführen. Er wird dazu längere Zeit auf der ISS verbringen und voraussichtlich im kommenden Februar mit der Shuttle-Mission STS-123 zur Erde zurück kehren. Schlegel fliegt nach getaner Arbeit noch im Dezember mit seinen Kollegen in der Atlantis zurück.

Mit dem Start von Columbus wird auch dessen Kontrollzentrum „online“ gehen. Von Oberpfaffenhofen bei München aus betreut und überwacht das DLR für die ESA alle Columbus Aktivitäten. Damit wird erstmals ein wesentlicher Teil der ISS nicht von den USA oder Russland aus gesteuert. Das Columbus-Labor selbst wurde übrigens auch großteils in Deutschland gebaut und zwar bei EADS Astrium in Bremen. Dabei wurde aber auf 41 Unterlieferanten in 14 Ländern zurück gegriffen. Eine wahrhaft europäische Anstrengung also.
Damit das Nikolausgeschenk geliefert werden kann, waren eine ganze Reihe von Vorarbeiten erforderlich: so musste zunächst einmal seine Andockstelle an der ISS montiert werden. Die Verbindung erfolgt über das sogenannte Harmony-Modul. Das wurde im Oktober von der Discovery zur ISS gebracht, musste dann aber von der ISS-Crew an seinen endgültigen Platz umgesetzt werden: denn der befand sich dort, wo zuvor das Shuttle angedockt war. In einem beachtenswerten Außenbordeinsatz-Marathon gelang dies den ISS-Astronauten.

NASA
Atlantis wartet auf den Starttag…
(Bild: NASA)

Hier auf der Erde durchlief derweil die Fähre Atlantis ungewöhnlich problemlose Startvorbereitungen. Die üblichen Problemchen blieben aus, bisher lief alles nach Plan. Und zwar so gut, dass die NASA ihren Technikern sogar ein verlängertes Thanksgiving-Wochenende spendieren konnte.

Es bleibt zu hoffen, dass Atlantis` STS-122-Mission weiterhin von Problemen verschont bleibt. In Anbetracht des sehr kurzen Startfensters ist das diesmal besonders wichtig: nur eine Woche bleibt der Atlantis für ihre Reise zur ISS. Gelingt der Start in diesem Zeitraum nicht, muss er auf Januar verschoben werden.
Die größte Unbekannte dabei ist wohl das Wetter: Shuttles können nur unter relativ guten Bedingungen starten. Und da der Start innerhalb eines Fenster von nur zehn Minuten erfolgen muss, können schon leichte Wolken einen Start verhindern. Wenn alles klappt, hebt die Atlantis um 22:31 Uhr deutscher Zeit am Nikolaustag ab. Für eine ernsthafte Wetterprognose ist es zur Zeit noch zu früh. „Daumen drücken“ lautet daher wohl die Devise. Damit es am 6. Dezember heißt: „Lift off for space shuttle Atlantis“…

Rainer Gerhards
Start der Raumfähre Discovery am 23. Oktober 2007
(Bild: Rainer Gerhards)
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