Des öfteren gehen panische Warnungen vor gigantischen Asteroiden-Einschlägen durch die Medien. Was wird wirklich getan, um die Gesteinsbrocken aufzuspüren?
Ein Beitrag vom 12. Januar 2002.
Am 7. Januar 2002 flog der Asteroid 2001 YB5 in etwa doppelter Mondentfernung an unserem Planeten vorbei. Dieser für kosmische Verhältnisse „Beinahe-Zusammenstoß“ mit dem im Durchmesser etwa 300 Meter großen Himmelskörper fand einen breiten Widerhall in sämtlichen Massenmedien. Immer wieder wurde dort das NEAT-Programm erwähnt, über dessen Inhalt und Geschichte an dieser Stelle informiert werden soll.
Das Beobachtungsprogramm Near-Earth Asteroid Tracking (NEAT) wurde 1995 von der amerikanischen Raumfahrbehörde NASA und der US-Air Force gemeinsam ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel dieses Programms für die ersten zehn Jahre ist das Aufspüren von 90 Prozent der mindestens einen Kilometer großen Asteroiden und Kometen, die der Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne gefährlich nahe kommen.
Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA hat zu diesem Zweck eine Kamera entwickelt, die vorhandenen Teleskopen hinzugefügt werden kann und auf die Erfassung solcher Objekte spezialisiert ist. Von Dezember 1995 bis Februar 1999 wurden die Beobachtungen alleine mit Hilfe eines Ein-Meter-Teleskops der US-Air Force auf Hawaii in zunächst zwölf, dann sechs Nächten pro Monat durchgeführt. Seit dem vorletzten Jahr sind zwei Beobachtungskameras an 1,2-Meter-Teleskopen der auf der Insel Mauni sowie am Mount Palomar-Observatorium installiert, die jeweils 18 Nächte pro Monat in Betrieb sind (geplant ist der Ausbau auf drei Beobachtungskameras).
Von den rund hundert der Erde relativ nahe kommenden Asteroiden und Kometen, die vom NEAT-Programm bisher entdeckt worden sind, wurden etwa zehn als potentiell gefährlich klassifiziert, d.h. sie weisen einen Durchmesser von mindestens 110 Metern auf und ihr Orbit bringt sie der Erde extrem nah.
Was das NEAT-Programm allerdings offen lässt ist die Frage, wie einer Gefahr durch einen auf die Erde zurasenden Asteroiden oder Kometen begegnet werden kann. Strategien zur Gefahrenabwehr sollen erst nach Abschluss des NEAT-Programms entwickelt werden, wenn das Ausmaß der Gefährdung besser überschaubar ist.
Ein erster Versuch in dieser Richtung wird allerdings – quasi als erfreulicher Nebeneffekt – schon in näherer Zukunft unternommen, wenn im Rahmen der NASA-Forschungsmission Deep Impact im Juni 2005 ein 350 kg schwerer Sprengkörper auf dem Kometen Tempel 1 einschlagen wird. Den Wissenschaftlern der Mission geht es dabei zwar vorrangig um neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Kometen (Deep Impact soll durch Analyse des ausgeworfenen Materials sowie der Ausformung des entstehenden Kraters Informationen über Dichte und Zusammensetzung der Kometenmaterialien sammeln), aber natürlich wird auch aufmerksam beobachtet werden, inwieweit die Flugbahn von Tempel 1 durch den Einschlag verändert wird – immerhin eine potentielle Methode zur Abwehr gefährlicher Asteroiden wird so unter realistischen Bedingungen getestet werden können.
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