Europas neue Rakete, die Ariane 6, könnte ein großer Reinfall für unsere Raumfahrt werden. Dafür verantwortlich ist vor allem das Beharren auf einen ineffizienten Mechanismus aufgrund von nationalstaatlicher Kirchturmpolitik. Ein Kommentar von Martin Knipfer. Der zweite Teil.
Quelle: ESA, SpaceNews, Airbus Defence & Space, SpaceX, Arianespace
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Probleme durch zu hohe Startkosten
Bislang finanziert sich der Betreiber der bisherigen Ariane 5, die Firma Arianespace, zu einem großen Teil durch Kunden, die mit der Ariane ihre Satelliten starten wollen. Doch obwohl die Auftragsbücher von Arianespace (noch) prall gefüllt sind, sind bereits jetzt staatliche Subventionen in Höhe von etwa 100 Millionen Euro pro Jahr nötig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Denn europäische Staaten haben das durchaus berechtigte Interesse nach einem eigenen Zugang ins Weltall, unabhängig von russischen oder amerikanischen Raketen. Wenn die Ariane 6 aufgrund ihres hohen Preises auf dem freien Markt an der stärkeren Konkurrenz scheitert, wären noch höhere Subventionen als bisher nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Diese müssten dann letztendlich wir europäische Bürger zahlen. Gleichzeitig würde die Raumfahrt wohl in unserer Gesellschaft durch mehrere hundert Millionen Euro Steuergeld jährlich an Subventionen wesentlich negativer betrachtet werden.
Mit „Adeline“ hat das Unternehmen Airbus Defence and Space inzwischen ein innovatives Konzept für eine wiederverwendbare Rakete vorgestellt, die die Kosten deutlich senken könnte. Ob das Konzept tatsächlich bei der Ariane 6 eingesetzt wird, müssen europäische Raumfahrtpolitiker bei der nächsten Ministerratskonferenz 2016 entscheiden. Eine solche Entscheidung für Adeline oder ein anderes innovativeres Konzept ist aber leider unwahrscheinlich, da dafür wohl intensive Entwicklungsarbeiten nötig sind. Und diese werden ja -dank dem Geo-Return-unverantwortlich teuer sein.
Man bemerkt, dass sich dieses Problem in der Raumfahrt nicht etwa durch Designänderungen, Verbesserungen der Technologie oder ähnliches lösen lässt, sondern auf politischer Ebene angegangen werden muss: Unsere Raumfahrtpolitiker müssen über ihren Schatten springen und den ineffizienten Geo-Return -zumindest bei der Ariane 6- endlich abschaffen. Das wird natürlich kein leichter Weg: Eine solche Entscheidung könnte zahlreiche Arbeitsplätze in der High-Tech Branche gefährden, Unternehmen müssen mit Einbußen rechnen. Aber am Ende könnte Europas Raumfahrt gestärkt aus einer solchen Maßnahme hervorgehen: Wir können in wenigen Jahren über eine zukunftsträchtige, günstige Trägerrakete verfügen. Dafür aber müssen europäische Raumfahrtpolitiker und auch wir Bürger europäische Solidarität beweisen und zeigen, dass uns die Eroberung des Weltraums wichtiger ist als nationalstaatliche Kirchturmpolitik.
Denn letztendlich ist der Geo-Return kein schreckliches Monster, dass außer Kontrolle geraten ist. Nein, wir EU-Bürger sind der Geo-Return: Letztendlich stellen fast alle von uns irrationale nationalstaatliche Interessen über gemeinsame europäische Ziele oder unterstützen zumindest eine solche Politik, mit ernüchternden Folgen. Und das nicht nur in der Raumfahrt.
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