Der Lagunennebel in voller Pracht

Die Europäische Südsternwarte hat heute eine Aufnahme des Lagunennebels veröffentlicht. Diese gigantische Gas- und Staubwolke bringt äußerst helle, junge Sterne hervor und beherbergt verschiedene junge Sternhaufen. Die Aufnahme ist lediglich ein winziger Teil von einem Himmelsdurchmusterungsprojekt der ESO. In ihrer Gesamtheit stellen derartige Durchmusterungen ein gewaltiges Vermächtnis an frei verfügbaren Daten für die astronomische Gemeinschaft der gesamten Welt dar.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.

ESO, IAU, Sky&Telescope
In dieser Karte ist die Position des im Sternbild Schütze gelegenen Lagunennebels (M 8) durch einen roten Kreis markiert.
(Bild: ESO, IAU, Sky&Telescope)

Der Lagunennebel zählt wohl mit zu den spektakulärsten Sternentstehungsgebieten innerhalb unserer Heimatgalaxie. Er befindet sich in einer Entfernung von etwa 5.000 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem im Sternbild Sagittarius (der Schütze) und ist auch unter der Bezeichnung Messier 8 oder kurz „M 8“ bekannt ist. Mit einer Ausdehnung von etwa 90 x 40 Bogenminuten und einer scheinbaren Helligkeit von 6,0 mag kann er bereits mit einem Feldstecher beobachtet werden. Bei diesem Nebel handelt es sich um eine interstellare Wolke aus Gas und Staub mit einem Durchmesser von 100 Lichtjahren, in deren Inneren sich gerade neue Sterne bilden.

Heute veröffentlichte die Europäische Südsternwarte (ESO) eine 16.000 Pixel breite Aufnahme des Lagunennebels, welche mit dem VLT Survey Teleskope (kurz „VST“), einem der zwei Himmelsdurchmusterungsteleskope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles, angefertigt wurde. Eine zoombare Version der Aufnahme, welche Sie auf dieser Internetseite der ESO finden, erlaubt es dem Betrachter, sämtliche Bereiche dieses faszinierenden Objekts bis ins kleinste Detail zu erkunden.

Zwecks der Anfertigung dieser Aufnahme wurde das VST nicht speziell auf den Lagunennebel ausgerichtet, sondern vielmehr im Rahmen eines Durchmusterungsprojekts mit der Bezeichnung VPHAS+ beobachtet, bei dem letztendlich ein deutlich größerer Bereich der Milchstraße abgebildet wird. Das Projekt VPHAS+ ist wiederrum lediglich eine von drei bildgebenden Durchmusterungen im visuellen Spektralbereich mit dem VST.

Ergänzt werden diese von sechs Infrarot-Durchmusterungen, für welche das VISTA-Teleskop eingesetzt wird. Im Gegensatz zu den größeren Teleskopen der ESO können diese beiden vergleichsweise kleinen Teleskope, welche aber immer noch über Spiegeldurchmesser von 2,6 beziehungsweise vier Metern verfügen, in einem relativ kleinen Zeitraum einen deutlich größeren Himmelsabschnitt abbilden.

ESO, VPHAS+ Team
Diese Einzelaufnahmen zeigen verschiedene Ausschnitte des Lagunennebels.
(Bild: ESO, VPHAS+ Team)

Diese Durchmusterungen widmen sich einigen der wichtigsten Fragen der modernen Astronomie. Diese umfassen die Beschaffenheit der Dunklen Energie, die Suche nach hellen Quasaren aus der Frühzeit unseres Universums, Untersuchungen der Struktur der Milchstraße und die Suche nach hier angesiedelten ungewöhnlichen und verdeckten Objekten, detaillierte Untersuchungen der beiden benachbarten Magellanschen Wolken und viele weitere Themengebiete.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Durchmusterungsprojekte oftmals Unerwartetes zu Tage fördern. Derartige Überraschungen sind wiederrum unabdingbar für den Fortschritt der astronomischen Forschung.

Zusätzlich zu den neun bildgebenden Durchmusterungen mit den Teleskopen VISTA und VST sind derzeit noch zwei weitere Durchmusterungen mit ESO-Teleskopen in Gang. Eine davon ist der „Gaia-ESO Survey“. Hierbei werden mit dem Very Large Telescope (VLT) auf dem Paranal die Eigenschaften von mehr als 100.000 Sternen in der Milchstraße charakterisiert. Die zweite Durchmusterung mit dem Namen „PESSTO“ dient der Nachbeobachtung von relativ kurzlebigen astronomischen Objekten wie zum Beispiel Supernovae. Hierbei wird das New Technology Telescope des La-Silla-Observatoriums in den chilenischen Anden eingesetzt.

ESO, VPHAS+ Team
Der Lagunennebel in voller Pracht.
(Bild: ESO, VPHAS+ Team)

Weitere Informationen zu den Himmelsdurchmusterungsprojekten der ESO sind auf dieser Internetseite verfügbar. Einige dieser Durchmusterungen haben bereits im Jahr 2010, andere hingegen erst kürzlich begonnen. Mittlerweile wurden von allen Projekten erste Daten veröffentlicht, welche für Astronomen auf der ganzen Welt über das Archiv der ESO frei zugänglich sind. Einen Überblick über die veröffentlichten Daten finden Sie hier.

Obwohl die Beobachtungen für die Durchmusterungen noch längst nicht abgeschlossen sind, haben diese bereits schon zum jetzigen Zeitpunkt zu vielen Entdeckungen geführt. Dazu zählen neu entdeckte Sternhaufen, die bislang beste Karte des Zentrums unserer Heimatgalaxie, ein sehr tiefer Einblick in den Infrarothimmel und erst vor Kurzem der am weitesten entfernte Quasar, welcher bislang entdeckt wurde. Die verschiedenen Himmelsdurchmusterungsprojekte der ESO werden noch viele weitere Jahre andauern und die dadurch erwarteten neuen Einblicke und Erkenntnisse werden die astronomische Forschung über Jahrzehnte hinweg beeinflussen.

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