Eine heute von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Aufnahme zeigt den planetarischen Nebel IC 1295. Auf dem Bild ist erkennbar, dass dieser Nebel aus mehreren Schichten besteht.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.
Bei einem planetarischen Nebel handelt es sich um eine Hülle aus Gas, welche einen sogenannten Weißen Zwerg – einen relativ massearmen, sonnenähnlichen Stern, der sich in der letzten Phase seiner Entwicklung befindet – umgibt. Sobald ein Stern mit einer Masse bis zum achtfachen Wert der Sonne die Endphase seines Lebens erreicht, stößt er seine äußeren Schichten ab und verliert dabei einen Großteil seiner ursprünglichen Masse. Eine starke, von dem heißen Kernbereich des Sterns ausgehende Strahlung lässt diese nach außen driftende Hülle in der Folgezeit über einen Zeitraum von einigen zehntausend Jahren als planetarischen Nebel aufleuchten.
Innerhalb unserer Galaxie sind den Astronomen derzeit etwa 1.500 planetarische Nebel bekannt. Einer davon ist der rund 3.300 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernte und im Sternbild Schild (lateinischer Name „Scutum“) gelegene Nebel IC 1295, welcher über eine Winkelausdehnung von 1,7 x 1,4 Bogenminuten verfügt und eine visuelle Helligkeit von 12,7 mag aufweist.
Am heutigen Tag wurde von der Europäischen Südsternwarte (ESO) eine Aufnahme dieses planetarischen Nebels veröffentlicht, bei der es sich um das detaillierteste Bild handelt, welches bisher von diesem Objekt angefertigt wurde. Hierfür wurde der FOcal Reducer Spectrograph (kurz „FORS“) am Very Large Telescope (VLT) der ESO) eingesetzt, welches sich auf dem Cerro Paranal in der Atacama-Wüste im Norden der chilenischen Anden befindet. Für die Aufnahme wurden die Daten von drei verschiedenen Farbfiltern kombiniert.
Im Zentrum von IC 1295 sind als ein heller, blau-weißer Punkt die ausgebrannten Überreste des Zentralsterns zu erkennen. Auf der Aufnahme wird zudem deutlich, dass sich der grünlich leuchtende Nebel aus mehreren Hüllen aufbaut.
Diese Blasen bestehen aus dem Gas, welches ursprünglich die Atmosphäre des Sterns bildete. Infolge von instabilen Fusionsreaktionen im Kern des Sterns wurde dieses Gas schließlich im Rahmen von mehreren aufeinanderfolgenden eruptiven Ereignissen schlagartig abgestoßen.
Auf diese Weise entstand die verschachtelte blasenartige Struktur um den Zentralstern, welche durch die von dem Stern ausgehende ultraviolette Strahlung zum Leuchten angeregt wurde. Die unterschiedlichen Farben werden dabei durch verschiedene chemische Elemente hervorgerufen. Für den grünen Farbton, welcher diese Aufnahme von IC 1295 dominiert, ist zum Beispiel ionisierter Sauerstoff verantwortlich.
Für die Astronomen sind planetarische Nebel besonders deshalb von Bedeutung, da diese eine entscheidende Rolle in der chemischen Evolution einer Galaxie spielen. Das von den Weißen Zwergen abgestoßene Material reichert die interstellare Materie, aus der sich letztendlich wieder neue Sterne bilden, mit schweren Elementen wie zum Beispiel Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Kalzium an.
Trotz ihres Namens stehen planetarische Nebel in keinem Zusammenhang mit den herkömmlichen Planeten. Vielmehr wurde dieser Begriff für einige der ersten Entdeckungen solcher kosmischer Objekte verwendet, da diese in den damals verwendeten Teleskopen gewisse Ähnlichkeiten zu den kurz zuvor entdeckten äußersten Planeten unseres Sonnensystems, Uranus und Neptun, aufwiesen. Der Begriff war eingängig genug, um in der Fachsprache zu überleben, obwohl selbst frühe Beobachter wie der Astronom Wilhelm Herschel, welcher mehrere planetarische Nebel entdeckt hat und über deren Ursprung und ihre Zusammensetzung spekulierte, wussten, dass diese Objekte keine Planeten in einer Umlaufbahn um die Sonne waren, da sie sich relativ zu den Hintergrundsternen in ihrer Umgebung nicht bewegten.
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