Eine bereits am Mittwoch veröffentlichte Aufnahme der Europäischen Südsternwarte zeigt den im Sternbild Skorpion gelegenen offenen Sternhaufen Messier 7. Vor dem Hintergrund der Milchstraße erscheinen die dort befindlichen Sterne wie Diamanten am Nachthimmel.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.
Einige der in unserer Heimatgalaxie befindlichen Sterne sind mit einem Alter von über 13 Milliarden Jahren nur wenige hundert Millionen Jahre jünger als das Universum, dessen Alter von den Astronomen auf etwa 13,8 Milliarden Jahre geschätzt wird. Mit einem Alter von „lediglich“ rund 4,6 Milliarden Jahren handelt es sich bei dem Zentralgestirn unseres Sonnensystems somit um einen noch verhältnismäßig jungen Stern, welcher gerade einmal die Mitte seines Lebens erreicht hat. Andere Sterne der Milchstraße verfügen jedoch über ein noch deutlich geringeres Alter von lediglich wenigen Millionen Jahren.
Diese Sterne haben sich erst vor kurzem in sogenannten Sternentstehungsgebieten entwickelt. Aus so einer H-II-Region geht in der Regel jedoch nicht nur ein einzelner, isolierter Stern hervor. Vielmehr reicht die Anzahl der sich zeitgleich in einer H-II-Region bildenden Sterne von einigen Dutzend bis hin zu mehreren Tausend Sternen, welche nach dem Abschluss der Sternentstehungsphase in dieser Region des Weltalls zunächst einen offenen Sternhaufen bilden.
Derartige Sternansammlungen sind für die Astronomen von besonderem Interesse, da die darin konzentrierten Sterne in etwa alle gleich alt sind und zudem über eine vergleichbare chemische Zusammensetzung verfügen. Diese Eigenschaften machen sie zu Objekten von unschätzbarem Wert für die Erforschung der Struktur und Entwicklung von Sternen.
Bei dem im Sternbild Skorpion gelegenen Sternhaufen „Messier 7“, welcher auch als „NGC 6475“ katalogisiert ist, handelt es sich um einen solchen offenen Haufen. Der aus etwa 100 Einzelsternen bestehende Sternhaufen befindet sich in einer Entfernung von rund 800 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem und verfügt über eine Ausdehnung von etwa 25 Lichtjahren. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,3 mag kann dieser rund 80 Bogenminuten durchmessende Sternhaufen bereits mit dem bloßen Auge als ein diffuser heller Fleck nordwestlich des Sterns Ypsilon Scorpii (Eigenname „Lesath“) im „Stachel des Skorpions“ beobachtet werden.
Erstmals erwähnt wurde Messier 7 bereits im Jahr 130 nach Christus von dem Mathematiker und Astronomen Claudius Ptolemäus. Er beschrieb dieses Objekt als einen „Nebel dem Stachel des Skorpions folgend“. Gelegentlich wird dieser Sternhaufen deshalb auch als „Ptolemäus’ Sternhaufen“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert beschrieb der englische Astronom John Herschel das Erscheinungsbild dieses Objekts im Teleskop als einen „grob verteilten Haufen von Sternen“.
In einer am gestrigen Mittwoch von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichten Aufnahme zeichnet sich Messier 7 deutlich gegen den sehr sternreichen Hintergrund aus Hunderttausenden von schwächer leuchtenden Sternen in Richtung des Zentrums der Milchstraße ab. Angefertigt wurde die Aufnahme mit dem Wide Field Imager des MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskops, welches sich am La-Silla-Observatorium der ESO in den chilenischen Anden befindet.
Mit einem Alter von etwa 200 Millionen Jahren handelt es sich bei Messier 7 um einen typischen offenen Sternhaufen mittleren Alters. Während ihres fortschreitenden Alterungsprozesses werden etwa zehn Prozent der derzeit in diesem Haufen konzentrierten Sterne in heftigen Supernovaexplosionen ihr Dasein beenden. Die verbleibenden Sterne, welche deutlich schwächer leuchten als die derzeit hell strahlenden Supernova-Kandidaten, werden dagegen im Laufe der Jahrmillionen langsam auseinander driften, bis sie nicht mehr als einstmals zusammenhängender Sternhaufen erkennbar sind.
Ein interessantes Merkmal in der jetzt von der ESO veröffentlichten Aufnahme besteht darin, dass die abgebildete Region offenbar nicht einheitlich von interstellarem Staub durchzogen ist. Hierbei handelt es sich jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nur um eine zufällige Anordnung des Sternhaufens und der umliegenden Staubwolken.
Obwohl es verlockend wäre darüber zu spekulieren, ob die erkennbaren dunklen Staubfetzen eventuell die Überreste der Wolke aus interstellarem Staub und Gas darstellen, aus der dieser Sternhaufen einstmals entstanden ist, hat unsere Heimatgalaxie während der Lebenszeit von Messier 7 bereits eine komplette Rotation um ihre eigene Achse vollbracht und dabei viele der Sterne und große Mengen an Staub durcheinander gewirbelt. Somit dürften das Gas und der Staub, aus denen sich die Sterne von Messier 7 gebildet haben, und der Sternhaufen selbst schon vor langer Zeit getrennte Wege gegangen sein.
Höher aufgelöste Versionen der hier gezeigten Aufnahme von Messier 7 finden Sie auf der entsprechenden Internetseite der ESO.
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