Eine am heutigen Tag von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Aufnahme zeigt eine im Sternbild Zentaur gelegene Ansammlung von Wasserstoff. Die von mehrere im Inneren der Wasserstoffwolke gelegenen Sternen ausgehende Strahlung regt das die Sterne umgebende Gas zum Leuchten an. Dies führt dazu, dass sich die Wolke in einem rötlichen Farbton präsentiert.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.
Im Bereich des Sternbildes Zentaur (lateinischer Name „Centaurus“) befinden sich diverse hauptsächlich aus Konzentrationen von Wasserstoff bestehende Emissions- und Reflexionsnebel. Im Inneren dieser Sternentstehungsgebiete befinden sich relativ junge und entsprechend ‚heiße‘ Sterne, welche eine energiereiche Strahlung abgeben, die den in der Umgebung gelegenen Wasserstoff in einem charakteristischen roten Farbton zum Leuchten bringen.
Bei einer dieser Regionen handelt es sich um eine Wasserstoffwolke, welche die Bezeichnung „Gum 41“ trägt und die einen Teilbereich eines größeren Nebels – des „Lambda Centauri-Nebels“ (im englischen Sprachgebrauch „Running Chicken Nebula“) – darstellt. Dieser Nebel befindet sich in einer Entfernung von etwa 7.300 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem.
Entdeckt wurde Gum 41 von dem australischen Astronomen Colin Gum auf einer Fotografie, welche am Mount Stromlo-Observatorium in der Nähe von Canberra/Australien aufgenommen wurde. Der Astronom fügte dieses Objekt zu seinem im Jahr 1955 publizierten Gum-Katalog hinzu, in dem insgesamt 84 Emissionsnebel katalogisiert sind.
In Inneren von Gum 41 befinden sich gleich mehrere relativ junge und zugleich massereiche Sterne, deren Strahlung für das charakteristische rötliche Leuchten des Gases in der Umgebung verantwortlich ist.
Bei der am heutigen Tag von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichten Aufnahme von Gum 41 handelt es sich wahrscheinlich um eine der besten Abbildungen, welche bisher von diesem nur schwer zu erfassenden Objekt angefertigt wurden. Das Bild wurde aus Daten erstellt, welche mit dem Wide Field Imager des MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskops am La-Silla-Observatorium der ESO in den chilenischen Anden erfasst wurden. Es handelt sich dabei um eine Kombination von mehreren Aufnahmen, welche unter der Verwendung von Blau-, Rot- und Grünfiltern aufgenommen wurden. Zusätzliche Aufnahmen wurden mit einem Filter angefertigt, der für das rötliche Leuchten des Wasserstoffgases optimiert ist.
In der so erstellten Aufnahme von Gum 41 erscheinen die Wasserstoffwolken relativ dicht und hell. Hierbei handelt es sich allerdings um einen Trugschluss. Würde ein hypothetischer Astronaut durch diesen Nebel fliegen, so ist es wahrscheinlich, dass dieser Raumfahrer den Nebel gar nicht wahrnehmen würde, denn – selbst aus der Nähe betrachtet – wäre diese Konzentration von Wasserstoff immer noch zu „dünn“ und lichtschwach, um vom menschlichen Auge wahrgenommen zu werden.
Dies erklärt auch, warum Gum 41 erst in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckt wurde. Das rote Leuchten des Nebels ist im visuellen Bereich nur sehr schlecht sichtbar und kann erst durch den Einsatz spezieller Beobachtungstechniken hervorgehoben werden.
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