Die Astronautin: Finalistinnen vorgestellt

Am 1. März 2017 fand in der Mock-Up Halle des Airbus Standortes Bremen die Vorstellung der Finalistinnen der Initiative „Die Astronautin“ statt.

Ein Beitrag von Ingo Muntenaar. Quelle: Veranstaltungsbesuch.

Die Finalistinnen für „Die Astronautin“ in Bremen
(Bild: Ingo Muntenaar)

Oliver Juckenhöfel, Leiter des Airbus Raumfahrt-Standortes Bremen und gleichzeitig Hausherr des Veranstaltungsortes, erwähnte, dass gerade in den letzten Wochen etliche spektakuläre Ereignisse am Standort Bremen stattgefunden haben. Mitte Februar wurden Verträge für ESA-Beiträge zu den ersten beiden Orion-Flügen unterzeichnet. In der gleichen Veranstaltung hat sich mit Dr. Matthias Maurer der neue deutsche ESA-Astronaut am Raumfahrtstandort Bremen vorgestellt. Erst in den letzten Tagen wurde diskutiert, ob der erste Orionflug inklusive ESA-Anteil für eine bemannte Mondumrundungsmission genutzt werden kann.

Der Wettlauf zwischen privater und staatlich geförderter Raumfahrt ist als „Wettlauf ohne Verlierer“ anzusehen, da es ein gegenseitiger Ansporn ist und sehr beflügelnd wirkt. Die Initiative „Die Astronautin“, die in Bremen initiiert wurde, sorgt für eine große Resonanz besonders in fachfremden Medien.

Juckenhöfel führte weiterhin aus, dass man in diesem Zusammenhang nicht über bemannte Raumfahrt, sondern über astronautische Raumfahrt sprechen müsse, da über „Die Astronautin“ erstmals eine weibliche Astronautin die Reihe der deutschen Raumfahrer ergänzen soll.

Claudia Kessler, CEO des Unternehmens HE Space und Gründerin der Initiative „Die Astronautin“, fasste in ihrem Vortrag die bisherigen Etappen des Auswahlprozesses zusammen. Gestartet wurde „Die Astronautin“ vor einem Jahr. Circa 500 Bewerberinnen haben sich mit ihrem Bewerbungsvideo als zukünftige deutsche Raumfahrerin vorgestellt. Nach einer ersten Sichtung wurden im September 2016 120 Kandidatinnen in Berlin öffentlich vorgestellt.

80 Bewerberinnen wurden zu Eignungstests in Hamburg zusammengezogen. Das DLR mit langjähriger Erfahrung auf dem Gebiet der Piloten- und Astronautenauswahl hat die medizinischen und psychologischen Auswahltests durchgeführt. Nach ersten Interviews und Gruppenspielen im Januar 2017 in Köln wurde die Anzahl der Bewerberinnen von 30 auf 6 aussichtsreiche Kandidatinnen verkleinert. Am 19. April 2017 findet in Berlin die Endauswahl statt. Dann werden die beiden Finalistinnen offiziell vorgestellt werden.

Das Trainingsprogramm wird von ehemaligen Astronautentrainern erstellt und zunächst in Modulen gelehrt. Die modulare Ausbildung erfolgt in der ersten Ausbildungsphase in Teilzeit.

Der Start des Raumfluges soll 2020 stattfinden. Gespräche für eine Mitfluggelegenheit werden mit SpaceX und Boeing, aber auch mit Russland und China geführt werden. Die Startkosten beziffert Claudia Kessler auf 30 bis 40 Millionen Euro.

Herwig Renkwitz, VIVID Group, stellte die Crowdfunding Kampagne für das Unternehmen „Die Astronautin“ vor. Als Plattform für die Geldsammelaktion hat man sich für Start Next entschieden. Über diese Crowdfunding-Plattform wurden bisher über 4.000 Kampagnen erfolgreich abgeschlossen.

Mit der öffentlichen Vorstellung der Sammelaktion gab es auch gleichzeitig den Kick-Off. Für den Finanzierungszeitraum vom 1. März bis 30. April 2017 sind als Fundingziel 125.000 Euro für den ersten Trainingsabschnitt avisiert. Dieser Trainingsabschnitt umfasst die Trainingsmodule Grundlagentraining, Medienkompetenz, Sprachtraining Russisch, und Tauchausbildung.

Auf dieser Seite kann man die Kampagne verfolgen und Geld spenden bzw. Mementos und Arrangements zu dem privat finanzierten Raumflug einkaufen. Über die soziale Medien Facebook und Twitter kann man sich über die neuesten Entwicklungen zur Kampagne informieren.

Matthias Hill von Hill Media stellte anhand von Videos und Live-Interviews auf der Bühne die sechs aussichtsreichen Kandidatinnen vor.

In der Reihenfolge der Vorstellung sind es:

Insa Thiele-Eich, 33 Jahre alt, hat in Bonn Meteorologie studiert und arbeitet an der Universität Bonn. Frau Thiele-Eich weiß aus erster Hand, was Vorbereitung für einen Raumflug bedeutet. Ihr Vater Gerhard Thiele hat an Bord des Space Shuttle erfolgreich die Mission STS-99/SRTM absolviert.

Suzanna Randall, 37 Jahre alt, ist Astrophysikerin und arbeitet an der europäischen Südsternwarte Garching und in Chile. Frau Randall zählt u.a. Gleitschirmfliegen zu ihren Hobbys.

Magdalena Pree, 28 Jahre alt. Sie hat an der TU München Luft- und Raumfahrttechnik studiert und arbeitet im Satellitenkontrollzentrum Oberpfaffenhofen. Frau Pree hat bereits mit 17 Jahren ihre Privatpilotenlizenz (PPL) erworben.

Susanne Peters, 31 Jahre alt, hat Luft- und Raumfahrttechnik mit Schwerpunkt Raumfahrt studiert und promoviert derzeit an der Universität der Bundeswehr in München. Frau Peters arbeitet an Konzepten um Space Debris aus dem erdnahen Weltraum zu entfernen.

Lisa Marie Haas, 33 Jahre alt, hat Physik an der Universität Heidelberg studiert. Sie arbeitet als Entwicklungsingenieurin bei der Robert Bosch GmbH.

Nicola Baumann, 31 Jahre alt, ist eine von nur drei bei der Bundeswehr ausgebildeten Eurofighter-Pilotinnen. Major Baumann ist in Nörvenich stationiert und hat nach ihrer Pilotenausbildung ein Maschinenbaustudium absolviert. Bereits im November 2015 hat Major Baumann begonnen, ihre Bewerbungsunterlagen für eine Initiativbewerbung als Astronautin bei der ESA zusammenzustellen. Sie wurde dann durch die Initiative „Die Astronautin“ überrascht. Major Baumann möchte nicht nur diesen Kurzzeitflug im Rahmen der Kampagne fliegen, sondern sich auch weiter für eine Langzeitmission empfehlen.

Alle sechs Finalistinnen haben seit ihrer Kindheit den Traum, Astronautin werden zu wollen. Sie sehen sich als Vorreiter für Frauen in MINT-Berufen und sagen unisono: „Wenn Vorbilder fehlen, fehlt Nachwuchs.“

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