Die letzte gemeinsame Woche auf der ISS

Die Arbeit der Mannschaft der ISS als Sechspersonencrew neigt sich ihrem Ende entgegen. Die Besatzung von Sojus-TMA 01M bereitet sich intensiv auf ihre Rückkehr vor und HTV 2 wechselte erneut die Seite. Weiterhin wurde am Freitag der japanische Stationsteil größtenteils deaktiviert. (Newsbild: Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka in Swesda)

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net. Vertont von Peter Rittinger.

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Kommandant Scott Kelly und Dmitri Kondratjew mit Stauboxen im Unity-Modul
(Bild: NASA)

Am Montag begann die Arbeitswoche Nummer 16 der Langzeitbesatzung 26 an Bord der Internationalen Raumstation. Es ist die letzte vollständige Woche dieser Stammbesatzung und sie wurde mit dem Ablegen des Space Shuttles Discovery auf ihrer letzten Mission STS-133 eingeläutet. Nach der anspruchsvollen Zeit mit den sechs Kollegen der Discovery, es wurden mehr als 100% der Aufgaben bewältigt, konnte die Besatzung am Dienstag einen Tag mit etwas Freizeit genießen. Lediglich einige kleinere Aufgaben, wie die Fortführung von Experimenten (SLEEP, Pilot-M, NUTRITION), einige Transporte und die Wartung von ARED, standen auf dem Programm.

Zur Mitte der Woche wurde die Arbeit intensiviert und die Besatzung von Sojus-TMA 01M, Scott Kelly, Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka, bereitete sich auf ihre Rückkehr zur Erde vor. Diese soll in der nächsten Woche am 16. März erfolgen. Alle drei Raumfahrer prüften ihre Sokol-Fluganzüge auf Dichtigkeit und Funktion, Oleg Skripotschka verlud Fracht im Rückkehrmodul sowie nicht mehr benötigte Gegenstände und Müll im Orbitalmodul der Sojus. Das Obitalmodul wird ebenso wie das Sevicemodul beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Alexander Kaleri führte mit dem zukünftigen Kommandanten der ISS Dmitri Kondratjew mehrere Übergabegespräche zum russischen Segment durch. Die drei Rückkehrer probierten auch ihre „Kentavr anti-G“-Kleidung an. Diese spezielle Kleidung, bestehend aus Shorts, Gamaschen, Unterhose, Trikot und Socken, wird unter dem Sokol-Fluganzug getragen. Sie soll den Langzeitraumfahrern die Wiederanpassung an die Schwerkraft der Erde erleichtern.

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HTV 2 wird angekoppelt
(Bild: NASA)

Vorbereitend auf das erneute Umsetzen von „KOUNOTORI“ HTV 2 entfernten Paolo Nespoli und Catherine Coleman Frachtpakete aus dem Bereich der unteren Luke von Harmony und befestigten diese im vorderen Bereich des selben Moduls. Zum Umsetzen von HTV 2 war es ebenfalls nötig, den mobilen Transporter MT auf der Gitterstruktur der Station zu verfahren. Die Bodenstation bewegte den MT von der Arbeitsposition 3 zur Arbeitsposition 5, währenddessen waren die russischen Triebwerke zur Lageregelung deaktiviert und das Training der Besatzung auf nicht gefedert aufgehängten Sportgeräten z. B. VELO untersagt. Am Mittag des 10. März wurden erneut die sechzehn Haltebolzen gelöst und der japanische Transporter mit dem Stationsarm Canadarm2 zum erdzugewandten Kopplungsstutzen (Nadir) des Harmony-Moduls bewegt. Die festen Verbindungen mit der ISS konnten gegen 17:45 Uhr MEZ hergestellt werden. Hier soll er bis zu seinem Missionsende am 28. März verbleiben, um dann die ISS endgültig zu verlassen und planmäßig in der Erdatmosphäre zu verglühen. Das Öffnen der Luke zum HTV 2 wurde auf Grund des schweren Erdbebens in Japan und dem damit verbundenen Ausfall des Tsukuba-Kontrollzentrums in die nächste Woche verschoben (wir berichteten). Der japanische Stationsteil wird zur Zeit provisorisch von Houston aus weiter betreut, die meisten Systeme, bis auf einige Kontrollen und den MELFI-Gefrierschrank, wurden heruntergefahren.

In dieser Woche gab es einige Probleme mit dem Thermal-Kontrollsystem im russischen Segment. Dmitri Kondratjew arbeitete einige Stunden an einer N1-Mikropumpe des Kühlkreislaufes 2, welche sich nicht aktivieren ließ. Dabei ersetzte er einige Schalter, änderte Verbindungen und führte Messungen mit dem elektronischen Multimeter MMTs-01 durch. Für die sichere Rückkehr von Sojus-TMA 01M und der vorangegangenen Probleme mit der Neptun-Konsole der Rückkehrkapsel wurden zwei zusätzliche Tests durchgeführt. Es erfolgte die Prüfung der Funktion der manuellen Kontrolle (lokal vertikal/lokal horizontal) des Digital-Avionik-Systems der Sojus. Der zweite Test betraf die Backup-Funktion, also die neue Software und die vier am 2. Februar installierten Mikroampermeter. Fallen beide Tests positiv aus, stehen der Mannschaft alle 4 verfügbaren Landungsweisen (zwei automatisch, zwei nach Handbuch) zur Verfügung. Sollten beide Systeme versagen, wird ein ballistischer Wiedereintritt durchgeführt.

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Paolo Nespoli arbeitet am Light Microscopy Module (LMM)
(Bild: NASA)

Weiterhin betreute Dmitri Kondratjew das laufende Experiment TEKh-22 “Identifikatsiya” (Identifikation) im Rasswjet-Modul. Dabei werden strukturelle Daten der Station durch einen Mikrobeschleunigungssensor erfasst. Die während der STS-133 Mission gewonnen Messwerte, zum Beispiel beim Andocken, wurden heruntergeladen und zur Erde gesendet. Paolo Nespoli hatte die Aufgabe im Light Microscopy Module (LMM) einige Proben auszutauschen. Dafür öffnete er das Fluids Integrated Rack (FIR) im Destiny-Modul und tausche die biologische Proben im LMM aus. Anschließend konnte die Experimentreihe, von der Bodenstation gesteuert, fortgesetzt werden.

Etliche kleinere Tätigkeiten fielen in dieser Woche an. So führte Paolo Nespoli eine erste Auffrischung der Stationsatmosphäre mit Sauerstoff aus den ATV-Tanks aus. Es wurden 10 mmHg Sauerstoff mit Hilfe des GCP (Gas Control Panel) freigesetzt. Auf russischer Seite wurde eine Wartung und Fehlersuche am Laufband TVIS ausgeführt und die täglichen Routinewartungen am Umweltkontroll- und Lebenserhaltungssystem vorgenommen. Alexander Kaleri aktualisierte das stationseigene Inventar-Management-System (IMS). Die Inventar-Datei wird regelmäßig mit den drei Bodenstationen (Houston, Moskau, Baikonur) ausgetauscht und abgeglichen. Scott Kelly und Dmitri Kondratjew bereiteten sich auf die Zeremonie der Kommandoübergabe vor, wobei sie die Aufgaben und Verantwortungen eines Kommandanten besprachen. Die traditionelle Übergabezeremonie, “Change of Command”-Zeremonie genannt, soll am 14. März mit allen Besatzungsmitgliedern stattfinden.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 11.03.2011:351,3 km bei einem Höhenverlust von 232 Metern in den letzten 24 Stunden.

Zukünftige Ereignisse:

  • 14. März, Kommandoübergabe von Scott Kelly an Dmitri Kondratjew
  • 16. März, Sojus-TMA 01M verlässt die ISS, Ende der Expedition 26
  • 18. März, Bahnanhebung der ISS durch ATV-2

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