DLR wird Mitglied der Charta für Katastrophenhilfe

Am 19. Oktober 2010 trat das Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) der Internationalen Charta für Weltraum und Naturkatastrophen bei. Die Unterzeichner dieser Charta erklären sich bereit, im Fall von Naturkatastrophen die Daten ihrer Erdbeobachtungssatelliten für die Koordinierung der Katastrophenhilfe zur Verfügung zu stellen.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: DLR, International Charter Space and Major Disasters.

DLR, Infoterra GmbH, ESA, ODM
TerraSAR-X kartierte das im Sommer 2010 in Pakistan überschwemmte Gebiet. Durch die Radarbilder konnten Aussagen und Abschätzungen über die Anzahl der zerstörten Häuser und über den Zustand der Verkehrswege getroffen werden. Diese Angaben gingen in die Koordination der Hilfsmaßnahmen ein.
(Bild: DLR, Infoterra GmbH, ESA, ODM)

Bei der „International Charter Space and Major Disasters“, zu deutsch „Internationale Charta für Weltraum und Naturkatastrophen“, handelt es sich um ein internationales Abkommen zwischen verschiedenen Weltraumbehörden und Satellitenbetreibern. Mit dem Beitritt zu der Charta bekunden die Unterzeichner ihre Bereitschaft, ihre jeweiligen Weltraum-Infrastrukturen im Katastrophenfall zur Unterstützung des Krisenmanagements zur Verfügung zu stellen.

Die Beteiligung basiert auf dem Prinzip, dass jedes Mitglied seine Systeme nach besten Kräften in den Mechanismus der Charta einbringt. Bis vor Kurzen hatte die Charta 10 Vollmitglieder, zu denen unter anderen die Europäische Weltraumorganisation ESA, die französische Weltraumagentur CNES, die Raumfahrtagenturen von Kanada, Japan, China und Indien sowie die US-amerikanischen Behörden National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und United States Geological Survey (USGS) gehören.

Seitdem sie am 1. November 2000 offiziell in Kraft getreten ist, wurde die Charta über 280 mal aktiviert. Dies geschah zum Beispiel im Fall des Elbe-Hochwassers im Jahr 2002, im Anschluss an den Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004 oder während der Überschwemmungen in Pakistan im vergangenen Sommer. Nach einer erfolgten Aktivierung der Charta können Katastrophenschutz, Rettungskräfte und Sicherheitsorgane schnell und unbürokratisch auf die Satellitendaten der von den Vertragspartnern eingesetzten Erdbeobachtungssatelliten zurückgreifen und die erforderlichen Rettungs- und Hilfsmaßnahmen einleiten und koordinieren. Die bisher letzte Aktivierung der Charta erfolgte am 21. Oktober 2010 als Reaktion auf den Taifun Megi, welcher über die Philippinen zog.

Im Rahmen einer Festveranstaltung in Paris zum zehnjährigen Bestehen der Charta unterzeichnete Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Charta. Damit erklärte sich das DLR als elftes Vollmitglied dazu bereit, seine Kompetenzen und Ressourcen, insbesondere im Bereich der Erdbeobachtung, zur Bewältigung von Naturkatastrophen und großen Unfällen beizusteuern. „Die Charta hat in den zehn Jahren ihres Bestehens bewiesen, wie wertvoll die Erdbeobachtung aus dem Weltraum in Katastrophenfällen ist. Diese Aktivitäten haben Menschenleben gerettet und Leiden gelindert“, würdigte Prof. Wörner die Verdienste der Charta.

DLR, Infoterra GmbH
TerraSAR-X kartiert seit dem Jahr 2007 durch Hochwasser überschwemmte Gebiete. Das Bild zeigt die Orte Gloucester (unten im Bild) und Cheltenham (rechte Bildmitte) am 25. Juli 2007. Sehr deutlich zu sehen sind überfluteten Bereiche des Flusses Severn (links im gesamten Bild). Das DLR-Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) in Oberpfaffenhofen hat aktuelle Daten des TerraSAR-X Satelliten bereits während dieses Hochwassers für die Ableitung von Kartenprodukten zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort eingesetzt.
(Bild: DLR, Infoterra GmbH)

Mit dem Beitritt zur Charta ergänzt das DLR in seiner Rolle als Raumfahrt-Agentur das breite Engagement Deutschlands im Rahmen der Satelliten-Nutzung im Fall von Naturkatastrophen, Großunfällen oder humanitären Hilfsaktionen. Der zentrale Beitrag des DLR wird zunächst aus der Bereitstellung von Radarbilddaten des TerraSAR-X-Satelliten bestehen. „TerraSAR-X liefert sehr schnell detaillierte Bilder und nimmt unabhängig von Wolken oder Tageszeit auf. Gerade für Überschwemmungen eignet er sich daher sehr gut“, erläuterte Dr. Stefan Voigt, Koordinator des Zentrums für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR, am Rande der Veranstaltung.

Das ZKI ist weltweit eines der wichtigsten Zentren für die Aufbereitung von Informationen aus Satellitendaten zur Anwendung in Krisenfällen. Daneben entwickelt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe seit Jahren als wichtiger Nutzer den Notfall-Dienst des europäischen „Global Monitoring for Environment and Security (GMES)“-Programms mit. Das DLR hat darüber hinaus mit dem Projekt „DeSecure“ die Entwicklung technischer Kapazitäten in diesem Bereich gefördert und die Bundesregierung unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) das Programm „Platform for Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response“ der Vereinten Nationen, UN-SPIDER. Diese verschiedenen Aktivitäten haben das Ziel, die Verfügbarkeit und den Einsatz von Satelliteninformationen für die Notfall-Reaktion und Krisenbewältigung weltweit zu verbessern.

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