Doppelpremiere aufgeschoben

Der für heute angesetzte erste Start einer Sojus-Trägerrakete vom Raumfahrt-Startgelände Kourou wurde aufgrund eines technischen Fehlers in der Betankungsanlage verschoben.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Arianespace, ESA, Raumcon.

ESA, S. Corvaja
Sojus-Trägerrakete ohne Nutzlast
(Bild: ESA, S. Corvaja)

Das Problem bestand offenbar darin, dass ein Drucksensor an einem Ventil der Betankungsanlage einen zu geringen Druck gemessen hat und der Betankungsvorgang daraufhin automatisch unterbrochen wurde.

Da die Startanlage in Französisch-Guayana vollkommen neu ist, sollte der Vorfall nicht zu überraschend sein. Es gab zwar im Vorfeld ausgiebige Tests, die jedoch niemals vollständig einen tatsächlichen Einsatz simulieren können. Zudem wird es einige Modifikationen an der Startanlage gegenüber denen in Russland und Kasachstan gegeben haben, da in Südamerika gänzlich andere klimatische Bedingungen herrschen als in der kasachischen Steppe oder im russischen Norden.

Neben dem Erstflug einer russischen Rakete von Kourou aus wäre auch die Nutzlast eine Premiere gewesen. Dabei handelt es sich nämlich um die beiden ersten Satelliten einer Einsatzversion für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo. Die Validierungskonfiguration soll aus 4 von EADS Astrium gebauten Satelliten bestehen, die auf 2 Bahnen weitergehende Überprüfungen erlauben als die bisherigen Testsatelliten. Die vollständige Konfiguration soll aus 18 Satelliten bestehen, die auf 3 Bahnen in etwa 23.000 Kilometern Höhe die Erde umlaufen und damit weltweit ausreichende Navigationssignale zur Verfügung stellen können. Die Folgesatelliten werden von OHB in Bremen produziert.

Die entwickelte Technik soll eine höhere Genauigkeit gegenüber dem GPS-System ermöglichen. Außerdem sollen damit unabhängig von den USA Navigationsdienste bereitgestellt werden. Galileo ist ein gemeinsames Projekt von Europäischer Union und der ESA.

ESA, S. Corvaja
Die gut verpackte Nutzlast, bestehend aus zwei Galileo-IOV-Satelliten
(Bild: ESA, S. Corvaja)

Beteiligt sind aber auch Institutionen in China, Indien und 7 weiteren Staaten. Galileo wird nach dem Global Positioning System (GPS, USA), dem Globalnaja Nawigazionnaja Sputnikowaja Sistema (GloNaSS, UdSSR/Russland) und Beidou (Kompass, China) das vierte Satellitennavigationssystem weltweit.

Ob morgen ein neuer Startversuch angesetzt wird, steht gegenwärtig noch nicht fest.

Raumcon:

Nach oben scrollen