ESA: 10 Jahre Vorbereitung auf „Armageddon“

Es ist ein Szenario, das durch den Film “Armageddon” von 1998 berühmt wurde: Ein Asteroid wird auf Kollisionskurs mit der Erde gesichtet und Expert*innen versuchen, eine Weltraummission zu starten, um ein Rendezvous mit dem Asteroiden zu ermöglichen und die Gefahr zu abzuwenden. Es ist ein klassischer Science-Fiction-Film, aber wussten Sie, dass es wirklich eine Gruppe gibt, die dafür verantwortlich ist, eine solche Reaktion vorzuschlagen? Sie hat gerade ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Eine Information der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).

Quelle: ESA 13. Februar 2024.

13. Februar 2024 – Als der Tscheljabinsk-Asteroid im Februar 2013 über Russlands Uralregion niederging, machte er deutlich, wie angreifbar die Menschheit ist.

Asteroid über Uralregion. (Bild: Alex Alishevskikh CC BY-SA 2.0)
Asteroid über Uralregion. (Bild: Alex Alishevskikh CC BY-SA 2.0)

Mit einer Masse von rund 12 000 Tonnen und einer Größe von 19 Metern war der Tscheljabinsk-Asteroid der Zweitgrößte, der im letzten Jahrhundert auf der Erde einschlug. Nach dem Aufprall in der oberen Atmosphäre in einem flachen Winkel und mit hoher Geschwindigkeit zerfiel er und setzte eine Schockwelle frei, bei der mehr als 1500 Menschen verletzt und 7300 Gebäude beschädigt wurden. Viele Menschen wurden auch durch umherfliegende Glassplitter verletzt, als sie aus den Fenstern blickten, um das Geschehen zu beobachten.

Durch eine seltsame Laune des Schicksals schlug der Tscheljabinsk-Asteroid am selben Tag ein, an dem die Arbeitsgruppe für erdnahe Objekte des UN-Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums (United Nations Committee on Peaceful Uses of Outer Space Working Group on Near-Earth Objects) in Wien zusammentrat, um eine Empfehlung an die Vereinten Nationen zu erarbeiten, wie die Erde vor möglichen Asteroideneinschlägen geschützt werden kann.

Bei diesem Treffen legten die Expert*innen den Grundstein für die Schaffung von zwei internationalen Gremien. Diese sollen eine wirklich globale Reaktion auf das Risiko eines Asteroideneinschlags ermöglichen: das Internationale Asteroidenwarnnetz (International Asteroid Warning Network, IAWN) und die Beratungsgruppe für Weltraummissionen (Space Mission Planning Advisory Group, SMPAG).

Vorbeugung: Asteroidenablenkung. (Grafik: CC BY-SA 3.0 IGO)
Vorbeugung: Asteroidenablenkung. (Grafik: CC BY-SA 3.0 IGO)

Das gleiche Ziel vor Augen
SMPAG und IAWN feiern nun ihr zehnjähriges Bestehen. Das erste SMPAG-Treffen fand am 6. und 7. Februar 2014 statt, das erste IAWM-Treffen im Januar desselben Jahres.

IAWN wird von der NASA koordiniert: Es ist eine weltweite Zusammenarbeit von Asteroidenbeobachter*innen, -analyst*innen und -modellier*innen. Wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde entdeckt wird, schätzt das IAWN den Zeitpunkt, den Ort und die Schwere des Einschlags ein.

Aufgabe des IAWN ist es, die SMPAG und die nationalen Regierungen unter Einschaltung der Vereinten Nationen zu informieren und Informationen über den Asteroiden bereitzustellen, die für die Planung einer reaktiven Weltraummission und für zivile Katastrophenvorbereitungs- und bekämpfungsstellen benötigt werden.

Die ESA sitzt der SMPAG vor: Sie dient als Forum für die Weltraumorganisationen und koordiniert die weltraumgestützte Reaktion der Erde auf die Gefahr.

Die SMPAG bewertet die Möglichkeit des Einsatzes von Weltraummissionen (in der Regel ohne Ölbohrer) zur Untersuchung, Ablenkung oder Zerstörung eines eintreffenden Asteroiden mit einer Größe von mehr als 50 Metern und einer Einschlagswahrscheinlichkeit von mehr als 1 %. Anschließend berät sie Entscheidungsträger*innen über mögliche Maßnahmen.

Kein Nachlassen beim ESA-Planetenschutz
Während des jüngsten 22. Treffens der SMPAG am 31. Januar 2024 war eines der wichtigsten Gesprächsthemen der mögliche Informationsaustausch zwischen Raumfahrtagenturen, die den Asteroiden Apophis erkunden wollen.

Apophis ist ein großer Asteroid mit einem geschätzten Durchmesser von etwa 350 Metern, der am 13. April 2029 sicher an der Erde vorbeifliegen wird. Er wird unserem Planeten näherkommen als der Ring der Telekommunikations- und Wettervorhersage-Satelliten in der geostationären Umlaufbahn.

Dieser Vorbeiflug bietet die einzigartige Chance, einen so großen Asteroiden mit einer Satellitenmission aus nächster Nähe zu untersuchen, und einige Raumfahrtagenturen beabsichtigen, das Beste daraus zu machen. Die ESA untersucht derzeit zwei Missionskonzepte, die Apophis bei seiner Annäherung an die Erde im Jahr 2029 anfliegen könnten.

Die ESA bereitet derzeit auch den Start der Hera-Mission vor. Im September 2022 demonstrierte die DART-Mission der NASA eine Schlüsselkomponente der Asteroidenablenkung – einen gezielten Einschlag, bei dem eine Raumsonde absichtlich in einen Asteroiden stürzt, um dessen Kurs zu ändern.

Flyeye-Teleskop. (Grafik: ESA/A. Baker)
Flyeye-Teleskop. (Grafik: ESA/A. Baker)

Hera soll im Oktober 2024 starten, zum Didymos-Asteroidensystem reisen und die Ergebnisse untersuchen. Auf diese Weise wird die Sonde dazu beitragen, das neuartige Experiment in ein wiederholbares Konzept zur Verteidigung unseres Planeten zu verwandeln.

Um einen Asteroiden abzulenken, muss man ihn zunächst entdecken. Das Minor Planet Center (MPC) katalogisiert derzeit über 34.000 bekannte erdnahe Asteroiden, und das Near-Earth Object Coordination Centre (NEO-CC) der ESA hat sie genau im Blick.

NEOMIR - Asteroidendetektiv in der Umlaufbahn. (Grafik: ESA / Pierre Carril)
NEOMIR – Asteroidendetektiv in der Umlaufbahn. (Grafik: ESA / Pierre Carril)

Zwei Test-Bed-Teleskope der ESA und das zukünftige Flyeye-Teleskop sind Teil eines künftigen automatisierten Netzwerks, das auf der Jagd nach neuen, potenziell gefährlichen Weltraumobjekten jeden Abend kontinuierlich den gesamten Himmel abtasten wird. Alles, was dieses Netzwerk findet, wird von Menschen überprüft, bevor es dem Minor Planet Center vorgelegt wird, um weitere Beobachtungen einzuleiten.

Aber selbst dieses Netzwerk wird nicht in der Lage sein, die Asteroiden zu entdecken, die auf die Erde zusteuern, während sie sich im grellen Licht der Sonne verstecken. Das von der ESA vorgeschlagene weltraumgestützte NEOMIR-Teleskop wird sich außerhalb der verzerrenden Erdatmosphäre befinden und sich daher auf Infrarotlicht statt auf sichtbares Licht stützen können. Durch Beobachtungen im Infrarotbereich wird NEOMIR die von den Asteroiden selbst abgestrahlte Wärme erkennen, die nicht vom Sonnenlicht überstrahlt wird.

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