Eine bahnbrechende Studie, die Satellitendaten und Künstliche Intelligenz kombiniert, hat neues Licht auf die Anzahl der Schiffe auf See geworfen. Erstaunlicherweise zeigt die Studie, dass rund 75 % der Industriefischereifahrzeuge weltweit zuvor für öffentliche Ortungssysteme unsichtbar waren. Eine Information der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Quelle: ESA 24. Januar 2024.
24. Januar 2024 – Die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie wurde von Global Fishing Watch geleitet – einer Organisation, die sich für die Nutzung des Meeres mit mehr Transparenz der menschlichen Aktivitäten auf See einsetzt.
Nicht alle Boote sind gesetzlich verpflichtet, ihre Position anzugeben, aber Schiffe, die nicht in öffentlichen Überwachungssystemen erfasst sind, oft als „dunkle Flotten“ bezeichnet, können Herausforderungen für den Schutz und die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen darstellen.
Mithilfe von Radardaten der Copernicus Sentinel-1-Mission und zusätzlichen optischen Daten der Copernicus Sentinel-2-Mission zusammen mit GPS-Informationen über einen Zeitraum von fünf Jahren konnten Forschende von Global Fishing Watch Schiffe identifizieren, die ihre Positionen nicht angegeben hatten.
Durch die Anwendung von maschinellem Lernen auf die Daten konnten die Forschenden dann schlussfolgern, welches der Schiffe in der Fischerei tätig war.
Die Untersuchung erstreckte sich über den Zeitraum 2017-2021 und beinhaltete Küstengewässer auf sechs Kontinenten, in denen der überwiegende Teil der Fischerei- und Offshore-Infrastruktur konzentriert ist.
Sie fanden zahlreiche unsichtbare Fischereifahrzeuge in vielen Meeresschutzgebieten und eine hohe Konzentration von Schiffen in den Gewässern vieler Länder, die zuvor nur wenig bis gar keine Schiffstätigkeit durch öffentliche Überwachungssysteme zeigten.
Es stellte sich auch heraus, dass mehr als 25 % der Aktivitäten von Transport- und Energieschiffen in den Überwachungssystemen fehlten.
„Auf unseren Meeren zeichnet sich eine neue industrielle Revolution ab, die bislang unentdeckt geblieben ist“, sagte David Kroodsma, Direktor für Forschung und Innovation bei Global Fishing Watch.
„An Land haben wir detaillierte Karten von fast jeder Straße und jedem Gebäude auf dem Planeten. Im Gegensatz dazu ist das Wachstum auf unseren Ozeanen der Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben. Diese Studie hilft, die toten Winkel zu beseitigen und wirft ein Licht auf die Breite und Intensität der menschlichen Tätigkeit auf See.“
Fernando Paolo, Senior Machine Learning Engineer bei Global Fishing Watch, fügte hinzu: „Historisch gesehen wurde die Schifffahrt unzureichend dokumentiert, was unser Verständnis darüber einschränkt, wie die weltweit größte öffentliche Ressource – der Ozean – genutzt wird.
Durch die Kombination von Weltraumtechnologie und modernstem maschinellem Lernen haben wir bisher unbekannte industrielle Aktivitäten auf See in einem nie dagewesenen Umfang erfasst.“
Öffentlich zugängliche Daten deuten darauf hin, dass Asien und Europa eine ähnliche Anzahl von Fischereifahrzeugen innerhalb ihrer jeweiligen Grenzen haben – dies ist jedoch nicht der Fall.
Jennifer Raynor, Assistenzprofessorin für Naturressourcen-Ökonomie an der Universität Wisconsin-Madison, sagte: „Unsere Kartierung zeigt, dass Asien dominiert. Von zehn Fischerbooten, die wir auf dem Wasser gefunden haben, waren sieben in Asien, während nur eines in Europa war.
Durch die Kenntlichmachung nicht erfasster Schiffe haben wir das umfassendste öffentliche Bild der globalen industriellen Fischerei geschaffen, das es gibt.“
Der Copernicus Sentinel-1-Missionsleiter der ESA, Nuno Miranda, erklärte: „Wir sind über die Ergebnisse der Studie überrascht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand erwartet hat, dass 75 % der Schiffe auf See ihre Position nicht übermitteln.
Wir sind sehr stolz auf die wichtige Rolle, die Sentinel-1 bei diesen erstaunlichen Ergebnissen gespielt hat.
Die Mission zeigt, wie die Fähigkeit des Radars, bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht Bilder zu liefern, in Verbindung mit seinen systematischen und globalen Beobachtungen ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen ermöglicht.“
Neben den Auswirkungen auf Schiffe, die illegal fischen könnten, werden diese Ergebnisse auch dazu beitragen, mehr über die Treibhausgasemissionen auf See zu erfahren.
Die Studie betrachtete auch Offshore-Infrastruktur wie Windräder und Ölplattformen.
Während des Untersuchungszeitraums nahmen die Ölplattformen um 16 % zu, während sich die Zahl der Windturbinen mehr als verdoppelte. Bis 2021 übertreffen die Turbinen die Ölplattformen. Chinas Offshore-Windenergie verzeichnete mit einer Verneunfachung zwischen 2017 und 2021 das stärkste Wachstum.
Diese Daten helfen uns, die Auswirkungen und Trends der Entwicklung verstehen.
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